Tuchfühlung als Therapie

TRIER. (red) Seit Jahren werden Tiere in der unterstützenden Behandlung behinderter Kinder eingesetzt. Als Nachsorgezentrum für chronisch erkrankte Kinder geht auch die Villa Kunterbunt damit einen neuen Weg.

Seit Oktober vergangenen Jahres nehmen drei Kinder mit Diabetes im Alter von neun und zehn Jahren einmal wöchentlich für eine Stunde an der tiergestützten Therapie im Reiterhof in Hockweiler teil. Bei den Kindern wurde vor etwa eineinhalb Jahren Diabetes mellitus Typ 1 diagnostiziert. Die medikamentöse Einstellung dieser Kinder ist schwierig, weil im Körper der kleinen Patienten die verabreichten Insuline nicht immer gleichmäßig und richtig wirken. Dabei spielen auch psychische Faktoren eine Rolle. Die behandelnden Ärzte, das Personal der Kinderklinik und das der Villa Kunterbunt suchten deshalb nach einer über die Medizin hinausgehende Methode, die die Effizienz der Behandlung durch psychosoziale Stabilisierung verbessern sollte. Zu diesem Zweck wurde die tiergestützte Therapie als Methode ausgewählt. In Absprache mit dem zuständigen Arzt der Kinderklinik treffen sich die Kinder auf dem Reiterhof in Hockweiler. Unter Kontrolle der Diätassistentin wird als Erstes der Blutzucker gemessen, um sicherzustellen, dass die Kinder nicht mit einem zu geringen oder zu hohen Blutzuckerwert die Therapie beginnen. Damit lernen sie in der Praxis, wie sie bei sportlicher Betätigung mit der Erkrankung umzugehen haben (beispielsweise Freude - hoher Zucker, körperliche Anstrengung - niedriger Zucker). Die eigene Körperwahrnehmung für die Symptome der Erkrankung wird dadurch entwickelt und geschult. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Erfahrung. dass sie mit ihrer Erkrankung nicht alleine sind, sondern andere Kinder ebenfalls damit leben müssen. Dies stärkt das Selbstbewusstsein und fördert die Motivation. Angst wird durch den Umgang mit den Pferden abgebaut und Vertrauen in sich und in andere gewonnen. In dieser dichten therapeutischen Situation mit Diabetesassistentin und Pädagogin und Reittherapeutin erlernen die Kinder den positiven Umgang mit ihrer Erkrankung: Sie sind krank, haben oft einen eingeschränkten Alltag, was sie aber nicht an einem erlebnisreichen und erfüllten Leben hindern soll. Die Behandlung konnte nur mit Hilfe des Vereins "Von Betroffenen für Betroffene" aus Burgen bei Bernkastel, der in diesen Tagen seinen fünften Geburtstag feiert, realisiert werden.

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