Triers ältester Höhenstadtteil

FILSCH. (rm.) Was die Filscher anno 1973 und 1998 "verschwitzten", holen sie am Wochenende (29. bis 31. August) nach: Triers "ältester Höhenstadtteil" feiert groß Geburtstag. Die 1030-Jahr-Feier findet auf dem Gelände der Korkindustrie statt.

Als die Normannen 882 Trier brandschatzten und plünderten, kam auch das Klosterleben weitgehend zum Erliegen. Erst Generationen später sorgten die Erzbischöfe Theoderich (965-973) und Egbert (977-993) für eine Wiederbelebung. Sie statteten die Klöster mit Grundbesitz aus, dessen Übertragung durch die Ausstellung einer Urkunde festgehalten wurde. Diesem Umstand verdankt Filsch (Vilche) seine erste Erwähnung.Theoderich bestätigte nämlich anno 973 der Benediktinerabtei St. Maria ad Martyres (St. Mergen) die Schenkung des Grundbesitzes in Filsch, der aus einen Herrenhof mit Land und Wald sowie sechs Bauerngütern und den dazugehörigen Frondiensten bestand. "Damit ist Filsch der erste der Trierer Höhenstadtteile, der urkundlich überliefert ist", sagt Ortsvorsteher Karl-Josef Gilles. Der Historiker in Diensten des Rheinischen Landesmuseums ist der Initiator der Geburtstagsfestes. Er betrieb intensives Quellenstudium und holt nun mit seinen Mit-Filschern nach, was 1973 und 1998 mangels der historischen Kenntnisse "verschwitzt" wurde.Gilles: "Das Dorf dürfte noch älter sein, zumal die 973 erwähnten Höfe sicher schon einige Zeit existiert haben." 1030 bestätigte Erzbischof Poppo der Benediktinerabtei nochmals ihren Besitz. Bis ins frühe 18. Jahrhundert blieb die Zahl der Höfe nahezu unverändert. Die Kirche, die auf einer römischen Trümmerstelle errichtet worden war, gehörte dagegen zum Frauenkloster auf dem Martinsberg, das später in der Stadt als Katharinakloster weiterlebte. Da zudem das Stift St. Paulin seit dem 15. Jahrhundert in Filsch Vogteirechte besaß und auch die Seelsorge übernahm, ist die Ortsgeschichte durch die Überlieferungen jener Klöster relativ gut dokumentiert.Spätestens seit dem 17. Jahrhundert war Filschs Kirche eine Pilgerstätte, an der die Wallfahrer Hilfe bei Aussatz und Hauterkrankungen suchten. Vor allem aus Orten des Moseltals pilgerte man zu dem Gotteshaus und verehrte dort unter anderem den hl. Lazarus, das Filscher "Schwärenmännchen" (von Geschwüren abgeleitet), und die hl. Felicitas, die grindige (von Wundschorf befallene) Jungfrau. Da die Kirche auf römischen Bauresten steht, in deren Nähe eine stark kohlensäurehaltige Quelle sprudelte, könnte sie gar auf ein römisches Pilger- und Quellheiligtum zurückgehen. Bis weit ins 20. Jahrhundert betrieben die Filscher intensiven Ackerbau, Viehzucht, in bescheidenem Rahmen auch Weinbau, und belieferten vor allem Triers Wochenmärkte. Heute gibt es nur noch einen Voll- und mehrere Nebenerwerbslandwirte - das kleine Bauerndorf hat sich nach der Eingemeindung 1969 zu einem fast reinen Wohnstadtteil entwickelt.Zum Fest erscheint die Filscher Chronik

Da Filsch jedoch weniger als die anderen Höhenstadtteile expandierte, konnte es viel von seinem ursprünglichen Charakter bewahren und zählt daher zu Triers begehrtesten Wohnlagen.Das Jubiläumsfest richten der Heimat- und Kulturverein und die Reservistenkameradschaft Filsch mit kräftiger Sponsoren-Unterstützung aus. Zudem erscheint zum Fest die unter Federführung Karl-Josef Gilles entstandene Chronik "Die Geschichte von Filsch am Schellberg 973-2003", in der die wechselhafte Ortsgeschichte auf 388 Seiten mit zahlreichen Abbildungen anschaulich dargestellt ist. Auch hier zeigten sich Sponsoren großzügig. Deshalb kostet das Buch nur 15 Euro. Der Verkauf findet beim Fest statt. Bestellungen nimmt auch der Ortsvorsteher entgegen. Telefon 17434, Fax 9668559, E-mail: Dr.Gilles@t-online.deDas Programm:Freitag: 21 bis 1 Uhr Rock und Pop mit "Jump for joy"; ab 1 Uhr 80er-Jahre-Party.Samstag: 15 bis 18 Uhr Seniorennachmittag mit MGV Irsch, MGV Tarforst und der Folkloretanzgruppe; 19.30 bis 21 Uhr Festakt mit Schirmherrin Ulrike Schaeidt (Geschäftsführerin Korkindustrie Trier), Staatssekretärin Stefanie Weber-Lejeune und OB Helmut Schröer. Vorstellung der Chronik, musikalische Unterhaltung MV Irsch; 21 bis 22.30 Uhr Showgruppe "Günni und seine Freunde"; 23 bis 3 Uhr Tanzmusik mit der Band "Joker".Sonntag: 10 Uhr Festgottesdienst mit dem Kirchenchor Irsch, 11 bis 13 Uhr Frühschoppenkonzert mit MV Tarforst; 11 bis 17 Uhr Vorführung alter Arbeitsweisen und Bräuche (Irreler Bauerntradition); 14 Uhr musikalische Unterhaltung mit dem MV Korlingen und Kinderprogramm; 16.30 bis 18.30 musikalische Unterhaltung mit der Bläsergruppe St. Anna Olewig; von 18.30 bis 20.30 spielt der Reservistenmusikzug Trier; ab 20.30 Uhr Oldie night mit DJ PK. jf

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