Tumorpatienten unterstützen

TRIER. "Zu Hause sterben können" ist der Wunsch vieler kranker oder alter Menschen. Zu Hause, wo sie die Pflege und Geborgenheit der Familie spüren. Insbesondere Patienten, die an Tumoren im Mund- oder Gesichtsbereich erkrankt sind, benötigen die Hilfe ihrer Angehörigen. Der Trierer Hospiz-Verein unterstützt die Familien, doch das Geld ist knapp. Am 11. Januar findet ein Benefizkonzert in der Tuchfabrik statt.

Mit der Bezeichnung Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie verbinden Laien oft wenig. "Bessere Zahnärzte" mutmaßen die einen, "Schönheitsdoktoren" denken die anderen. Tatsächlich handelt es sich bei den Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen um hochspezialisierte Fachärzte, die ein Medizin- und Zahnmedizin-Studium absolvieren müssen, um die Facharztausbildung beginnen zu können."Menschen, die mit unserem Fachgebiet noch nicht in Berührung kamen, haben oft keine Vorstellung, was wir tun", bedauert Dr. Dr. Gitta Bechtel-Grebe. Die Trierer Fachärztin engagiert sich, ihr Fachgebiet im Sinne der Patienten bekannter zu machen. Neben der Behandlung von Weichteilverletzungen, Brüchen und Fehlbildungen bestimmt die Behandlung von Tumoren im Bereich des Gesichtsschädels, besonders im klinischen Bereich, das Fach.Geschwüre werden oft zu lange ignoriert

Fünf Prozent aller Tumore zeigen sich im mund-, kiefer- und gesichtschirurgischen Bereich. Vorwiegend Männer, meist starke Raucher oder Alkoholiker verschiedenen Alters und sozialer Stellung, erkranken wegen der ständigen mechanischen Reizung der Schleimhäute. Auch die genetische Anlage entscheidet über die Tumorentstehung. Obwohl das Gesicht und die Mundhöhle der eigenen Kontrolle unterliegen, verfallen viele Patienten dem Mechanismus der Verdrängung. "So bemerken zwar die meisten eine Veränderung, ein Geschwür, das nicht abheilen will, aber aus Angst vor der Wahrheit betreiben sie Vogel-Strauß-Politik und lassen wertvolle Zeit verstreichen. Zeit, die die Möglichkeit, den Tumor im Frühstadium relativ einfach zu entfernen, vergibt", beklagt Bechtel-Grebe.Denn ist der Tumor einmal größer als zwei Zentimeter, hat er eventuell auch schon Absiedlungen in den nächsten Lymphknoten verbreitet, wird die Behandlung schwieriger und aufwändiger. Oft sind dann mehrstündige Operationen zum Entfernen des Tumors mit wiederherstellenden Maßnahmen zur Erhaltung der Kau- und Sprechfunktion und des Aussehens notwendig, ebenso wie das Entfernen der Lymphknoten. Finden sich dort Absiedlungen der Tumorgeschwulst, ist in der Regel auch eine Bestrahlung notwendig. Der betreuende Arzt bespricht mit dem Patienten die für ihn notwendige Therapie. "Es gibt immer wieder Patienten, die sich nach der Diagnosestellung abschotten und den Kopf in den Sand stecken. Gerade diese Patienten brauchen den Arzt, der daran bleibt und sie führt, damit nicht mehr wertvolle Zeit verloren geht", so die Ärztin. Beratung und Betreuung sind wichtig, denn nur so kann ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden. Dieses Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Tumorpatient, aber zu den Angehörigen, die unbedingt mit einbezogen werden sollten, ist ein wesentliches Element in der Behandlung der Patienten."Der Patient muss fühlen, dass der Arzt sein Verbündeter ist, zunächst im Bemühen, den Tumor zu heilen, aber auch im Annehmen des Schicksals und der Begleitung seines Leidens und Sterbens, sollte der Tumor letztendlich nicht mehr zu heilen sein", erläutert Bechtel-Grebe.Der Arzt als Verbündeter

Patienten mit fortgeschrittenen Tumoren im mund-, kiefer- und gesichtschirurgischen Bereich sind in besonderem Maße durch die gestörte Funktion wie Nahrungsaufnahme, Schlucken und Sprechen, ferner durch das veränderte Aussehen beeinträchtigt.Die Furcht vor den Blicken anderer treibt viele in die soziale Isolation; der Rückhalt der Familie wird somit von besonderer Bedeutung. "In der Regel wachsen die Angehörigen in bewundernswerter Weise mit den Anforderungen, die die Krankheit des Patienten an sie stellt", berichtet die Fachärztin.Der Hospiz-Verein Trier unterstützt die Angehörigen bei der Betreuung der Patienten, denn der Grundgedanke "Sterben zu Hause" soll umsetzbar bleiben. Doch das Geld ist knapp. Um weiterhin Betreuung und Materialien anbieten zu können, sammelt der Verein Spenden.Für Sonntag, 11. Januar, lädt Gitta Bechtel-Grebe um 18 Uhr in den kleinen Saal der Tuchfabrik ein. Bei dem Wohltätigkeitskonzert zugunsten des Hospiz-Vereins Trier rezitiert Kammerschauspieler Günther Reim Auszüge aus der Sammlung "Briefe aus meiner Mühle" des französischen Schriftstellers Alphonse Daudet. Im Wechsel mit dem Text spielt Klauspeter Bungert ausgesuchte Klavierstücke von Emmanuel Chabrier.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort