Trier von seiner Zuckerseite

TRIER. (gsb) Es hätte keine bessere Werbung für die Stadt Trier sein können. Vor schätzungsweise zwei Millionen Zuhörern berichtete die "Deutschlandrundfahrt” des Deutschlandradios Kultur in einer öffentlichen Live-Sendung aus dem Bürgersaal des Casinos. Die Stimmung war klasse.

Mehr als 500 Sendungen dieser Art habe es bereits gegeben, sagte Redakteur Ulf Dammann. Das Format "Deutschlandrundfahrt", das im Wechsel jeden Samstag live oder aus dem Studio Städte vorzugsweise unter der 100 000-Einwohnermarke beleuchtet, gibt es seit 1995. Besonderheiten der Städte, und vor allem ihre positiven Seiten, werden herausgestellt. Rechtzeitig müssen die Begleitmusik, wie in Trier die des "Odeon-Jazz-Quartetts" und der "Swinging Voices", arrangiert, Hintergrundgespräche geführt werden. Bei der Sendung aus Trier waren es die Dachmarken Wein, Geschichte, Europa und Kultur, die Begeisterung bei den Zuschauern über die gelungene Darstellung ihrer Stadt auslösten. Christoph Tyrell, Winzer des Jahres 2005, war der erste Interviewpartner und sorgte für einen ausgesprochen launigen Einstieg. So berichtete Tyrell, er bescheinige einem seiner Weine eine erotisierende Wirkung. "An dem Tag ist mir keine bessere Bezeichnung eingefallen. Mit Viagra hat das jedenfalls nichts zu tun." Moderator Matthias Hanselmann hatte ihn gebeten, die Begriffe "feinherb" und "halbtrocken" zu erklären. Die Frage, ob Trier tatsächlich die älteste Stadt Deutschlands sei, beantwortete Lothar Schwinden vom Landesmuseum Trier. "Ausnahmsweise" müsse er Oberbürgermeister Helmut Schröer Recht geben, wenn dieser meine, dass man nicht das älteste Zeltlager, sondern die älteste Stadt Deutschlands feiere. Das Landesmuseum mit mehr als 200 römischen Mosaiken und den Goldschatz ließ Schwinden in seiner Aufzählung nicht fehlen. Helmut Schröer führte noch weitere Zuckerseiten der Römerstadt an. Als Schlagwörter fielen: Partner der Kulturhauptstadt Luxemburg, Konstantinausstellung, Quattropole, Freundschaften und Begegnung als europäische Stadt. Den politischen Teil lockerte Schlagersänger Guildo Horn auf, der live am Telefon von einem Stralsunder Bürger in einem Rätsel entlarvt wurde. Wegen einer Knieoperation war Horn nicht anwesend - er trage derzeit eine Art orthopädische Strümpfe. Theaterintendant Gerhard Weber warb mit konkreten Zahlen für die Antikenfestspiele als Open-Air-Veranstaltungsreigen vor historischer Kulisse. Und Beatrix Bouvier, Leiterin des Karl-Marx-Hauses, ging auf den "höchst streitbaren Zeitgenossen Karl Marx” und die modernisierte Ausstellung ein, die die Besucher bewusst animiere, sich ein persönliches Urteil über Karl Marx zu bilden. Nach einer Stunde war die Live-Übertragung beendet. Nicht allein die Journalisten waren zufrieden. "Da kann man ja richtig stolz auf unsere Stadt sein", meinte eine Besucherin. Deutschlandradio Kultur ist auf UKW-Frequenz 94,3 zu empfangen. Die Sendung wurde am Sonntagmorgen wiederholt.

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