Trier muss Millionen ins Nordbad stecken

Trier · Das Nordbad in Trier genügt laut einer Analyse der Stadtverwaltung nicht mehr den heutigen Anforderungen eines modernen Freibads und muss umfassend saniert werden. Nach der millionenschweren Erneuerung des Südbads steht damit schon in wenigen Jahren ein neuer finanzieller Kraftakt an.

 Das Trierer Nordbad bietet ein Schwimmer/Nichtschwimmer-Becken mit 50-Meter-Bahnen, Sprunganlage, 25-Meter-Wasserrutsche, Planschbecken, Sandkasten, Spielgeräte, Liegewiese, Beachvolleyballfeld und Gastronomie. Das Wasser wird auf 24 Grad geheizt. TV-Foto: Portaflug Föhren

Das Trierer Nordbad bietet ein Schwimmer/Nichtschwimmer-Becken mit 50-Meter-Bahnen, Sprunganlage, 25-Meter-Wasserrutsche, Planschbecken, Sandkasten, Spielgeräte, Liegewiese, Beachvolleyballfeld und Gastronomie. Das Wasser wird auf 24 Grad geheizt. TV-Foto: Portaflug Föhren

Foto: (h_st )

Ein Topthema des Jahres 2015 in Trier waren die maroden Sporthallen. Die Stadtverwaltung untersucht, rechnet, saniert und plant neu an allen Ecken und Enden, um die prekäre Situation für Schulen und Vereine zu verbessern (der TV berichtete) - das geht auch in diesem Jahr weiter. Mit dem sanierungsbedürftigen Nordbad (1956 eröffnet) tut sich am Horizont ein weiteres Großprojekt auf, das keinen langen Aufschub mehr duldet.

Das Sportentwicklungskonzept: Der Stadtrat beauftragte im Juli 2015 einstimmig die Verwaltung, sich am Leitfaden des Sportentwicklungskonzepts zu orientieren. Darin heißt es unter anderem: "Im Nordbad sind mittelfristig die technischen Anlagen, das Mehrzweckbecken, das Kinderplanschbecken sowie die Rutschbahn zu erneuern und Teile des Eingangsgebäudes zu sanieren." Zur Attraktivitätssteigerung könne das Einbeziehen des Moselufers geprüft werden.

Das ist schon erledigt: Bereits 2014/15 riss die Stadt die Sprunganlagen im Nordbad ab, da sie nicht mehr den Sicherheitsanforderungen entsprachen. Ein neues Ein-Meter-Sprungbrett und eine Drei-Meter-Sprungplattform wurden installiert. Kosten: 85.000 Euro. Am Eingangsgebäude wurden Teile der Terrasse saniert, ebenso die Leitungen des Kinderbeckens, das ein neues Wasserspielgerät bekam.

Das muss gemacht werden: Die Verwaltung stellt dem Dezernatsausschuss IV am Mittwoch, 24. Februar, die Freibadbilanz 2015 vor. Darin heißt es zum Nordbad, deutlich konkreter und dringender als im Entwicklungskonzept: "Die Gesamtanlage einschließlich der Gebäude, der technischen Anlagen, des Mehrzweckbeckens, des Kinderplanschbeckens sowie der Rutschbahn ist veraltet und genügt nicht mehr den heutigen Anforderungen eines modernen Freibads. Die gesamte Freizeiteinrichtung ist mittelfristig (in den nächsten drei bis fünf Jahren) zwingend zu erneuern beziehungsweise zu sanieren." Bereits im Etat 2017/18 sollten daher "unbedingt entsprechende Planungsmittel eingestellt werden".

Das sagt die Politik: Trier-Nords Ortsvorsteher Christian Bösen (CDU) ist von dem angedeuteten Ausmaß des Sanierungsbedarfs überrascht und will die Ausschusssitzung besuchen. "Das Bad muss erhalten bleiben, weil es wichtige Freizeit-, Sport- und Erholungsfunktionen erfüllt", betont Bösen. Am heutigen Mittwoch trifft sich der Arbeitskreis Sport des Stadtrats. Carola Simon (SPD): "Dort erfahren wir voraussichtlich mehr zur Situation des Nordbads." Von Sportdezernent Andreas Ludwig (CDU) war am Dienstag wegen der Kurzfristigkeit keine Stellungnahme zu erhalten. Auch die Zusammenstellung der laufenden jährlichen Kosten für Nord- und Südbad will die Verwaltung wegen der komplexen Berechnung nachreichen. Aktuelle Besucherzahlen und Einnahmen: siehe Extra.

Lieber Leserinnen und Leser, was sagen Sie zum Sanierungsbedarf des Nordbads? Braucht Trier zwei Freibäder, oder reicht das Südbad aus? Mailen Sie Ihre Meinung an echo@volksfreund.de. Name und Anschrift bitte nicht vergessen.Meinung

Diesmal kommt die Botschaft früher
Das drohende Aus und die Generalsanierung des Südbads im Jahr 2010 für 9,3 Millionen Euro sind den Trierern noch frisch in Erinnerung. Unvergessen die heißen Diskussionen um Bedeutung und Kosten der Freizeitanlage. Die neu eingerichtete öffentlich-private Partnerschaft beim Betrieb des Bads brachte der Stadt Kritik vom Landesrechnungshof ein. Nun droht neues Ungemach: Die Nachricht vom offenbar massiven Sanierungsstau im genau 60 Jahre alten Nordbad kommt zwar nicht aus dem Nichts, schlägt aber gewaltig ein. Hiobsbotschaften gab es rund um die Sporthallenmisere wahrlich schon genug. Vermutlich will die Verwaltung diesmal die Entscheidungsträger bewusst frühzeitig auf den Sanierungsbedarf hinweisen, damit keiner sagen kann, er habe nichts davon gewusst. Um politisch fundiert entscheiden zu können, ob, und wenn ja, was wann investiert wird, braucht der Stadtrat Zahlen. Das können zunächst Schätzungen sein und dann genaue Berechnungen. m.hormes@volksfreund.deExtra

Insgesamt rund 354.000 Euro Einnahmen im Süd- und Nordbad 2015 bedeuten Rekord im Zehn-Jahres-Vergleich. Das liegt allerdings wesentlich an den erhöhten Eintrittspreisen. Beim Nordbad stehen den Einnahmen von 132.000 Euro schon allein Energiekosten von 122.000 Euro gegenüber. Personalkosten im Zweischichtdienst und sonstige Kosten sind dabei noch nicht eingerechnet. Insgesamt 154.500 Besucher (64.000 im Nordbad, 90.500 im Südbad) im Jahr 2015 bedeuten ein überdurchschnittlich gutes Ergebnis im Zehn-Jahres-Vergleich.

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