Trierer Freund und Helfer

TRIER. Ade Klischee: Fahndungsfotos an der Wand gibt es bei Polizeihauptkommissar Markus Kohl, Leiter der Trierer Polizeiwache in der Innenstadt, nicht. Stattdessen hat er ein Foto seiner drei Kinder im Blick.

 Freund und Helfer: Markus Kohl, Leiter der Polizeiwache Trier-Innenstadt und Fußballfan, sorgt auch als Schiedsrichter für Ordnung. Foto: Miguel Castro.

Freund und Helfer: Markus Kohl, Leiter der Polizeiwache Trier-Innenstadt und Fußballfan, sorgt auch als Schiedsrichter für Ordnung. Foto: Miguel Castro.

Manchmal entwickeln sich berufliche Karrieren aus einem Zufallsmoment. Markus Kohl sitzt noch in der Oberstufe, als er von einer Schulfreundin einen Stapel Prospekte in die Hand gedrückt bekommt: Unterlagen für eine Bewerbung bei der Polizei. Die schickt der junge Mann aus Neugierde ein. "Eigentlich wollte ich ja Ernährungstechnik studieren", erinnert sich der heute 35-jährige Polizeihauptkommissar der Schutzpolizei. Aber so ist das mit dem Zufall. Bereut hat Kohl seine frühe Berufsentscheidung nicht, auch wenn es mitunter stressig sein kann. "Ein Polizist muss in Bruchteilen von Sekunden eine Entscheidung fällen, etwa wenn man zu einem Familienstreit gerufen wird." Er hat im Objektschutz gearbeitet, Schichtdienst geleistet und an der Polizeifachhochschule in Koblenz studiert. Und natürlich hat er auch in einem "Tatort" mitgewirkt. Als Statist bei Filmaufnahmen in Ludwigshafen habe er "durchs Bild" laufen müssen, sagt der Beamte mit einem breiten Lächeln. Aber "nur" ein Hilfsbeamter, das seien er und seine Kollegen von der Schutzpolizei nicht. "Das entspricht in den Filmen nicht der Realität." Dienst am und für den Bürger, das sei für ihn selbstverständlich. "Es hat in Fällen Verstorbener und Trösten der Verbliebenen auch nichts mit der beruflichen Funktion zu tun. Man hilft wie jeder andere", sagt Kohl. Drei Sterne sind an der Schulter seines Hemdes angebracht. Seit Januar 2005 ist Kohl Leiter der Polizeiwache Trier-Innenstadt und damit nach 15 Jahren Einsatz an diversen Standorten in der Pfalz und am Rhein auch beruflich in der Heimat angekommen. Der Familie wegen - Kohl ist Vater dreier Kinder - ist er fast immer von Fellerich aus gependelt, eine Ausnahme bildete ein zeitweiliger Ortswechsel der Familie in die Pfalz. "Ich habe wohl mehrere Autos verschlissen", sagt der Kommissar etwas salopp, "aber der Trierer Raum ist nicht anonym." Er verweist auf die eigene Verwurzelung in der Region - "da nimmt man die Fahrtzeiten in Kauf". Der Hauptgrund findet sich in einem Großfoto an der Wand, daneben hängt ein großes Plakat. Farbliche Abdrücke von Füßen und Händen sind drauf zu sehen - "die sind von meinen Kindern", sagt der stolze Papa. Gedanken würden sie sich machen, wie neulich beim Großeinsatz rund um den Bombenfund in Euren. "Hört man den Knall auch bis zu uns", hätten die Kinder gefragt. Einen Teil seiner Freizeit investiert der Familienmensch aber doch in eine andere Leidenschaft - König Fußball. Kohl hat lange Jahre als Mann in Schwarz für Ordnung auf den Plätzen der Rheinlandliga gesorgt und ist Mitglied des Sportgerichts für die Region Trier-Saarburg. "Das macht richtig viel Spaß", freut sich der Polizist, während er von "Rotsündern", Schiedrichterbeleidigungen und (beruflichen) Einsätzen während der Spiele der Eintracht erzählt. Und dass sein "Lieblingsverein" eigentlich der FSV Mainz sei. "Es täte mir Leid, wenn der Verein absteigen würde." "Manchmal vermisse ich den früher engeren Kontakt zum Bürger", sagt Kohl, in seiner jetzigen Position habe er vor allem administrative Funktionen. Schon die letzten drei Jahre vor dem Wechsel nach Trier war er als Lehrer für Polizei- und Verkehrsrecht an der Enkenbacher Polizeischule tätig. Genug "Abwechslung" habe er aber weiterhin. "Wenn das Telefon rappelt, weiß man nicht, was kommt.". Sagt es und schon klingelt es tatsächlich. "Eine Besprechung zu einem Einsatz", sagt er anschließend. Wieder etwas Neues.

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