Trierer Kulturdezernent ist jetzt ein Roter

Trier · Der Trierer Kulturdezernent Thomas Egger ist künftig ein Roter: Er ist der SPD beigetreten. Dort sehe er am ehesten seine politische Heimat, sagt der ehemalige FDP-Politiker, und wehrt sich gegen den Vorwurf, nur auf die Karriere zu schielen.

 Da war Thomas Egger der SPD schon einmal ganz nah: Als FDP-Vorsitzender unterzeichnete er nach der Kommunalwahl 2010 das Ampelbündnis mit SPD ( von links: Sven Teuber und Malu Dreyer) und den Grünen (hier mit Gerd Dahm und Heide von Schütz).

Da war Thomas Egger der SPD schon einmal ganz nah: Als FDP-Vorsitzender unterzeichnete er nach der Kommunalwahl 2010 das Ampelbündnis mit SPD ( von links: Sven Teuber und Malu Dreyer) und den Grünen (hier mit Gerd Dahm und Heide von Schütz).

Foto: Dieter Lintz



Die Zeit als Parteiloser ist für Thomas Egger nach zwei Jahren und drei Monaten zu Ende. Der Trierer Kulturdezernent ist der SPD beigetreten. Die Partei verbreitete die Nachricht gestern per Pressemitteilung. Egger sei ein aus etlichen Jahren politischer Arbeit in und für Trier geschätzter Kollege, schrieb darin SPD-Vorsitzender Sven Teuber. Er werde die Partei als Mensch und Politiker bereichern. "Klar haben wir uns gefreut", sagte Teuber dem TV, "dass ein Dezernent der SPD beitritt, so etwas hat es in unserer 125-jährigen Geschichte schließlich noch nicht gegeben." Egger ist zunächst einmal "normaler" Genosse im Ortsverein Feyen/Weismark ohne Parteiamt. Als Dezernent sei er in den Parteigremien aber gern gesehener Gast, sagte Teuber.

Politisch groß geworden ist Egger in der FDP, der er Ende April 2013 den Rücken kehrte. Begründet hatte er das vor allem mit Kritik an Bundes- und Landesebene der Liberalen (siehe Extra). Damals kündigte er an, als parteiloser Dezernent weiterarbeiten zu wollen. Gerüchte, er werde zu CDU oder SPD wechseln, hatte er dementiert.
Weshalb also nun der Eintritt in die SPD? Egger begründet das so: "Die Arbeit der Trierer SPD verfolge ich nun schon seit Jahren und konnte mich mehr und mehr mit ihr identifizieren. Dass ich nun eintrete, ist auch ein klares Statement für Malu Dreyer als Landtagsabgeordnete und Ministerpräsidentin." Sachpolitik und Entschlossenheit zeichneten in großem Maß die Arbeit der Trierer Sozialdemokraten aus, lobt Egger: "In ein solches Team werde ich mich gerne einbringen."

Als FDP-Mitglied kam er in den Stadtrat, die FDP wählte ihn mit Grünen und SPD zum Dezernenten - jetzt der Wechsel zu den im Land nach wie vor regierenden Sozialdemokraten. Da dürfte manch einer sich fragen, ob Egger seine politischen Überzeugungen nach Karrieregesichtspunkten aussucht.
Frage also an Egger: Ist dieser Parteieintritt Opportunismus? Nein, sagt Egger, und weist das entschieden zurück. Er habe auch schon 20 Jahre in der FDP als normales Parteimitglied gearbeitet, ohne auf die Karriere zu schielen. "Dass ich dann Vorsitzender wurde und Dezernent, habe ich doch nicht vorher geplant." Von der Partei habe er sich halt entfremdet, sich zugleich schon immer als Sozialliberaler verstanden. Die SPD sei die Partei, in der er mittlerweile seine politische Heimat sehe.

Mit Blick auf seine Zukunft als Dezernent und die schwarz-grüne Mehrheit im Stadtrat (der die Dezernenten ja wählt) hätte er außerdem eher in die CDU eintreten müssen, wenn er nur auf die Karriere schauen würde, sagt Egger. "Mir war schon klar, dass der Karrieristen-Vorwurf kommen würde, egal in welche Partei ich eingetreten wäre. Wahrscheinlich sogar beim Wiedereintritt in die FDP", schmunzelt er. Sich über eine Wiederwahl als Dezernent jetzt schon Gedanken zu machen, sei ohnehin zu früh. "Das entscheidet sich im Sommer 2017. Ich mache meinen Job voller Motivation und Überzeugung."Extra Eggers politische Karriere

Thomas Egger hat eine lange politische Karriere in Trier hinter sich. Höhepunkt war 2010 seine Wahl zum Dezernenten für Wirtschaft, Tourismus, Kultur, Sicherheit und Ordnung. Nach dem Neuzuschnitt der Dezernate wanderte jüngst die Wirtschaft zum Oberbürgermeister. Egger ist gebürtiger Ludwigshafener (Jahrgang 1969) und kam übers Jura-Studium nach Trier. 1998 wurde er Partner und Mitinhaber einer Anwaltskanzlei. Seit der Kommunalwahl 2004 saß er für die FDP im Stadtrat und machte sich als scharfzüngiger Redner einen Namen. Egger war eine der treibenden Kräfte für das Ampelbündnis aus SPD, Grünen und FPD im Stadtrat, das ihn und die Grüne Angelika Birk zu Dezernenten wählte, das allerdings schon 2011 wieder auseinanderbrach. Sein Amt als Vorsitzender der Trierer FDP gab er nach der Dezernentenwahl auf. Ende April 2013 erklärte er seinen Austritt aus der FDP. Die Gründe lägen nicht in einer Unzufriedenheit mit dem örtlichen Kreisverband, sagte er damals. "Vielmehr finde ich mich immer weniger in den Positionen und tagespolitischen Entscheidungen auf Bundesebene wieder. Und es steht nicht zu erwarten, dass sich hieran (…) nachhaltig etwas ändert." Kommentar: Die Sache mit dem Fähnchen im Wind

 Karneval 2014 bei den Wiewelern: Mit dabei der damals noch parteilose Kulturdezernent Thomas Egger. Er war nicht der einzige Koch an diesem Abend - was schon damals für Diskussionen sorgte. TV-Foto: Friedemann Vetter

Karneval 2014 bei den Wiewelern: Mit dabei der damals noch parteilose Kulturdezernent Thomas Egger. Er war nicht der einzige Koch an diesem Abend - was schon damals für Diskussionen sorgte. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter
 Auch SPD-Parteichef Sven Teuber war im Kochkostüm bei den Wiewelern und saß nur zwei Plätze entfernt von Thomas Egger. TV-Kolumnist Viezjupp brachte damals angesichts des gleichen Kostüms schon einen Wechsel Eggers zur SPD ins Spiel - und hat im Nachhinein Recht behalten.

Auch SPD-Parteichef Sven Teuber war im Kochkostüm bei den Wiewelern und saß nur zwei Plätze entfernt von Thomas Egger. TV-Kolumnist Viezjupp brachte damals angesichts des gleichen Kostüms schon einen Wechsel Eggers zur SPD ins Spiel - und hat im Nachhinein Recht behalten.

Foto: Friedemann Vetter

Da hängt einer sein Fähnchen politisch so in den Wind, dass es ihm möglichst viel Nutzen bringt. Dass Thomas Egger jetzt mit diesem Vorwurf leben muss, liegt auf der Hand. Man darf angesichts seiner Erfahrung davon ausgehen, dass er das auch erwartet hatte und daher eine längere Wartezeit zwischen Parteiaustritt und Eintritt vergehen ließ. Ob der Vorwurf stimmt, sich die SPD-Mitgliedschaft also für ihn politisch tatsächlich auszahlt, hängt allerdings von vielen Faktoren ab. Sollte er landespolitische Ambitionen haben, so ist das angesichts der jüngsten Umfragen ein Vabanque-Spiel. Sollte er auf die Kommunalpolitik hoffen, so wäre er womöglich bei der CDU als stärkste Kraft in Trier besser aufgehoben. Sollte es aber tatsächlich ein Eintritt aus Überzeugung sein, dann tut er als Dezernent gut daran, den Sozialdemokraten nicht mehr als nötig rauszukehren. Der Stadtvorstand in Trier kann schließlich alles brauchen - außer Parteipolitik.
m.schmitz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort