Triers erster Entdeckungsmarathon

TRIER. (mew) Eine Textwand schlägt einem auf Seite neun des aktuellen Volkshochschul-Programms entgegen. Was steckt dahinter? VHS-Leiter Rudolf Hahn hatte die Idee, seinen Schützlingen längerfristig Gutes zu tun. Herausgekommen ist ein Jahreskurs, der parallel zum Konstantin- und Kulturhauptstadtjahr eine Palette an Möglichkeiten bietet, den Kunstcharakter der Region zu entdecken.

 Ein Jahr im Zeichen der Kunst: Parallel zum Kulturhauptstadtjahr bietet die Volkshochschule Trier die Möglichkeit, den Kunstcharakter der Region zu entdecken.TV-Foto: Melanie Wollscheid

Ein Jahr im Zeichen der Kunst: Parallel zum Kulturhauptstadtjahr bietet die Volkshochschule Trier die Möglichkeit, den Kunstcharakter der Region zu entdecken.TV-Foto: Melanie Wollscheid

Über den Dächern von Trier, einen Steinwurf von der Uni entfernt. Frank Hirschmann sitzt an seinem Tisch, die Planungsunterlagen vor sich ausgebreitet, die Brille in den Händen statt auf der Nase. Ein Bild, wie man es sich von einem Klischee-Professor kaum besser machen könnte. Doch der Privatdozent des Fachbereichs Geschichte ist weit davon entfernt ein Dasein als realitätsferner Elfenbeinturmbewohner zu fristen. Obwohl sein wissenschaftlicher Lebenslauf beachtliche Ausmaße annimmt, ist er auch ein Mann der Praxis. So hat er für den Jahreskurs Kunst ein attraktives Paket an Führungen, Kursen, Vorträgen, Exkursionen und auch praktischen Arbeiten geschnürt. So kann man jenseits des hauseigenen Stiefmütterchenbeetes zur Schippe greifen und aktiv an Grabungen des Rheinischen Landesmuseums teilnehmen, zusammen mit Dann-Oberbürgermeister-a.D. Schröer den Petrisberg als ältestes Römerlager nördlich der Alpen beschreiten und dessen Konversionscharakter kennen lernen, sich mit münzbegeisterten Numismatikern auseinandersetzen oder an Fahrrad-Stadtexkursionen teilnehmen. Beginnen wird das kunstinteressierte Großspektakel an Ostern. Zum Auftakt kann man sich gemütlich in Kinosessel kuscheln: eine Sandalenfilmreihe der 50er- und 60er- Jahre nähert sich cineastisch dem Mann mit den großen Fußspuren. Eine 180-Gradwendung vollführt sich hin zum Mai, der den Chansonnier Jens Förster und dessen neues Programm in den Fokus rückt. Am 6. Juni steigt in St. Maximin das Konstantinfest, auf dem zu Ehren des Kaisers modische und kulinarische Köstlichkeiten aus Römerzeiten dargeboten werden.Sein kreatives Potenzial entdecken

Von Juli bis Oktober kann man im Rahmen des Simeonstift-Programms "Antike kreativ" und Angeboten der europäischen Kunstakademie sein eigenes Kreativitätspotenzial ausschöpfen. Neben modellieren, zeichnen, fotografieren kann man auf den Spuren Michelangelos wandeln und sich selbst in der Technik der Freskenmalerei versuchen. Als Aspekt, der Trier jenseits des typischen "Älteste-Stadt-Deutschlands"-Stempels betrachtet, bietet Frank Hirschmann den Themenblock "Trier als Stadt der schönen Dinge" an. In Betriebsführungen und Expertenvorträgen entlarvt er die Moselmetropole als eine Stadt der Luxusgüter: Tuch, Wein, Sekt, Bier, Schmuck, Porzellan oder Rosen werden hier schon seit Jahrhunderten hergestellt. Dass er auf noch nicht ausgetretenen Pfaden wandelt, ist Hirschmann durchaus bewusst ("Das ist eine Sache, die es in dieser Form meines Wissens nach noch nicht gab") und er erkennt auch die Problematik: "Klar sind 498 Euro auf einen Schlag erschreckend viel, aber das ist ein Angebot, welches wirklich alles der über 100 Einzelveranstaltungen abdeckt - inklusive Fahrt- und Materialkosten." Bezüglich seines zukünftigen Publikums ist er sehr gespannt: "Ich denke mal, dass es das klassische VHS-Publikum sein wird, würde mich aber sehr freuen, wenn es nicht nur pensionierte Lehrer und Lehrerinnen sind, die den Weg in den Kurs finden." Ob ihn der pädagogische Overkill überkommt? Im April weiß er mehr.

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