Tropfensymphonie und Windgesang

TRIER. Zu den ungewöhnlichsten und originellsten Exponaten auf der Landesgartenschau gehören die vier Klangobjekte zu den Elementen Luft, Wasser, Feuer und Erde. Ihren besonderen Reiz beziehen sie nicht nur aus dem künstlerischen Konzept, sondern auch daraus, dass der Begriff Konversion bei ihrer Entstehung teils wörtlich genommen wurde.

Das markanteste der vier Klangobjekte ist die Feuerorgel, ein skulpturales Arrangement aus rostigen Metallrohren, die neben dem Verbindungsweg vom Garten der Region zum Riesenrad in die Luft ragen. Sie wird nur während des Feuerblocks an ausgewählten Terminen von ihren Schöpfern, den Künstlern Bernd Bleffert, Herbert Hofer und Thomas Rath zum Klingen gebracht. Mit an die seitlichen Öffnungen der Röhren gehaltenen Gasflammen werden heulende, donnernde, an Gewitterstürme erinnernde Geräusche erzeugt. In Ruhezeiten dienen die Röhren als Hörrohre. Die anderen Objekte liegen etwas versteckt auf einer Achse zwischen römischer Ausgrabung und Wasserturm, von der Feuerorgel aus gesehen in Blickrichtung Uni-Campus. Als erstes trifft man links vom Weg auf den Erdklang. "Das ist ein wahres Konversionsprojekt", sagt Karsten Müller, der künstlerische Leiter der LGS. "An dieser Stelle ist ein Bagger eingebrochen. Dabei wurde ein alter Stollen gefunden, ein Splitterschutzgraben von 1938." Waldorflehrer Bleffert, Architekt Hofer und Musikdramaturg Rath widmeten das militärische Relikt phantasievoll um. Sie spannten Saiten über hölzerne Resonanzkörper bis in den Stollen. "Die längste Saite geht 38 Meter tief hinein", beschreibt Müller. Nimmt man an den Saiten hängende Gummistückchen zwischen die Finger und fährt damit an ihnen entlang, entstehen sphärische Klänge, ähnlich denen, die ein Bogen auf dem Kontrabass erzeugt. Das klappt allerdings nur, wenn das Gummi trocken ist. Von Nässe hingegen lebt das nächste am Weg liegende Objekt, die Tropfinstallation. Ein eigentümliches, flaches, weißes Betongebilde mit seitlich herausragenden schwarzen Röhren bringt den Betrachter zunächst ins Grübeln, allerdings nur so lange, bis er sein Ohr an eines der Rohre hält. Dann nämlich wird er eine regelrechte Tropfensymphonie wahrnehmen. "Hier wurde das Innere eines ehemaligen Bunkers für ein System genutzt, in dem durch geregelten Wasserdruck Tropfen in verschiedene Gefäß fallen", erklärt Müller. "Die Rohre außerhalb wurden in verschiedenen Höhen für jede Körpergröße angebracht." Nicht auf den ersten Blick zu sehen, weil hinter dem Gastronomie-Zelt auf der "Bastion", einer Aussichtsterrasse unterhalb des Wasserturms gelegen, sind die drei Luftharfen. Auf acht Meter hohen Stahlmasten sind Saitengruppen eckig-graphisch angeordnet, die vom Wind zum Schwingen gebracht werden. Flirrende, teils an Gesang erinnernde Klänge sind je nach Windstärke deutlich oder nur mit einem Ohr am Mast wahrzunehmen. Erd-, Wasser- und Luftobjekt klingen immer, die Feuerorgel wird an folgenden Terminen gespielt: Immer samstags, am 24. und 31. Juli, am 7., 14. und 21. August jeweils um 16 Uhr und 22 Uhr.

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