Trierer Schulen: Schwerer Gang an den Runden Tisch

Trier · Wenn sich heute der Runde Tisch zum ersten Mal seit längerer Pause wiedertrifft, werden die 44 Mitglieder die Überreste ihres Schulentwicklungskonzeptes sichten und das weitere Vorgehen abstimmen müssen. Die öffentliche Debatte hat die ursprünglichen Ideen beträchtlich zerzaust.

Trier. Eigentlich sollte die erste Sitzung seit Veröffentlichung des Entwurfs im Juni dem Feinschliff des Konzeptes dienen. Die Verwaltung wollte einen summarischen Überblick über die eingegangenen Verbesserungs- und Ergänzungsvorschläge erarbeiten, dann sollte letzte Hand angelegt werden.

Danach sieht es nicht aus. Die Diskussion der vergangenen Monate hat nicht nur einzelne Punkte des Konzepts in Frage gestellt, sondern die gesamte Linie. Vor allem von den Kern-Ideen, den Schulen eine neue Verwaltungs-Struktur zu geben, die Zahl insgesamt zu verringern, frühzeitigere Schwerpunktsetzung für die Schüler zu ermöglichen und die Wahlmöglichkeiten für Eltern auszuweiten, bleibt aller Voraussicht nach wenig übrig. Das wurde deutlich bei Anhörungen, die die Parteien CDU und SPD veranstalteten. Die Christdemokraten zogen mit Bürgerdiskussionen durch die Stadtteile, die SPD bot themenspezifische Veranstaltungen an.

Die Diskussionen verliefen dabei fast identisch: Konsens gab es weitgehend bei der Forderung nach kostenwirksamen Verbesserungen in der Ausstattung und im Lehr-Angebot, keine Zustimmung dagegen bei nahezu allen Einspar-, Effektivierungs- oder Umstrukturierungs-Vorschlägen.

Nach Schularten gegliedert, stellt sich der Diskussionsstand etwa wie folgt dar:

Grundschulen:



Konsens herrscht bei der Forderung nach einer Verringerung der maximalen Klassenmesszahl auf 25. Die Entscheidung darüber liegt allerdings ausschließlich beim Land. Einigkeit auch bei der Forderung nach einer durchgreifenden Verbesserung bei Ausstattung und Bausubstanz. Allerdings reicht das städtische Budget zurzeit nicht einmal für die Aufrechterhaltung des Status Quo. In den nächsten zehn Jahren fehlen 50 Millionen Euro. Übereinstimmung schließlich bei dem Wunsch, möglichst alle Grundschulen mit Ganztagsangeboten auszustatten.

Dissens in Sachen Standort-Schließungen: Der Runde Tisch wollte angesichts ohnehin zurückgehender Schülerzahlen und einer Auslastung von teilweise unter 50 Prozent die Zahl der Schulen verringern, um die laufenden Kosten zu reduzieren und mit Verkaufs-Erlösen Teile der Sanierungsmaßnahmen zu finanzieren. Massiver Gegenwind auf allen Ebenen, vor allem aus den Stadtteilen, die die Grundschule vor Ort als wichtigen Identifikations-Faktor reklamieren. Aber auch von Eltern, die längere Schulwege für ihre Kinder fürchten.

Widerstand auch gegen den Vorschlag, jeweils mehrere Grundschulen zu einem örtlichen Verbund zusammenzuschließen, von einem gemeinsamen Verwaltungs-Chef managen zu lassen und so effektivere Strukturen bei inhaltlichen Angeboten, Kostenfragen und Personal-Organisation zu schaffen. Die Schulen fordern stattdessen mehr Sekretariats-Personal, das aufgrund der Budget-Beschlüsse der vergangenen Jahre ständig zurückgefahren wurde.

Protest auch gegen den Vorschlag des Runden Tisches, die Grundschul-Bezirke aufzuheben, den Eltern die freie Wahl der Grundschule zu überlassen und durch die stärkere Konkurrenzsituation für mehr Profilierungsanstrengungen bei den Schulen zu sorgen.

Haupt- und Realschulen:



Konsens bei der Forderung nach besserer Ausstattung und Bausubstanz. Einigkeit, inklusive CDU, dass man an der Einrichtung der "Realschule plus" nicht vorbeikommt. Erhebliche Unklarheiten bei der Frage nach dem Zuschnitt dieser neuen Schulen und daraus resultierend der Entscheidung über die einzelnen Standorte. Dabei spielen auch mögliche Kooperationen mit dem Umland eine bislang ungeklärte Rolle.

Dissens bei der Frage nach der Anzahl: Während das Schulkonzept und bislang auch die ADD von drei "Realschulen plus" für Trier ausgehen, will man auf der westlichen Moselseite gerne eine vierte einrichten. Unterschiedliche Auffassungen gibt es auch bei der Frage der Konkurrenzsituation mit den Berufsbildenden Schulen. Aber da ist Mainz zuständig.

Gymnasien:



Konsens erstaunlicherweise bei der Forderung, eine Integrierte Gesamtschule (IGS) in Trier einzurichten. Da scheinen alte bildungspolitische Fronten überwunden. Einigkeit auch in der Einschätzung, dass beim Raumangebot und der Sach-Ausstattung bei allen Gymnasien massive Verbesserungen und Modernisierungen nötig sind.

Dissens bei der Frage nach dem Standort für eine IGS: im ehemaligen TGT am Moselufer oder auf dem Wolfsberg. Nicht zuletzt eine Frage der Zusatz-Kosten. Unklarheit über das inhaltliche Konzept. Unterschiedliche Auffassungen über die Forderung des Schulkonzeptes, alle Trierer Gymnasien sollten künftig auf "G8" ausgerichtet werden.

Allgemein:



Es gibt eine Reihe von Konsens-Punkten bei Forderungen, deren organisatorische und finanzielle Umsetzung in den Sternen steht: So sollen auch die weiterführenden Schulen verstärkt ganztags für die Schüler da sein, die Zahl von Schulpsychologen und -sozialarbeitern in allen Bereichen deutlich erhöht und die Integrationsangebote erweitert werden.

Und zumindest eine Forderung gibt es, die nichts kostet und auf allgemeine Zustimmung stößt: die Gründung eines Stadt-Elternbeirates.

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