Trierer aller Länder . . .

TRIER. Schirmherr Gisbert Wiszinski erwies sich aller Unkenrufe zum Trotz nicht als "Gießbert": Bei optimalem Feier-Wetter pilgerten am Wochenende mehrere zehntausend Menschen zum Moselfest nach Zurlauben. Zum heutigen letzten Festtag erwarten die Veranstalter-Vereine (MGV Zurlauben, Karnevalsgesellschaft Wieweler) erneuten Groß-Andrang.

Der Moselfest-Samstag ist einer der höchsten Feiertage für Familie Valerius aus Diez an der Lahn. Dann kehrt Alt-Heiligkreuzer Claude Valerius (48), der Trier 1978 aus beruflichen Gründen verlassen hat, mit Frau und Kindern in die alte Heimat zurück: "Weil es nirgendwo auf der Welt schöner ist."Auch zahlreiche andere "Exilanten" lassen sich das Moselfest nicht entgehen. "Ich bin wegen einiger Geburtstage nach Trier gekommen. Und die lassen sich erfreulicherweise mit dem Besuch meiner Lieblings-Großfete vereinbaren", freut sich Wahl-Münchner Jörg Brandscheid (36), Redakteur beim Bayerischen Rundfunk. Während sich ab 21 Uhr tausende Festbesucher auf der Uferböschung vor der Musikbühne nieder- und von den Cover-Bands SMO und Chock-A-Block einheizen lassen, beginnt auf der gegenüber liegenden Moselseite der Countdown für die größte Zugnummer des Abends. Schon seit dem frühen Nachmittag haben der Ehranger Pyrotechniker Johann Janßen (73) und seine vier Helfer die rund 1000 Feuerwerkskörper mit einem Gesamtgewicht von über 300 Kilo in Abschussposition gebracht. Janßen, einst Vorsitzender des MGV Zurlauben, lässt sich nicht lumpen: "Das Moselfest ist etwas Besonderes", sagt er, und der Farben- und Bilderrausch, den er an den spätabendlichen Himmel zaubert, auch: 20 Minuten dauert die Pyro-Pracht, so lange wie kein anderes Feuerwerk in der Region. Da verzeiht das Publikum einige kleine Längen gerne. "Aah" und "Ooh" schallt es aus allen Richtungen. Auf der für Autos gesperrten Kaiser-Wilhelm-Brücke, dem Weisshaus-Gelände und sogar auf dem Felsenpfad Richtung Biewer "knubbelt" es sich. Direkt neben der Brücke feiert in Pallien eine große Gruppe ihr privates Moselfest und hat – clevererweise – die gesamte Infrastruktur einschließlich Biergarten-Garnitur – gleich mitgebracht."Hackedichte" Knallköpfe

Auf der gegenüberliegenden Seite betreiben zwölf Trierer Vereine vom Tanzclub Fantasy bis zum VfL den Speisen- und Getränkeverkauf. Der Reinerlös ist ein wichtiger Eckpfeiler ihrer Etats. "Auch wir sind zwingend auf die Einnahmen unserer Stände angewiesen", sagt Peter Druckenmüller von der KG Wieweler, die gemeinsam mit dem MGV Zurlauben seit 1956 das Moselfest veranstaltet, das derzeit laufende ist also das fünfzigste.Seit 33 Jahren mit von der Partie ist ist Helmut Bonerz (50), freilich nicht in Feier-Mission. Der Konzer leitet das Team des Roten Kreuzes, das sich mit dem Malteser Hilfsdienst die Sanitätseinsätze an den vier Festtagen teilen. Seine Bilanz vom Samstag und der Nacht zum Sonntag spricht Bände: "Wir haben 25 überwiegend junge Leute versorgt. 14 von ihnen mussten wir ins Krankenhaus bringen." Häufigste Diagnosen: Schnitt- und Kopfverletzungen und Alkoholmissbrauch bis hart an den Rand der Vergiftung. Gegenüber 2004 hätten DRK und MHD dreimal so viel zu tun, schätzt Bonerz. Insofern hat das lausige Wetter vom letztjährigen Moselfest auch sein Gutes gehabt. "Zehn Schlägereien und mehrere Sachbeschädigungen" registriert die Polizei, die mit einem verstärkten Aufgebot im Einsatz ist. Sieben Personen, vier davon "hackedicht", verbringen den Rest der Nacht im Gewahrsam; außerdem werden wegen Alkohol am Steuer zwei Führerscheine eingezogen. Hochkonjunktur auch für die Abschleppdienste. Eine ganze Armada von verkehrswidrig abgestellten Autos entfernen sie am Samstagabend allein in der Bonner Straße, derweil die Falschparker, die dreist die kompletten Bürgersteige der unteren Bitburger Straße in Beschlag genommen haben, ungeschoren davon kommen. Heute dürfen sich Zurlaubener Vereine und Gastronomen noch einmal auf einen Großansturm freuen. Der Moselfest-Montag ist der klassische "Nach-der-Arbeit-Party-Tag". Ab 15 Uhr findet erst einmal der Seniorennachmittag im Sängerheim statt. Auf der Musikbühne spielen die Bands "Gay Shitty Bowlers" (19.30 bis 21.30 Uhr) und anschließend "Snails House". Mehr Fotos: Seite 22

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