Übel riechende Güsse

TRIER. Seit 22 Jahren feiern die Trierer ihr Altstadtfest. Ein Blick ins TV -Archiv dokumentiert die Geschichte des Fests und enthüllt Kuriositäten am Rande des Trubels.

Bratwurst, Bier und fette Beats: Das Grundkonzept des Altstadtfests ist seit 1981 unverändert geblieben, die Veranstaltung war von Anfang an ein Renner. Vor 22 Jahren verwandelte sich die Trierer Innenstadt zum ersten Mal von einer Einkaufsmeile in ein Meer aus Essens- und Getränkeständen. Auf den Plätzen der altehrwürdigen Moselstadt spielten Musikgruppen. Volkstümliche Musik und Dixieland waren angesagt. Die meisten Musiker kamen von außerhalb, Trierer Bands waren in den frühen Tagen des Altstadtfests nicht besonders gefragt. Auf den Straßen zeigten Zauberer, Feuerschlucker, Puppenspieler und Schnellzeichner ihr Können. Ein Wettbewerb der besonderen Art fand auf dem Kornmarkt statt: Bei einem Wettschießen maßen Stadtrat und Verwaltung ihre Kräfte. Auch die Kultur kam nicht zu kurz: Professor Alfred Haverkamp führte durch das historische Judenviertel. Initiator des Fests war der damalige Wirtschaftsdezernent Helmut Schröer. "Höhepunkt der Eröffnung war der steile Aufstieg des Beigeordneten Helmut Schröer, der, kurz zuvor vom OB zum Altstadtdezernenten ernannt, über eine Feuerwehrleiter zum Stadtpatron Petrus kletterte, um ihn mit dem Blumenstrauß der Trierer Gärtner zu schmücken", heißt es im TV vom 5./6. September 1981. An dem Blumenstrauß hatte Petrus allerdings nicht lange Freude. Bereits in der ersten Nacht wurde er von Unbekannten gestohlen. Von Anfang an wurde das Fest von den Straßengemeinschaften organisiert. Zu ungeahntem Ruhm brachte es Obmann Jürgen Bokemüller. Fast zwei Jahrzehnte lang gestaltete er das Programm auf der Bühne vor der Porta Nigra - was ihm den Spitznamen "Mr. Altstadtfest" einbrachte. Die Organisatoren des Fests bereiteten die Bewohner der Innenstadt von Anfang an auf laute Nächte vor. Trotzdem zeigten nicht alle Anwohner das erbetene Wohlwollen: "So wurden beispielsweise die mitreißenden Darbietungen der Mittelmosel-Show-Kapelle am Freitag in der Fleischstraße von einem Anwohner mit mehreren kräftigen Güssen einer übel riechenden Flüssigkeit von einem höher gelegenen Wohnungsfenster aus "belohnt", hieß es im TV . Das erste Altstadtfest fand im September statt, bereits ein Jahr später verlegten aber die Organisatoren das Ereignis auf seinen inzwischen angestammten Termin im Juni. 1982 wurde die Musik ein wenig moderner. Zwar spielten die "Lustigen Eifelmusikanten" Tanz- und Unterhaltungsmusik, es war aber auch "Tanzmusik für junge Leute" angekündigt, etwa mit der Rockgruppe "Sturzflug". Ein Unterhaltungs-Mix für alle Generationen etablierte sich damals, der auch kommendes Wochenende, 22 Jahre nach der Premiere, wieder Menschenmassen zum Feiern und Mitsingen in die Trierer Innenstadt locken wird.

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