Triers gefährliches Pflaster - Verursachen Löcher und Lücken schwere Stürze?

Trier · Das Kopfsteinpflaster in der Simeonstraße ist eine Stolperfalle, immer wieder verletzten sich Passanten durch Stürze. So sieht es Eiscafé-Besitzer Carlo Calchera und greift die Stadtverwaltung hart an, die seiner Ansicht nach nichts tut. Das Rathaus wehrt sich.

 Stolperfallen sind die ausgehoehlten Fugen im Pflaster der Simeonstrasse. TV-Foto: Friedemann Vetter

Stolperfallen sind die ausgehoehlten Fugen im Pflaster der Simeonstrasse. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Trier. Die Aufregung ist groß, ihr Kern ist wie so oft ein Eintrag auf der Internet-Plattform Facebook. Carlo Calchera ist der Autor. "Zum wiederholten Male haben wir nun beobachtet, wie jemand in der Simeonstraße über die Löcher im Kopfsteinpflaster gestürzt ist", schreibt der Gastronom. "Die Dame wird gerade von uns im Eiscafé versorgt und hat wohl ein gebrochenes Nasenbein."

Der Sturz: Wie schwer die Fußgängerin verletzt wurde, bleibt offen. Sie hat den Mitarbeitern des Eiscafés offenbar keinen Namen, keine Handynummer, keine Mail-Adresse hinterlassen, sagt Calchera auf Nachfrage des TV. Auch in der regen Diskussion auf Facebook, die Calcheras Beitrag gestartet hat, meldet sie sich nicht zu Wort. "Mehrere unserer Kunden haben den Vorfall gesehen", betont er. "Solche Fälle gab es hier schon öfter."

Das Problem: Das Pflaster in der Fußgängerzone hat an vielen Stellen Löcher und Risse. Manche davon sind mehrere Zentimeter tief. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie der hohe Absatz eines Frauenschuhs darin verschwindet und seine Trägerin Gefahr läuft, sich böse zu verletzen. Der TV konfrontiert die Stadtverwaltung mit dem von Calchera geschilderten Vorfall und generell dem Zustand des Kopfsteinpflasters.

Die Reaktion: "Der Unfall ist dem Tiefbauamt nicht bekannt", sagt Ralf Frühauf vom städtischen Presseamt. Das soll nicht heißen, dass es ihn nicht gegeben hat. "Eine Meldung eines Unfalls geht nicht automatisch bei der Stadt ein. Meistens werden Unfälle überhaupt nicht oder erst Wochen später gemeldet."
Ansprüche auf Schadenersatz landen beim städtischen Rechtsamt. Vorläufiges Fazit aus dem Rathaus: "Ob der Sturz der Frau vom Pflaster verursacht wurde, kann nicht bestätigt werden, da weder eine Meldung noch Zeugenaussagen vorliegen." Jeder gemeldete Fall, betont Frühauf, werde juristisch geprüft.

Die Verantwortung: Das Tiefbauamt trägt die Verkehrssicherungspflicht für die öffentlichen Flächen. Eine gewaltige Verantwortung, denn diese Verkehrssicherungspflicht umfasst Straßen, Wege und Plätze mit insgesamt vier Millionen Quadratmetern. "Es ist nicht auszuschließen, dass es durch schadhafte Beläge zu Unfällen kommen kann", räumt Frühauf ein. "Grundsätzlich gilt, dass jeder Verkehrsteilnehmer sich aufmerksam fortbewegen muss."
Die Verwaltung legt eine Liste der seit 2006 sanierten Natursteinpflasterflächen vor. Diese enthält den Hauptmarkt (2300 Quadratmeter), die Simeonstraße (1100), die Jakobstraße (100), Stern- und Neustraße (jeweils 50) und den Stockplatz mit 800 Quadratmetern.
Die Kontrollen: Die Verwaltung hat einen Straßenkontrolldienst, teilt Frühauf mit. "Nach Vorgaben des Versicherungsverbandes wird die Fußgängerzone einmal wöchentlich auf Schäden im Pflasterbelag kontrolliert."

Der Verkehr: Die Belastung des Kopfsteinpflasters sei hoch. "Täglich befahren Schwertransporter und der Anlieferverkehr die Fußgängerzone", so Frühauf. "Dabei ist nicht auszuschließen, dass sich einzelne Pflastersteine lösen können. Sobald eine Meldung beim Tiefbauamt eintrifft, wird der Schaden behoben."

Die Sanierung: Bereits seit einigen Jahren sei die Straßenunterhaltung des Tiefbauamtes damit beschäftigt, das Natursteinpflaster in der Fußgängerzone zu sanieren, sagt der Sprecher der Verwaltung. Die Sanierung müsse zwischen April und Oktober ablaufen. Doch das Tiefbauamt wolle die Tourismusströme in den Sommerferien nicht blockieren. In Mai und Juni stehen Feier- und Brückentage sowie das Altstadtfest im Kalender - hier müssen die Arbeiten unterbrochen werden. "Zusätzlich beansprucht die Gastronomie in den Sommermonaten große Flächen in der Fußgängerzone."

Der Ausblick: Aus all diesen Gründen können die Arbeiten jedes Jahr nur stückweise in kleinen Flächen ausgeführt werden, erklärt Frühauf. Auch in den nächsten Jahren seien Arbeiten im Mai und Juni geplant, bei günstiger Witterung auch im Herbst. Für die Sanierung der Pflasterflächen in der Simeonstraße sind im kommenden Jahr 200 000 Euro eingeplant.

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