Trier auf dem Dachboden

TRIER. Für die Trierer Feuerwehr ist Fritz Plorin unersetzlich. Der 78-Jährige baut maßstabsgetreue Straßenzüge für die Ausbildung der Wehrleute nach.

 Fritz Plorin (Mitte), Feuerwehrchef Herbert Albers-Hain (links) und Bürgermeister Georg Bernarding am Modell.Foto: Hans Michael Engelke

Fritz Plorin (Mitte), Feuerwehrchef Herbert Albers-Hain (links) und Bürgermeister Georg Bernarding am Modell.Foto: Hans Michael Engelke

Glänzende Augen bekommt Fritz Plorin, wenn er über sein Hobby spricht. Zu Hause unter dem Dachboden ist der Pensionär Chef einer riesigen Flotte von Eisenbahnen und Herr über unzählige Meter Gleise und Wege. Da rasen Züge durch Tunnel, Autos fahren wie von Geisterhand über Straßen, Flugzeuge kreisen am Himmel. Feuerwehrautos stehen mit zuckenden Blaulichtern am Straßenrand, und wenn man das Licht unter dem Dach ausschaltet, meint man, eine echte beleuchtete Stadt in der Dämmerung vor sich zu haben. "Damals, als Junge", erzählt Plorin, "bin ich ab und zu mit meinen Eltern von Moers zum Einkaufen nach Duisburg gefahren. Dort war eine große Eisenbahnmodellanlage aufgebaut. Zwei Stunden stand ich manchmal davor. Meine Eltern wussten immer, wo sie mich finden konnten." 1955 fiel der Startschuss für die eigene Anlage, seitdem lässt der Modellbahn-Virus den Pensionär nicht mehr los. In fast einem halben Jahrhundert entstand so eine unvergleichlich faszinierende Modelllandschaft unter einem Kordeler Dachboden. Soviel Kompetenz in Sachen Modellbau blieb der Trierer Feuerwehr natürlich nicht verborgen, zumal Plorins Sohn Günter als Brandamtsrat in eben dieser Feuerwehr tätig ist. Triers Feuerwehrchef Herbert Albers-Hain stellte sich in der Vergangenheit die Aufgabe, die Ausbildung des Führungsnachwuchses bei der Wehr zu optimieren. Praxisbezug und Entscheidungskompetenz sollten gefördert werden. "Wir haben überlegt, wie können wir das machen?", berichtet Albers-Hain. Und wo, wenn nicht am fast realen Objekt, ließe sich besser üben. Also fragten die Wehrleute bei Fritz Plorin an, ob er seine Modellbaufähigkeiten für die Trierer Feuerwehr zur Verfügung stellen und ein großes, maßstabsgetreues Modellgelände erschaffen wolle. Dieser ließ sich nicht zweimal bitten, legte sich ins Zeug, und so entstand in langer Arbeit eine Modellanlage, der es an Naturtreue nicht mangelt. Natürlich gibt es darauf auch Gleise und eine Bahn. Außerdem Straßenzüge, ähnlich denen in Trier, ein Stromwerk, Gewässer, Brücken, eben alles, was es im wahren Leben einer Stadt auch gibt. Das Gros des Materials wird aus dem Säckel der Feuerwehr finanziert, die Arbeit und viele Kleinigkeiten des Modells aber lässt sich Plorin nicht vergelten."Wertvoll und unbezahlbar"

Feuerwehrchef Albers-Hain ist begeistert. An dieser Anlage sei eine enorm realitätsnahe Ausbildung möglich. Die zukünftigen Führungskräfte der Feuerwehr bekommen am Modell vom Planspielleiter eine Lage und müssen entsprechend reagieren. Welchen Löschzug setze ich wo ein? Wo gilt es, Menschen und Sachwerte zu schützen? Wie positioniere ich meine Drehleiter? "Wertvoll und unbezahlbar" ist die Arbeit Plorins für Bürgermeister Georg Bernarding. Der kündigte an, beim zukünftigen Ausbau der Trierer Feuerwehrwache in einer extra zu errichtenden Halle ganz Trier im Maßstab 1 : 87 nachbauen zu lassen. Zu Fritz Plorins großem Bedauern tat der Feuerwehrdezernent das mit einem ganz deutlichen Augenzwinkern.

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