Trierer CDU sucht Parteichef

TRIER. Bei der Trierer CDU brodelt es heftig hinter den Kulissen. Grund: Die Amtszeit von Parteichef Ulrich Holkenbrink endet turnusgemäß nach zwei Jahren, und viele in der Union halten ihn nach dem OB-Wahldesaster nicht mehr für das richtige Aushängeschild der Partei.

Wie sich die Zeiten ändern: Stolz präsentierte sich Ulrich Holkenbrink (51) im November 2004 beim CDU-Kreisparteitag in der Europäischen Rechtsakademie, nachdem ihn die Mitglieder mit der großen Mehrheit von 95,2 Prozent der Stimmen zum Vorsitzenden gewählt und damit in seine dritte Amtszeit geschickt hatten. Holkenbrink ist seit Mai 2000 Parteichef als Nachfolger von Christoph Böhr. Aus dem strahlenden Sieger von einst ist jedoch ein nachdenklicher Mann geworden, der sich zu seinen eigenen Ambitionen bedeckt hält. "Thema nicht auf der Tagesordnung"

So antwortet Holkenbrink auf die Frage, ob er sich beim Kreisparteitag Ende März/Anfang April zur Wiederwahl stellt, ausweichend: "Es gibt noch keinen genauen Termin, insofern steht das Thema jetzt nicht auf der Tagesordnung." Zunächst stünden die Umbruchsituation im Rathaus und die Einstellung eines neuen Baudezernenten im Blickpunkt. "Allerdings", fügt der städtische Schul- und Kulturdezernent hinzu, "hat mich der Kreisvorstand unmittelbar nach der OB-Wahl einstimmig aufgefordert, die Amtsperiode zu Ende zu führen." Holkenbrink wertet das als Vertrauensbeweis. Nicht alle in der Union stehen allerdings noch uneingeschränkt hinter ihrem Vorsitzenden. Offen wagt es keiner auszusprechen, doch die Zweifel mehren sich, dass Holkenbrink Parteichef bleiben soll. In vertrauten Runden, etwa in Olewig, oder kürzlich bei der traditionellen Wanderung der Stadtratsfraktion mit den Ortsvorstehern spielte das Thema eine wichtige Rolle. Zu eindeutig war die Schlappe, die CDU-Kandidat Holkenbrink bei der OB-Wahl erlitten hatte, als er nur auf 33,1 Prozent der Stimmen gegenüber 66,9 Prozent für Gegenspieler Klaus Jensen gekommen war. "Holkenbrink ist nach diesem Desaster nicht mehr tragbar", sagt ein Mitglied der Stadtratsfraktion, das seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will. CDU-Fraktionschef Berti Adams mag sich zu diesem Thema nicht äußern: "Ich werde mich in die Diskussion nicht einmischen." Adams stellt lediglich klar, er stehe für dieses Amt nicht zur Verfügung. Und er präzisiert seine kürzlich erfolgte Äußerung, der neue Beigeordnete im Stadtvorstand müsse seine Parteimitgliedschaft ruhen lassen, wenn er eine habe. Viele hatten dies schon als Absage an eine neuerliche Kandidatur von Holkenbrink für den Parteivorsitz gedeutet, denn wer dieses Amt bekleiden will, muss natürlich Parteimitglied sein. Adams: "Es ist ein Unterschied, ob der neue Baudezernent von allen Fraktionen gewählt wird, wie ich es mir erhoffe, oder ob es Dezernenten gibt wie Ulrich Holkenbrink und Georg Bernarding, die eindeutig von SPD und Grünen abgelehnt wurden und daher CDU-Beigeordnete sind und bleiben." Unterdessen laufen sich offenbar diverse Anwärter hinter den Kulissen warm, um Parteichef zu werden. Es fallen Namen wie der von Staatsanwalt Thomas Albrecht, seiner Ehefrau Jutta Albrecht oder des Kripobeamten Bernd Michels. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis die Diskussion auch öffentlich geführt wird.

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