Trierer Wirte sorgen sich um ihre Terrassen

Trier · Zwei Tische vor der Tür mehr oder weniger - das ist auf den ersten Blick nicht viel. Für Gastronome kann so ein Unterschied sich aber heftig auswirken. Die Wirte in der Innenstadt sind wegen städtischer Pläne zur Nutzung der Außenflächen deshalb höchst alarmiert.

 Die ersten zwei Tische wären weg: Wenn von der Stadt Trier umgesetzt wird, was Eisdielenbetreiber Christian Franke befürchtet, hätte er nur noch drei Außentische. Er ist sauer, andere Wirte sind es auch.

Die ersten zwei Tische wären weg: Wenn von der Stadt Trier umgesetzt wird, was Eisdielenbetreiber Christian Franke befürchtet, hätte er nur noch drei Außentische. Er ist sauer, andere Wirte sind es auch.

Foto: Friedemann Vetter

Ein Treffen der Wirte vom Trierer Hauptmarkt im kleinen Kreis hat es schon gegeben, ein weiteres in einem größeren Kreis folgt heute. Erik Naunheim, Betreiber von Louisiana und Donna Mia am Kornmarkt, hat dazu rund 50 Restaurant- und Kneipenbesitzer eingeladen. Die Chancen, dass viele zu dem Treffen kommen, stehen gut, denn es herrscht Unmut. Besonders alarmiert ist Christian Franke, Betreiber des Eiscafés "Christis" in der Sternstraße. Die Pläne der Stadt seien "niederschmetternd", sagt er, spricht gar von Existenzbedrohung.

Grund für die Aufregung ist, dass die Stadtverwaltung an einer Änderung der Sondernutzungssatzung arbeitet. Die regelt unter anderem, welche Flächen des Straßenraums wie genutzt werden können. Einen fertigen Entwurf gibt es noch nicht, aber die Pläne, die bisher aus dem Rathaus drangen, hatten auch schon unter Einzelhändlern für Aufsehen gesorgt. Denn die Stadt erwägt, die Außenverkaufsflächen zu beschränken und sogenannte Kundenstopper auf der Straße zu verbieten (der TV berichtete).

Auch die Außenflächen von Gastronomen sollen verkleinert werden, fürchten die Wirte. Grund für ihre Annahme ist ein Gespräch, bei dem die Stadt mit Industrie- und Handelskammer, City-Initiative und Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) einschneidende Änderungen angekündigt hat.

Außerdem haben mehrere Wirte bei Nachfragen in der Verwaltung Einblick in eine wohl schon existierende Satzungsvorlage bekommen - unter anderem Christian Franke. Die Straßenfläche, die er nutzen dürfe, werde von vier Metern auf zwei Meter Tiefe beschränkt, sagt er. Statt fünf Tischen könne er höchstens noch drei bewirten - das sei viel zu wenig. Auch Helmut Scheuring, Dehoga-Kreisvorsitzender, spricht von "offenbar heftigen Einschnitten", die sein Verband verhindern wolle.

Die Wirte und Scheuring berichten, dass in den Gesprächen mit der Stadt zwei Gründe für Terrassen-Verkleinerungen genannt worden seien: einmal die nötige Durchfahrtbreite für Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge. Und einmal das Argument, das auch schon beim Einzelhandel eine Rolle spielte: Das Stadtbild soll schöner werden, Sichtachsen sollen frei sein, Architektur besser hervortreten. Deshalb wird angeblich auch erwogen, knallbunte, werbliche Sonnenschirme auf Terrassen zu verbieten.

Die Stadt will sich derzeit inhaltlich nicht zur Satzung äußern. Die zuständige Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani sagt dem TV: "Es ist noch nichts beschlossen." Das Thema werde jetzt intensiv mit allen Beteiligten diskutiert. Man müsse das Gleichgewicht zwischen unterschiedlichen Interessen finden. Entgegen der ursprünglichen Planung wird der Satzungsentwurf laut Kaes-Torchiani nicht schon auf der Stadtratssitzung am 3. April zur Diskussion stehen. Damit darf sich der neu gewählte Stadtrat nach der Kommunalwahl beschäftigen.
Meinung


Wer schön sein will …

Von Michael Schmitz

Wer schön sein will, muss leiden. Wer etwas schön machen will, manchmal auch. Das erlebt gerade das Trierer Baudezernat. Auf der einen Seite gibt es immer wieder die Forderung, die City attraktiver zu machen. Dazu dient die Sondernutzungssatzung. Auf der anderen Seite stößt jeder Vorschlag in dieser Richtung erst mal auf Widerstand. Weder der Einzelhandel noch die Wirte wollen sich allzu sehr in ihrer Ausdehnung und Eigenwerbung beschneiden lassen. In vielen Fällen ist das verständlich. Wem bei exorbitant hohen Innenstadtmieten am Monatsende einige Tausender in der Kasse fehlen, weil er weniger Ware vor dem Haus anbieten oder weniger Tische bewirten darf, der hat für die Stadtbild-Verschönerung erst mal wenig übrig. Nichts übers Knie zu brechen, das Gespräch zu suchen, ist der richtige Weg. Wer schön sein will, muss manchmal auch Kompromisse machen - das gilt für beide Seiten.
m.schmitz@volksfreund.de

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