Trierer Arbeitsmarktbericht: Fachkräftemangel droht - Wenig Stellen für Hochschulabsolventen

Trier · In Trier-West sind es 9,1 Prozent, in Eitelsbach bloß 1,2 Prozent: Erstmals hat die Stadtverwaltung die Arbeitslosenquoten der einzelnen Ortsbezirke veröffentlicht. Berufswunsch Nummer eins der Jobsuchenden: Verkäufer. Hier finden Sie den kompletten Arbeitsmarktbericht.

Trierer, die auf Stellensuche sind, nennen als Berufswunsch am häufigsten Verkäufer: Im Jahr 2011 gaben pro Monat durchschnittlich 373 Mal arbeitslose Frauen und Männer diesen Wunschberuf bei der Arbeitsagentur an. Im Monatsdurchschnitt waren im vorigen Jahr 2910 Trierer arbeitslos, was einer Quote von 5,5 Prozent entspricht.

Zweithäufigster Wunsch der Arbeitssuchenden mit durchschnittlich 292 Nachfragen: eine Stelle als Reinigungskraft. Das Angebot der Arbeitgeber passt dazu nicht ganz: Zwar war mit durchschnittlich gemeldeten 93 freien Stellen das Berufsfeld Verkauf Spitzenreiter. Auf dem zweiten Platz der ausgeschriebenen Stellen rangiert allerdings die Kategorie "Tourismus-, Hotel- und Gasstättenberufe" mit durchschnittlich gemeldeten 71 Nennungen. Bei den Wunschberufen liegt diese Branche dagegen erst auf Platz sieben - allerdings mit immer noch 141 Nachfragen.
Wenig gefragt: Umweltschutz


Schlusslichter bei Nachfrage und Angebot: Berufe im Umweltschutz, im Bereich Mathematik, Biologie, Chemie und Physik, Architektur sowie Geistes- und Wirtschaftswissenschaften.
Interessante Zahlen. Ein Fazit zieht der Trierer Arbeitsmarktbericht für die Jahre 2008 bis 2011 daraus allerdings erst mal nicht. Das soll Aufgabe der Kommunalpolitiker sein, denen das umfangreiche Zahlenwerk am Donnerstagabend im Steuerungsausschuss vorgestellt worden ist.

Erstmals hat die Stadtverwaltung einen so umfassenden Arbeitsmarktbericht aufgestellt. Aus den Statistiken soll eine Strategie für die künftige Wirtschaftspolitik in Trier abgeleitet werden - etwa, um dem drohenden Fachkräftemangel in bestimmten Berufsbereichen entgegenzuwirken. Oder auch um die richtigen Rahmenbedingungen für Unternehmen zu schaffen, die sich in Trier ansiedeln sollen.

Der Steuerungsausschuss hat den Bericht gestern zur Kenntnis genommen. Auf die Arbeitslosenstatistik sollen in den nächsten Monaten eine Erhebung über den arbeitenden Teil der Trierer Einwohner folgen und eine Untersuchung, wie sich seit 2008 die Zahl der Trierer entwickelt hat, die auf die sogenannte Grundsicherung als Hilfe zum Lebensunterhalt angewiesen sind.

Weitere Fakten aus dem Arbeitslosenbericht:

Unterbeschäftigte sind im Behördenjargon Menschen, die nicht direkt arbeitslos sind, die aber auch in keinem regulären Beschäftigungsverhältnis stehen. Zum Beispiel Teilnehmer an einer Weiterbildungsmaßnahme der Arbeitsagentur. Würde man diese sogenannten Unterbeschäftigten zu den Arbeitslosen dazu addieren, betrüge die aktuelle Arbeitslosenquote in der Stadt Trier nicht 5,5 Prozent, sondern etwa 7,5 Prozent.

Für Langzeitarbeitslose, Arbeitslose unter 25 Jahren und arbeitslose schwerbehinderte Menschen hat sich die Lage leicht verbessert: Waren 2008 beispielsweise noch 191 schwerbehinderte Trierer ohne Arbeit (sechs Prozent aller Arbeitslosen), waren es in diesem Jahr nur noch 148, beziehungsweise 4,5 Prozent aller Arbeitslosen. "Der positive Trend auf dem Arbeitsmarkt hat teilweise auch die Problemgruppen erreicht", heißt es dazu im Arbeitsmarktbericht.

Die Arbeitslosenquote hat sich in fast allen Trierer Stadtbezirken seit 2008 zwar leicht verbessert. Das Schlusslicht ist in den vergangenen vier Jahren allerdings stets der gleiche Stadtteil, nämlich Trier-West mit Quoten zwischen 9,9 Prozent (2008) und 9,1 Prozent (2011, siehe Grafik). Nach Trier-West belegten die schlechtesten Plätze in der Vier-Jahres-Statistik die Bezirke Nells Ländchen (höchster Wert: 9,3 Prozent im Jahr 2008), Pallien (höchster Wert: 7,5 Prozent von 2008 bis 2010), und Mariahof (höchster Wert 6,9 Prozent im Jahr 2008). Die besten Plätze in der Vier-Jahres-Statistik halten Eitelsbach (niedrigster Wert: 1,2 Prozent, 2011), Tarforst (niedrigster Wert: 1,3 Prozent, 2008), Filsch (niedrigster Wert: 1,7 Prozent, 2011) und Kernscheid (niedrigster Wert: 2,1 Prozent, 2009).

Meinung

Mehr Jobs für Akademiker!
Verkaufen, putzen, Gastronomie: Das sind also die am häufigsten von Arbeitslosen nachgefragten und von den Betrieben angebotenen Jobs in Trier. Stellenofferten für hoch und höher Ausgebildete gibt's dagegen kaum. Entsprechend wenige Akademiker machen sich in Trier auf die Suche nach einer Arbeitsstelle. Viele, die nicht in Luxemburg eine gut bezahlte Stelle haben, ziehen in Städte oder Regionen, wo das Jobangebot ihren Qualifikationen entspricht. Da muss Trier gegensteuern! Im Visier sein sollten besonders die Möglichkeiten, die die beiden Hochschulen und die Trie rer Kliniklandschaft bieten: Statt eines Gewerbegebiets fürs Handwerk könnten in der Nähe der Hochschule am Schneidershof etwa Rahmenbedingungen für die Ansiedlung von wissenschaftsnahen Firmen entstehen. Und in Zusammenarbeit mit den Kranken- und ambulanten Arzthäusern könnte um Institute und Betriebe geworben werden, die zum Beispiel die Medizininformatiker und Medizintechniker auch nach ihrem Studium an der Hochschule in Trier halten könnten. Gefragt sind Kreativität und Weitsicht, um den Trierer Arbeitsmarkt fit für die Zukunft zu machen! c.wolff@volksfreund.de

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