Türen statt Tore

TRIER. Anwohner laufen Sturm: Eine der wenigen Grünflächen in Trier-Nord soll bebaut werden. Die Wohnungs-Baugesellschaft Triwo hat bei der Stadt eine entsprechende Bauvoranfrage gestellt. Bei der heutigen Ortsbeiratssitzung wollen Bürger aus Trier-Nord eine Unterschriftenliste gegen das Vorhaben vorlegen.

Durch die Balthasar-Neumann-Straße schallt helles Kinderlachen. Wer hier fremd ist, findet die Ursache für die fröhlichen Klänge nicht sofort: Versteckt in einem Karrée aus Wohnhäusern eröffnet sich überraschend eine große Grünfläche mit Spielplatz und zwei Fußballtoren. Zwischen den Toren bolzen und kicken kleine Kinder. Der Kindergarten St. Paulin macht heute einen Ausflug, damit sich die Kleinen hier einmal austoben können.180 Unterschriften gesammelt

"Wenn dieser Platz wegfällt, haben wir keine Möglichkeit mehr, mit den Kindern Fußball zu spielen oder mal richtig zu rennen", sagt Adelheid Trapp, Leiterin des Kindergartens. Etwa zweimal im Monat kämen sie mit den Kindern hierher. Anke Högner, die Mutter eines der Mädchen, die fröhlich auf dem Platz herumtollen, ist eine Anwohnerin, die von der Nachricht alarmiert wurde, auf dem Platz sollten Wohnblocks entstehen. "180 Unterschriften haben wir dagegen gesammelt", sagt sie. Nicht nur für die Kinder, auch für ältere Menschen fiele ein wichtiges Stück Naherholung weg. "Ganz zu schweigen von der Verkehrsführung, die wieder geändert würde. Die Straße würde wieder unsicherer und es wären zusätzliche Stellplätze notwendig für die neuen Wohnblocks." Die Hiobsbotschaft von einer eventuellen Bebauung des Grundstücks, das der Deutschen Bahn gehört, mache schon länger die Runde, sagt Astrid Meriaux, ebenfalls eine Anwohnerin. Von den Grünen sei im vergangenen Jahr "eine Anspielung" gekommen, dass die Wohnbaugesellschaft Triwo bei der Stadt versuche, eine Baugenehmigung für das Gelände zu bekommen - ohne, dass Anwohner oder Fraktionen etwas davon wüssten. Meriaux wurde aktiv, begann mit der Unterschriftensammlung. "Von den Parteien ist keiner richtig aktiv geworden", sagt sie. "Wir haben schon versucht, die Angelegenheit beim Ortsbeirat vorzubringen - es klappte aber nicht", sagt UBM-Mitglied Doris Steinbach. Weil das Areal Privatgelände der Bahn sei, habe die Stadt doch ohnehin keinen großen Einfluss, vermutet sie. "Die ganze Siedlung stammt aus den 20er-Jahren und gehört der Bahn", bestätigt Manfred Becker von den Grünen. Schon im vergangenen Jahr habe die Bahn verschiedene Brachflächen verkaufen wollen, und es gab eine entsprechende Vorlage im Stadtrat, in der auch der Bolzplatz in Trier-Nord zu finden war. "Wir haben damals beantragt, die Fläche herauszunehmen, und als das klappte, dachten wir, es sei Ruhe", sagt Becker. Doch dann habe die Triwo bei der Stadt eine Bauvoranfrage gestellt - mit drei Reihen Wohnblocks auf dem besagten Gelände. "Die Stadt hat aber nur eine Reihe genehmigt", sagt Becker. Auf die Anträge der Grünen im Bauausschuss, über den genauen Sachstand zu informieren, habe das Rathaus nicht reagiert. "Wir werden am Donnerstag im Ortsbeirat aber auf jeden Fall da sein. Auch wenn wir da nichts entscheiden können und der Punkt nicht einmal auf der Tagesordnung steht, obwohl wir das angeregt haben", betont Becker. Die Stadt Trier wollte sich vor der heutigen Ortsbeiratssitzung nicht zu der Angelegenheit äußern.Treffen vor der Sitzung

Bei der Wohnbaugesellschaft Triwo sieht man die Sache pragmatisch: "Die Bauvoranfrage, die wir bei der Stadt gestellt haben, war unbefriedigend für uns - nur eine Reihe Wohnblocks ist nicht rentabel", sagt Vorstandsmitglied Peter Adrian, der das "denkmalwürdige Ensemble" seit 15 Jahren im Auge hat. Adrian geht davon aus, dass man "nicht zum Geschäft" komme. Am heutigen Donnerstag ist aber ein Treffen zwischen Triwo, Deutscher Bahn und dem städtischen Planungsamt vorgesehen - noch vor der Ortsbeiratssitzung in Trier-Nord am Abend.

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