Trier bleibt eine rote Hochburg

TRIER. Strahlende Siegerin: Die Sozialdemokratin Malu Dreyer hat am Sonntag bei der Landtagswahl im ersten Anlauf das Direktmandat im Wahlkreis 25 Trier-Stadt gewonnen. Sie hat den CDU-Spitzenkandidaten Christoph Böhr in dessen Heimatstadt klar abgehängt und 45,5 Prozent der Stimmen geholt. Für Böhr haben nur 35,4 Prozent der Wähler gestimmt.

Wie sich die Zeiten ändern: 2001 verläuft der Kampf um das Direktmandat in der Stadt Trier bis zum Schluss spannend. Christoph Böhr und sein damaliger sozialdemokratischer Widersacher Christoph Grimm liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das Grimm mit 39,1 zu 38,2 Prozent für sich entscheidet. Fünf Jahre später bestehen schon nach den ersten Zahlen keine Zweifel an der Siegerin."Riesige Freude" bei der Siegerin Dreyer

Malu Dreyer, Ministerin im Kabinett Beck, aber bislang nicht als Abgeordnete im Landtag vertreten, liegt schon kurz nach 18 Uhr deutlich vorne und bringt den Vorsprung locker über die Ziellinie. Sie fährt 6,5 Prozent mehr Erststimmen ein als ihr Vorgänger Grimm und verzeichnet sogar ein besseres persönliches Ergebnis (45,5 Prozent) als ihre Partei (44,4 Prozent). "Ich habe alles daran gesetzt, auch den Wahlkreis zu gewinnen, aber dass mir das gegen Christoph Böhr gelungen ist, und dann noch so haushoch, ist eine Überraschung. Darüber freue ich mich riesig", sagt Dreyer. Die Sozial- und Gesundheitsministerin, die Trierer SPD-Vorsitzende ist und nun auch Abgeordnete, weiß um die "extreme Belastung, die noch steigen wird. Aber ich will den Aufwind nutzen und möglichst viele Wähler, vor allem jüngere, an die SPD binden".

Insgesamt bleibt Trier eine rote Hochburg. Die SPD hat bei den Zweitstimmen gegenüber der CDU mit Ausnahme von Kernscheid (37,6 zu 43,4 Prozent) überall die Nase vorn. Traumhafte Ergebnisse gibt es für sie in Trier-West (56,4), Nell´s Ländchen (54,2) und St. Matthias (54,1). Dreyers Erfolg sorgt für lange Gesichter bei den anderen Kandidaten. Zum Beispiel bei Reiner Marz von den Grünen, der bei den Erststimmen auf 9,2 Prozent kommt und damit auf knapp drei Prozent weniger als 2001. Bei den Zweitstimmen verlieren die Grünen zwei Prozent (9,1). Sie erleben vor allem in den Stadtteilen Trier-West (minus 5 Prozent), Euren (minus 5,3) und Zewen (minus 6,3) Einbrüche.

"Damit haben wir nicht gerechnet"

Marz, stellvertretender Fraktionsvorsitzender in Mainz, ahnt schon kurz nach 17 Uhr, dass es für seine Partei mit dem Einzug in den Landtag und damit auch für sein Mandat eng werden wird. Nachdem er die Zitterpartie verloren hat, zeigt sich Marz "sehr enttäuscht. Damit haben wir nicht gerechnet". Seine Einbußen in Trier erklärt er auch damit, dass viele Grüne Frauen wählen würden und die SPD mit Malu Dreyer eine gute Kandidatin gehabt habe. Über seine persönliche Zukunft will sich Marz "erst ab morgen Gedanken machen". Auf eine persönliche Veränderung wird sich auch Stefanie Lejeune, Kandidatin der FDP, einstellen müssen. Sie war Staatssekretärin im Justizministerium und wird diesen Job verlieren, wenn die SPD in Mainz allein regiert. Doch Lejeune trägt das mit Fassung: "Ich habe immer gesagt, dass dies ein Amt mit täglicher Kündigungsfrist ist." Für ihre Partei, die in Trier bei den Erststimmen (6,6 zu 7 Prozent 2001) verliert und bei den Zweitstimmen (7,0 zu 7,1) auf gleichem Niveau bleibt, hätte sie sich "ein bisschen besseres Ergebnis" gewünscht.

"Begeistert und happy"

Die WASG verpasst zwar den Einzug in den Landtag, doch die Trierer Kandidatin Katrin Werner erreicht auf Anhieb 3,3 Prozent der Erststimmen und zeigt sich "richtig begeistert und happy, denn der Wahlkampf hier war angesichts der politischen Schwergewichte Böhr und Dreyer nicht leicht".

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