(Update) Prozess vor dem Trierer Landgericht: Drogenring soll 39 Kilo Marihuana und acht Kilo Amphetamine verkauft haben

Trier · Drei der fünf Angeklagten im Drogenprozess vor dem Trierer Landgericht haben umfängliche Geständnisse abgelegt. Insgesamt soll der Drogenring zwischen 2012 und 2015 mit 39 Kilo Marihuana und acht Kilo Amphetaminen Handel betrieben haben. Die Polizei hatte den Ring seit Langem im Visier - und bei einer Drogenlieferung per Post die Amphetamine durch harmloses Pulver ausgetauscht.

 TV-Foto: Friedemann Vetter

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Zum zweiten Mal hatten die Trierer Timo O. und Muhammed M. im November 2014 bei ihrem Dealer in Viersen am Niederrhein Rauschgift per Postpaket bestellt. Ein Kilogramm Amphetamine - chemische Drogen, bekannt als Pep oder Speed - im Einkaufswert von 5000 Euro. "Eine Bombenidee, das mit der Post", erzählt O. vor dem Trierer Landgericht. "So hatten wir nix im Auto, schließlich wird in Trier oft kontrolliert."
Weil die Mutter nicht zu Hause ist, nimmt die Nachbarin die heiße Ware entgegen. "Das war schon mal der erste Schreck", sagt O. Der zweite folgt am Abend, als O. und M. zusammen das Paket öffnen. Denn statt Rauschgift ist darin "so eine Art Backpulver, jedenfalls kein Pep", erzählt O.

Der Händler in Viersen behauptet, echtes Amphetamin losgeschickt zu haben. O. verdächtigt M. und der wiederum O., an der Sache irgendwas gedreht zu haben. "Wir waren total paranoid", erklärt O. vor Gericht.
Auf des Rätsels Lösung kommen die Dealer nicht: Die Polizei hatte die beiden damals längst im Visier, das Paket auf dem Postweg konfisziert und die Amphetamine gegen harmloses Pulver ausgetauscht.

Um ihren Verlust zu begrenzen, beschließen O. und M., das ominöse Backpulver nichtsdestotrotz an ihre Drogenkunden weiterzuverkaufen. Dass die Ansprüche der Trierer an die Qualität ihrer Drogen gering sein kann, leitet sich auch aus dem Geständnis von Ahmad C. ab: "Das Gras, das ich in Köln gekauft hab, war beschissen, das Amphetamin qualitätsmäßig eine Katastrophe - aber für den Trierer Markt hat's gereicht", berichtet C. vor dem Landgericht.

Bei den Geständnissen von O. und C. geht angesichts der Vielzahl der Fälle zwischendurch die Übersicht etwas verloren. "Ich glaube, an dem einen Tag war es nur ein Kilo und nicht 1,5 Kilo - aber das macht den Kohl ja auch nicht mehr fett", kommentiert C. etwa einen der vielen Punkte der Anklage.
Deponiert hatten C., O. und M. ihre Drogen vor dem Weiterverkauf übrigens in der Petrisberger Schrebergartenkolonie - in der Laube von Os. Mutter.

Nicht nur O. und C. haben am Montag die Taten, die ihnen die Staatsanwaltschaft vorwirft, in vollem Umfang zugegeben. Auch Cima A., Ehefrau des Angeklagten Jalal el S., räumt die Vorwürfe vollständig ein - und beschert ihrem Ehemann damit ein Problem. Denn anders als seine Mitangeklagten streitet S. die meisten ihm vorgeworfenen Taten ab - inklusive eines von seiner Ehefrau eingestandenen gemeinsamen Drogentransports von Köln nach Trier.
S. redet seinen Anteil an den weiteren Drogengeschäften klein. Bei den Übergaben sei er im Auto geblieben und habe von den Deals nichts mitbekommen. Dass er den Kontakt zwischen seinem Trierer Cousin C. und einem Kölner Drogendealer hergestellt habe, stimme zwar. "Aber das war Zufall! Ich wusste nicht, dass mein Cousin handeln wollte!", beteuert S. vor Gericht.

Für ihre Geständnisse hatten Gericht und Staatsanwaltschaft den Anklagen Timo O., Ahmed C. und Cima A. milde Strafen zugesagt. O. kann mit maximal 5,5 Jahren Gefängnis rechnen, C. mit 6,5 Jahren und A. mit einem Jahr auf Bewährung.

Die beiden Angeklagten M. und S. sind dagegen auf den Deal mit Staatsanwaltschaft und Gericht nicht eingegangen und wollen keine vollen Geständnisse ablegen. Wie hoch ihre Strafen ausfallen, müssen die kommenden Verhandlungstage zeigen.

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