Triwo kauft Walzwerk in Alt-Kürenz

Trier · Der Trierer Projektentwickler Triwo hat das Areal des ehemaligen Walzwerks gekauft. Der Investor will dort unter anderem rund 100 Wohnungen bauen. In eine der alten Industriehallen soll die Trierer Skaterszene mit ihrem Projekt X einziehen. Die Stadt hat für das Gelände bislang andere Pläne.

Triwo kauft Walzwerk in Alt-Kürenz
Foto: friedemann vetter (ve.), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"

Trier. Fünf bis sechs Fußballfelder hätten auf dem Gelände des ehemaligen Trierer Walzwerks Platz. Bis Ende 2014 wurde auf dem rund 44 000 Quadratmeter großen Areal Metall verarbeitet; Anfang des 20. Jahrhunderts zu Korsettstangen und Schnallen, während der beiden Weltkriege für die Rüstungsindustrie. Zuletzt produzierte das Werk Bänder aus Stahl und Aluminium für die Autobranche.
Seit den 1970ern blieben die Umsätze jedoch regelmäßig hinter den Erwartungen zurück. Ende vergangenen Jahres gingen auf dem Werksgelände zwischen Brühl-, Domänen- und Nellstraße in Alt-Kürenz schließlich die Lichter aus."Standort mit Potenzial"


Schon Monate vorher hatte der letzte Besitzer des Werks - der indische Stahlmagnat Tata Steel - Verkaufsverhandlungen mit mehreren Investoren aufgenommen. Zum zuletzt kleinen Bewerberkreis gehörte auch die Trierer Triwo AG (der TV berichtete), die nun den Zuschlag erhalten hat.
"Ein Standort mit viel Potenzial", schwärmt Triwo-Vorstand Peter Adrian.
Zum Kaufpreis will sich Adrian nicht äußern. In die Entwicklung des Geländes wolle die Triwo AG in den nächsten Jahren allerdings "einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag" investieren.
Ein fixes Nutzungskonzept oder gar Baupläne gebe es noch nicht. "Aber wir stellen uns drei Säulen vor: Wohnen, Gewerbe sowie Kultur und Freizeit", sagt Adrian. Eine entsprechende Planung will die Triwo nun erarbeiten. "Um dann mit der Stadt - insbesondere dem Wirtschafts- und dem Baudezernat - ins Gespräch zu kommen."
Denn die Stadt hat die Planungshoheit über das Gelände im alten Kürenzer Ortskern. Der noch gültige alte Flächennutzungsplan sieht für das Walzwerkareal gewerbliche Nutzung vor. Wohnbebauung kommt in der städtischen Bauleitplanung bislang nicht vor.Gewerbe entlang der Gleise


"Wir finden allerdings, dass sich an den Rändern des Walzwerkareals, die an den alten Kürenzer Ortskern anschließen - zum Beispiel zur Domänenstraße - durchaus der Bau von Wohnhäusern anbieten würde", sagt Adrian. Mehr als 100 Wohnungen sollen nach Vorstellung der Triwo dort entstehen.
Im unteren Teil des Geländes zur Bahnlinie hin könnte sich Gewerbe ansiedeln, "Etwa Labore oder Handwerksbetriebe, die nicht viel Lärm verursachen, aber auch Dienstleister", sagt Adrian.
Wie viele der alten, gut erhaltenen Werkshallen erhalten bleiben, steht noch nicht fest. "Einen Teil werden wir allerdings wohl abreißen", sagt Adrian. Unter Denkmalschutz stehen die Bauten nicht. Für zumindest eine der Hallen ist eine Weiternutzung schon ins Auge gefasst. Sie könnte der Trierer Skaterszene, die eigentlich schon längst aus ihrer Projekt-X-Halle in der Aachener Straße hätte ausziehen müssen, eine neue Heimat bieten (der TV berichtete, siehe Extra).Sportzentrum statt Einzelhandel


Ein solches Jugendkulturzentrum sehen die städtischen Planungen auf dem Gelände bislang zwar nicht vor - dafür aber Einzelhandel: Laut städtischem Konzept könnte auf dem Walzwerkgelände ein Nahversorgungszentrum mit Vollsortiment-Supermarkt, Discounter und Drogeriemarkt entstehen. Die Versorgung der Talstadt könnte so verbessert und der Verkehr durchs überlastete Avelertal zu den Einkaufszentren auf dem Petrisberg und in Tarforst eingedämmt werden.
Für ein Nahversorgungszentrum auf dem Walzwerkgelände sieht die Triwo allerdings Schwierigkeiten: "Das Gelände ist - so, wie es bislang an die Hauptstraßen angebunden ist - nicht sonderlich praktisch per Auto zu erreichen und damit für ein neues Einzelhandelszentrum nicht besonders attraktiv."Meinung

Ran an den Strang!
Etliche Trierer Sporthallen sind wegen Baufälligkeit geschlossen oder nur eingeschränkt nutzbar. Der Kampf um die Verteilung von Geld zur Sport- und Jugendförderung ist damit noch härter geworden. Die Trierer Skater sind allerdings nicht bloß ein Haufen Jugendlicher mit zu weiten Hosen. Projekt-Sprecher Axel Reichertz ist - mit seinem Know-How als Ex-Profi-Skater - weltweit unterwegs, um Skateanlagen zu bauen. Allein im vergangenen Jahr hat er drei Anlagen in Luxemburg mit konzipiert. Die Skatehalle auf dem Walzwerkgelände könnte zudem mehr werden als eine reine Trainingsstätte, sondern ein echtes Jugend- und Kulturzentrum. Schulsport könnte dort stattfinden und Veranstaltungen, die auch Jugendliche erreichen, die sich von den hierarchischen Strukturen des deutschen Vereinswesens nicht angezogen fühlen. Das Walzwerkgelände bietet damit die Chance, Leuchtturmprojekt für Kürenz zu werden. Alle Hände also ran den Strang - und zwar alle an denselben! c.wolff@volksfreund.deExtra

Die Trierer Skaterszene setzt große Hoffnungen darauf, in einer der Walzwerkhallen eine neue Heimat zu finden. Seit 2009 nutzen die BMX-Rad-, Skateboard- und Inline-Fahrer eine leerstehende Supermarkthalle in Trier-West. Der Mietvertrag mit der Stadt ist allerdings seit langem ausgelaufen, die Skater nur noch geduldet. Die Herbert- und Veronika-Reh-Stiftung aus Leiwen an der Mosel hat den Skatern ihre Unterstützung für einen Umzug des Projekts X in eine der alten Walzwerkhallen zugesagt. Manfred Bitter, Mitglied des Stiftungsvorstandes, hatte im Januar erklärt, dass die Stiftung sich vorstellen könne, 250 000 Euro in Renovierung und Ausbau einer der Hallen zu investieren. Die Halle könnte den Skatern pachtfrei zur Verfügung gestellt werden. Der rechtliche Rahmen für dieses Konstrukt steht allerdings noch nicht, die Gespräche mit dem neuen Geländebesitzer Triwo laufen. "Die Halle ist ideal gelegen und bietet viele Möglichkeiten, ein Jugend- und Freizeitzentrum umzusetzen", freut sich Projekt-X-Sprecher Axel Reichertz. woc

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