Trier bald "Gesundheitsregion der Zukunft"?

Ein regionales Gesundheitsnetzwerk will dem Ärztemangel im ländlichen Raum entgegenwirken und eine wohnortnahe Versorgung der Patienten gewährleisten. Mehr als 50 Partner von Krankenkassen bis zu IT-Firmen sind an dem gemeinsamen Projekt beteiligt, das von der Universität Trier gesteuert wird. In Aussicht steht eine Bundesförderung in Höhe von insgesamt zehn Millionen Euro.

Trier. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat den Wettbewerb "Gesundheitsregionen der Zukunft" ausgelobt und wird 2009 den Sieger bestimmen. Das Trierer Entwicklungskonzept hat die erste Runde überstanden und hat jetzt noch 19 Konkurrenten im Kampf um die Millionen. "Das ist bereits ein großer Erfolg", sagt Professor Andreas Goldschmidt, Leiter des Internationalen Health Care Management Instituts der Uni Trier. "Wir werden uns der Herausforderung stellen, gemeinsam mit unseren Partnern die regionale Patientenversorgung zu stärken und neu zu strukturieren."

Klare Worte und hohe Ziele. Gerade in den ländlichen Räumen der Region Trier werden die Versorgungslücken immer größer. Hier soll das Projekt mit dem sperrigen Titel "eHealth und Gesundheitslogistikforschung Trier+" ansetzen. Das dem englischen Begriff für Gesundheit vorangestellte kleine "E" ist typischer IT-Jargon und unterstreicht die Bedeutung dieser Branche für das Projekt.

Optimierte Transportkette bis zur letzten Meile



Die mobile Versorgung bis zur letzten Meile, eine optimierte Transportkette innerhalb der gesamten Region, lokale Gesundheitszentren sowie ein zentrales Logistik- und Dienstleistungszentrum - so stellt sich Goldschmidt das Projekt vor.

Die ambulanten und stationären Angebote in Ober- und Mittelzentren, die regionalen Gesundheitszentren und die - noch übrigen - Arztpraxen im ländlichen Raum sollen durch Innovations- und Kommunikationstechnologien und ambulante Dienstleister eng miteinander verzahnt werden. "Wir wollen eine neue Versorgungs-, Kooperations- und Steuerungsstruktur schaffen", betont der Professor.

Wenn sich das Trierer Projekt in der zweiten Phase des Bundeswettbewerbs durchsetzt, finanziert der Bund den Ausbau der Gesundheitsregion Trier über vier Jahre mit zehn Millionen Euro. Die finale Entscheidung fällt im Juni 2009.

Gestern trafen sich alle Partner an der Uni Trier. "Wir haben uns der Aufgabe gestellt, das Gesundheitsnetzwerk Trier+ nicht nur als Forschungsgesellschaft zu etablieren, sondern auch konkret auszubauen und zu koordinieren", sagt Christel Egner-Duppich, Geschäftsführerin des Competence Center E-Business der Uni Trier. "Alle Partner wollen ihre Ressourcen bündeln."

Die Versorgung der Patienten ist dabei nicht das einzige Ziel. "Es geht auch darum, die Gesundheitswirtschaft mit ihrer großen Bedeutung für den regionalen Arbeitsmarkt zu stärken", sagt der Trierer Berater Alfred Gettmann, der die Projektkoordination unterstützt. Der ländliche Raum soll für praktische Ärzte wieder attraktiv werden.

Meinung

Daumen drücken!

Zugegeben: Die Anglizismus-bedingte Sprachbarriere macht den Zugang zu diesem Projekt schwer. Doch wer sich durch Health Care (Gesundheitsversorgung) und E-Business (Sammelbegriff für Produkt-, Projekt- und Kundenmanagement) hindurchkämpft, findet ein Forschungsprojekt, das gerade in der Region Trier sehr viel verändern kann. Vorher muss die "Gesundheitslogistikforschung Trier+" zwar noch die Jury des Bundesministeriums für Bildung und Forschung überzeugen, doch die Chancen stehen gut. Das liegt vor allem an der Auswahl der Projektpartner. Einrichtungen der Gesundheitsversorgung, Krankenkassen, Verbände und IT-Experten arbeiten hier eng zusammen. Ein effizientes Versorgungsnetzwerk würde die Lebensqualität vieler Menschen enorm steigern, und auch der regionale Arbeitsmarkt würde davon profitieren. Eine Region drückt die Daumen. j.pistorius@volksfreund.de

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