Turnhalle statt Bürgerhaus

EHRANG/QUINT. Normalerweise demonstriert der Ortsbeirat von Ehrang und Quint Geschlossenheit. In der jüngsten Sitzung aber lieferten sich zwei Ratsmitglieder einen lautstarken Streit. Der Grund: Ehranger Vereine nutzen lieber die Turnhalle als das neue Bürgerhaus für Großveranstaltungen.

Selten gab es in einer Sitzung der Ehranger und Quinter Kommunalpolitiker derart verärgerte Stimmen. Ausgelöst wurde der Streit von Horst Lorig (SPD), der am Ende der Sitzung einen eindringlichen, kollektiven Appell an seine Kollegen im Rat richtete. Als Vorstandsvorsitzender der Gemeinschaft Ehranger Ortsvereine (GEOV), die derzeit noch Träger des neuen Bürgerhauses ist, mahnte er die Ortsbeiräte, sich für das Bürgerhaus einzusetzen. Den Geldbeutel im Blick

Es gebe Ortsbeiräte, die das Bürgerhaus im Ort schlecht reden würden. Mittlerweile nehme es ein negatives Image an, fürchtete Lorig mit erhobener Stimme, ohne konkrete Namen zu nennen. Das führte bei Gertrud Haas (CDU), Theaterleiterin des Karnevalsgesellschaft Blau-Weiß Ehrang, zu erregtem Widerspruch. Offenbar hatte sie sich angesprochen gefühlt. Sie führte etliche Beispiele organisatorischer Pannen im Bürgerhaus an, die zu erheblicher Arbeit bei der Vorbereitung eines Theaterstücks geführt hätten. Genauso wie die KG Rot-Weiß, deren Präsident Lorig ist und die dieses Jahr die Ehranger Fastnacht ausrichtet, wird die KG Blau-Weiß ihre Veranstaltungen in der Turnhalle ausrichten. Auch der Adventsmarkt wird wie gehabt in der Turnhalle abgehalten. "Wir hatten in Rundschreiben mit den Vereinen abgesprochen, welchen Nutzungsbedarf sie haben, wie groß die Räume sein sollen, ob die Halle groß genug ist", schimpfte Lorig. Jetzt hieße es von allen, dass die Halle zu klein sei. Dabei sei es ohne weiteres möglich, Karnevalsveranstaltungen an zwei aufeinander folgenden Abenden durchzuführen. Der große Henry-Zingen-Saal im Bürgerhaus bietet 199 Plätze, die Turnhalle etwa 100 mehr. Offenbar haben die Vereine nicht nur den Platzbedarf im Auge, sondern vor allem ihren Geldsäckel, da die Turnhalle günstiger zu mieten ist. "Diese Mietkonditionen wird es das letzte Mal geben", meinte CDU-Fraktionschef Berti Adams in Anspielung auf die bereits beschlossene Erhöhung der Turnhallenmiete. Die Nutzung des kleineren Veranstaltungssaals durch Privatleute sowie der Nebenräume sei sehr gut, die Nachfrage von Vereinen für den großen Veranstaltungssaal sei mager, meinte Lorig. Er räumte unumwunden Fehler bei der Organisation ein und bat gleichzeitig um Verständnis, wenn es Schwierigkeiten in der Anlaufphase gebe. Allerdings kommen auch technische Mängel sowie unpraktische Stühle hinzu, wie Haas kritisierte. Das Bürgerhaus wurde im Februar eingeweiht. Es gab nach Angaben von Lorig etwa 20 Groß- und Kleinveranstaltungen. Die Trägerschaft wird zum Jahresanfang von dem Förderverein übernommen. Jährlich müssen ein Prozent der Baukosten in Höhe von 25 000 Euro an die Stadt bezahlt werden. Bis 2008 wird dieser Betrag noch aus Zinserlösen der Henry-Zingen-Stiftung gedeckt. Hinzu kommen laut Lorig Betriebskosten in Höhe von etwa 20 000 Euro jährlich. Der große Saal sei ab 150 Euro pro Abend zu mieten.

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