Trierer Sozial- und Gewerkschaftsgeschichte live

Mehr als 100 langjährige Mitglieder aus der Region Trier ehrte die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) im Hotel Gillenbachtal. Die Veranstaltung war gestaltet wie eine Live-Reportage.

Trier. (red) Nach der Begrüßung durch Verdi-Geschäftsführer Detlef Schieben und den DGB-Regionalvorsitzenden Karl-Heinz Päulgen kamen die Jubilarinnen und Jubilare selbst zu Wort. Alice Thiel-Sonnen moderierte eine zweistündige Live-Reportage aus 75 Jahren Sozial- und Gewerkschaftsgeschichte der Region Trier und darüber hinaus.Männer und Frauen aus vielen Branchen schilderten die Erinnerungen, die sie mit ihren Eintrittsjahren in die Gewerkschaft (1982, 1967, 1957, 1947 und 1932) verbinden. Von der Weltwirtschaftskrise bis zum Telekom-Streik

Haltepunkte ihrer Zeitreise waren die "großen" Geschichtsdaten, aber auch das erste eigene Auto, der Ärger wegen langre Haare im Dienst, Miniröcke, die zugefrorene Mosel und die Ehefrau, die im fernen Köln Heimweh nach Trier bekam. Da war der jugendlich wirkende Mittvierziger von der Telekom, der noch mit seinem Arbeitgeber wegen der zermürbenden Tarifauseinandersetzung im vergangenen Frühjahr hadert. Da waren die ehemalige Verwaltungsangestellte des öffentlichen Dienstes aus Landau, die in Bitburg im Ruhestand lebt und für den Kreistag kandidiert. Da war die Pflegekraft aus der kirchlichen Einrichtung. Da waren Menschen, die eigentlich die Gewerkschaft "nicht gebraucht" haben, aber auch Aktive, wie der langjährige Bezirksvorsitzende der Mediengewerkschaft, Gerd Zimmer aus der Paulinus-Druckerei.Und schließlich war da auch Anton Weber, der seit einem ganzen Menschenleben Mitglied einer Gewerkschaft ist. Zum Gehen muss der über 90-Jährige eine Krücke zur Hilfe nehmen, beim Erzählen aber erweist er sich als topfit.Jeden Tag zum Arbeitsamt

Im Krisenjahr 1932 ist er in den Metallarbeiter-Verband eingetreten. Eine Lehrstelle zu finden, war kein leichtes Unterfangen angesichts sechs Millionen Arbeitsloser: "Ich bin jeden Tag aufs Arbeitsamt gelaufen und durch die Betriebe." Eine Metallfirma hat ihn schließlich genommen. Das war nicht sein Traumberuf. Er wollte eigentlich Glaser werden und Kirchenfenster herstellen. Er war aber froh, überhaupt etwas zu bekommen. "Es war noch schlimmer als heute, ich musste nehmen was es gab", sagt Anton Weber. Die Arbeit war sehr schwer. Nach dem Krieg hat er dann bei der Deutschen Bundespost angefangen und kam so zur Dienstleistungsgewerkschaft.

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