Überfällige Debatte

Man braucht keine hellseherischen Fähigkeiten, um vorauszusehen, dass die Reisser-Insolvenz in Trier einschlagen wird wie eine Bombe. Nicht so sehr, weil sie eine weitere Folge in einer schier endlosen schwarzen Serie von Trierer Traditionsgeschäften darstellt, die ins Trudeln geraten. Sondern vor allem deshalb, weil Georg Kern eine Symbolfigur der Trierer Kaufleute ist. Ein Mittelständler von echtem Schrot und Korn, mit guten Verbindungen in Politik und Wirtschaft, engagiert für Kultur und Kommerz. Wenn so einer es nicht mehr schafft, sich in der Trierer City zwischen den Fillialisten zu behaupten, wer soll es dann überhaupt noch schaffen? Diese Frage drängt sich geradezu auf. Dem Kärrner Kern ist zu wünschen, dass sich sein langjähriger Einsatz für das Allgemeinwohl in den rauen Zeiten, die jetzt auf ihn zukommen, auszahlt. Zumindest in Sympathie, besser noch in tatkräftiger Unterstützung. Wer jetzt tönt, da hätte sich einer besser beizeiten um die eigenen Angelegenheiten kümmern sollen, der schafft die Grundlagen dafür, dass künftig niemand mehr ehrenamtliche Verantwortung übernimmt. Die Stadt Trier täte gut daran, den spektakulären Einzelfall zum Anlass zu nehmen, die längst überfällige Grundsatzdebatte über die Zukunft der typischen, Image prägenden inhabergeführten Einzelhandelsgeschäfte zu führen. Und zwar, so lange es noch welche gibt. d.lintz@volksfreund.de

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