Trotz Absage: Trier will die Tour de France immer noch

Trier. · Die Absage der Trierer Bewerbung für die Tour de France 2017 schmerzt, aber Oberbürgermeister Wolfram Leibe will es in den nächsten Jahren trotzdem noch einmal versuchen – wieder zusammen mit der Partnerstadt Metz. Die Erhöhung der Trierer Chancen über Geld lehnt der OB strikt ab.

 Sie drücken die Daumen für die nächste Bewerbung zur Tour de France: Valentin Jung; Lea Landry, Lennart Jung und Andre Benoit (von links) vom Radsportverein Schwalbe Trier. TV-Foto: Friedemann Vetter

Sie drücken die Daumen für die nächste Bewerbung zur Tour de France: Valentin Jung; Lea Landry, Lennart Jung und Andre Benoit (von links) vom Radsportverein Schwalbe Trier. TV-Foto: Friedemann Vetter


Die Strecke der Tour de France 2017 steht seit Dienstagmorgen fest. Trier ist nicht dabei - das Schreiben der Tourdirektion traf bereits am Montag im Rathaus ein (der TV berichtete am 18. Oktober). Diese knappe Absage kann man auch positiv sehen - davon ist Triers OB Wolfram Leibe überzeugt.

"Dass dem luxemburgischen Esch schon vor vier Wochen eine Absage erteilt wurde und unsere Bewerbung erst so spät abgelehnt wurde, zeigt, dass die Tourleitung Trier als möglichen Etappenort sehr ernsthaft geprüft hat", sagt Leibe, der gerade von einer Reise in die japanische Partnerstadt Nagaoka zurückgekommen ist. "Aber offenbar passen wir nicht in die Streckenführung."

In seinem Absageschreiben hofft Tourdirektor Christian Prudhomme dennoch auf das weitere Interesse der Stadt Trier. Nur eine Höflichkeitsfloskel oder die reale Aussicht auf einen Bewerbungserfolg in den Jahren 2018 oder 2019? "Ich halte diese Aufforderung, uns erneut zu bewerben, nicht bloß für eine freundliche Floskel", erklärt Leibe. "Deshalb bin ich dafür, dass wir uns in den nächsten Jahren weiterhin um die Tour de France bemühen, zusammen mit unserer Partnerschaft Metz."

Die Verbindung einer Trierer Bewerbung mit einer Geldzahlung zur Erhöhung der Chancen lehnt Leibe strikt ab. "Ich bleibe dabei, dass wir eine Bewerbung keinesfalls über Geld forcieren können", betont Triers OB. Es sei allenfalls vorstellbar, dass Trier im Fall eines Zuschlags die Summe, die jährlich in die ADAC-Rallye geflossen ist, in die Organisation einer Tour-de-France-Veranstaltung investiert. Der städtische Rallye-Zuschuss lag im Jahr 2012 noch bei 126?000 Euro und sank nach der Streichung des Innenstadtkurses Circus Maximus auf rund 90?000 Euro.
Günter Steffgen aus Trierweiler ist der Vorsitzende des Radsportvereins Schwalbe Trier, der mehr als 200 Mitglieder aus der gesamten Region hat. Seine Meinung: "Weil ein Riesentross an Zuschauern, Medienvertretern und Helfern die Tour begleitet, wäre es auch ein Wirtschaftsfaktor gewesen."

Steffgen sieht die Tour auch als Chance, die Stärken der Region zu zeigen. "Gerade weil das Fernsehen auch die Baudenkmäler neben der Strecke zeigt, könnte sich die Region gut darstellen." Zudem wecken solche Großveranstaltungen das Interesse am Radsport. "So könnte man junge Menschen an den Sport heranführen. Trier sollte sich auf jeden Fall weiterbewerben."

Auch Karl-Heinz Frieden, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Konz, bedauert die Absage. "Die Tour in Trier wäre sicherlich ein wunderschönes Spektakel geworden und würde den Blick nicht nur auf die Stadt, sondern auf die gesamte Region lenken."

Gerd Guillaume, Vorsitzender der City-Initiative Trier, hofft ebenfalls auf eine neue Bewerbung. "Trier tut als Oberzentrum gut daran, sich um herausragende Veranstaltungen wie die Tour de France zu bemühen." Alfred Thielen, der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Trier, setzt auf einen Bewerbungserfolg in den kommenden Jahren. "Das Schreiben der Tourdirektion gibt Hoffnung, ein Erfolg wäre eine tolle Geschichte."

Der Kommentar: Noch einmal!
Von Jörg Pistorius

Schade, Trier. Das war knapp. Um ein Haar wäre er gelungen, der wahrscheinlich weltweit einmalige lückenlose Wechsel von einer Weltklasseveranstaltung zur nächsten. Die Rallye WM zieht weg, dafür kommt die Tour de France. Es war auf jeden Fall einen Versuch wert, die Tour de France vor die Porta Nigra zu holen. Die Kooperation mit Metz war eine sehr gute Strategie.
Die Art und Weise, in der ein Sportler Niederlagen verarbeitet, verrät mehr über ihn als das Feiern seiner Siege. Auch hier punktet Trier gewaltig. Keine von Wut und Enttäuschung diktierten Proteste, keine Vorwürfe in Richtung Paris, keine Frustattacken im Rathaus. Stattdessen die Parole: Im nächsten Jahr greifen wir wieder gemeinsam an. Falls Trier dann zur jetzt natürlich noch unbekannten Streckenführung passen sollte, schafft die Römerstadt es möglicherweise doch noch, nach dem Abschied der Rallye die nächste große Sportveranstaltung an Land zu ziehen. Das wäre in der Tat ein Riesenerfolg - und er wäre absolut verdient.

j.pistorius@volksfreund.de

Der Zirkus auf zwei Rädern

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