Trierer Bierfestival: Mehr als Wasser, Hopfen, Malz und Gerste (Fotos und Video)

Trier · Zum vierten Mal schenken Brauer aus ganz Deutschland auf dem Bier-Festival in Olewig aus. Und verstoßen gegen ein uraltes Gebot.

Trierer Bierfestival: Mehr als Wasser, Hopfen, Malz und Gerste (Fotos und Video)
Foto: Frank Goebel

Die hellbraune Flüssigkeit schwenkt in dem bauchigen Glas einmal von links nach rechts. Dann hält Beatrix Schwarzkopf ihre Nase in das Glas, schnuppert kurz und runzelt die Brauen. Jetzt, endlich, probiert sie. Und fällt gleich ihr Urteil: "Zwei Sterne. Ein schönes Feierbier." Schwarzkopf und ihr Mann kommen aus Wasserliesch, sind Kraftbier-Fans und deshalb hierher gekommen, zum Bierbier-Festival in Olewig.

18 Brauereien aus ganz Deutschland präsentieren ihre Produkte auf dem Gelände des Hotels Blesius-Garten, zu dem auch die Kraft-Bräu-Brauerei und damit der Veranstalter des Festivals gehört. Jeder Besucher bekommt am Einlass ein Glas und ein Heftchen, in dem die Brauereien sich und ihre Produkte kurz vorstellen. Die kann man am Stand probieren, in moderaten Mengen von jeweils etwa 0,1 Litern. Und dann im Heft auch gleich eine Bewertung eintragen: einen, zwei oder drei Sterne. Mit zwei Sternen landet das Bier des Trierer Brauhauses Zils also recht weit vorne in Schwarzkopfs Favoritenliste: "Zum Einstieg war das schon sehr gut", sagt sie.

Sie und ihr Mann sind leidenschaftliche Biertrinker. Klar, es darf auch ein Bitburger sein. Aber so ein Kraftbier, das sei was Besonderes. "Das Würzige, Spritzige im Geschmack dieser Biere, das ist einfach was anderes", sagt Franz-Josef Schwarzkopf.

Die Kraftbier- oder Craftbeer-Bewegung entstand in den 80er-Jahren in den USA. Ihre Anhänger suchen ein Gegengewicht zu den industriell gefertigten Bieren der großen Brauereien. Hinter Kraftbieren stehen traditionelles Handwerk und ungewöhnliche Zutaten - nicht selten "verstoßen" die Brauer damit gegen das Reinheitsgebot von 1516: Demzufolge gehören eigentlich nur Wasser, Hopfen, Malz und Hefe in das Gebräu.

Da sind die Aussteller auf dem Olewiger Festival weit kreativer. Sie bieten Biere mit Namen wie "Pumpkin Spice Ale", "Saure Susi" oder "Schokolator" an. Die Inselbrauerei hat gleich zwölf verschiedene Sorten zum Probieren im Gepäck. Sie hatte auch die weiteste Anreise: Albrecht Schulze und Patrick Hess sind extra von der Insel Rügen gekommen, um den Trierern zu zeigen, was sie können. "Wir haben uns gedacht, wenn die Leute im Norden bayerisches Bier trinken, wird es Zeit, den Leuten im Süden Bier aus dem Norden zu zeigen", sagt Schulze.

Gleich daneben hat ein Trierer Fachmann seinen Stand eingerichtet: Robert Russell ist mit dem Hop Shop (Neustraße) nach Olewig gekommen. "Ich bin der einzige Bierladen in Trier. Die Chance, hier dabei zu sein, konnte ich mir nicht entgehen lassen", sagt er. In seinem Laden vertreibt er 250 Biersorten, eine selbst kreierte ist auch dabei.

Es gibt viel zu entdecken für die Besucher. Und der Andrang ist groß: Schon am ersten Abend erwarten die Veranstalter, den Einlass irgendwann stoppen zu müssen. Mehr als 1000 Menschen passen nicht auf das Gelände. "Wir hatten schon Anfragen, das Festival zu vergrößern. Aber das passt nicht zum Charakter des Kraftbiers", sagt Mitveranstalterin Monika Tonkaboni. Familiär soll es sein, bodenständig, keine Massenveranstaltung. Dazu passt die Kulisse: Sägespäne auf dem Boden, Stände aus Paletten gezimmert. Und genug Platz zum Schlendern, von Stand zu Stand, von Bier zu Bier.

Extra: Am Samstag geht es weiter
Folgende Brauereien und Bier-Händler sind in Trier-Olewig vertreten: Vulkan Brauhaus, Berliner Bierbarone, Bachs Braumanufaktur, Inselbrauerei, Kraft Bräu, Braumanufaktur Sander, Craftwerk, Maxbrauerei, The Hop Shop, Riegele Biermanufaktur, Smash Brewing, Brauhaus Zils, Humulus et fermentum, Craftprotz, Frau Gruber Brewing, Kraft Bräu & friends. Der Veranstalter empfiehlt, mit dem Bus anzureisen, da am Festivalgelände keine Parkplätze vorhanden sind. Los geht's am heutigen Samstag um 15 Uhr. Der Eintritt kostet sechs Euro (inklusive Verkostungsglas)

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