Trier hat ein "besonderes Gesicht”

TRIER. Helmut Schröer machte der Abend offensichtlich Freude. Mit einem fast 90 Minuten währenden Lächeln erfüllte Triers Oberbürgermeister sein hohes Amt, regelmäßig unterbrochen durch kräftigen Applaus. Der galt jedoch nicht ihm, sondern seinen etwa 60 Gästen, die er in den Rathaussaal eingeladen hatte: ehrenamtlich tätige Menschen, bei denen sich die Stadt für ihr Engagement bedankte.

Das Vergnügen Schröers war nicht weiter erstaunlich: Die Sitzreihen, in denen sonst die Vertreter des Stadtrats Platz nehmen und nicht selten kritische Fragen stellen, füllten diesmal Menschen, von denen das Stadtoberhaupt bei seinen Ausführungen kaum Widerspruch befürchten musste. Dafür sorgten nicht zuletzt seine warmen Dankesworte, die quasi den einzigen Teil seiner Begrüßungsrede darstellten. Das Ehrenamt sei ein wichtiger Bestandteil des städtischen Lebens, sagte Schröer. "Wir brauchen ihre Beispiele." Dass Trier unter den Städten ein "besonderes Gesicht" habe, verdanke sie nicht zuletzt ihren Bürgern, die sich für das Gemeinwesen engagierten. "Eine Stadt, das sind nicht nur Straßen und Häuser, sondern auch die Menschen, die in ihr wohnen", betonte der Oberbürgermeister. Deshalb sei er dankbar, dass sich die Anwesenden nicht an die Lebensweisheit Wilhelm Buschs gehalten hätten: "Willst Du froh und glücklich leben, lass‘ kein Ehrenamt Dir geben." Im Beisein zahlreicher Vertreter des Stadtrats und der Verwaltung überreichte Schröer den ehrenamtlich Tätigen anschließend Urkunden und würdigte ihr Engagement, das durch seine unterschiedlichen Objekte das reichhaltige Leben in der Stadt widerspiegele. Er nahm sich die Zeit, die Tätigkeit jedes Geehrten vorzustellen oder fordete die Ehrenamtlichen auf, es selbst zu tun. So erfuhr die kleine Festgesellschaft nicht nur etwas über Kirchenchöre, Elternbeiräte und Fördervereine, sondern auch über den Krankenhaussender "Radio Piccolo" und die wahrscheinlich dunkelste Stelle Triers - so bezeichnete einer ihrer Förderer die Schulsternwarte in Irsch. Nachdem die vier jungen Musiker des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums ihre letzten Improvisationen in das Kreuzgewölbe der ehemaligen Kapelle gejazzt hatten, lud Schröer seine Gäste zu einem Imbiss ins Foyer. Dort plauderten die frisch Geehrten bei einem Gläschen Wein und Schnittchen noch ein wenig, bevor sie sich auf den Heimweg machten - durch die Straßen jener Stadt, die ohne sie wohl nicht die selbe wäre.

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