Überflüssig, aber ansehnlich

TRIER. So schnell kann es gehen. 1958 erbaut, 1988 bereits völlig "überflüssig" und seit 1998 Technik-Denkmal: Der Trierer Wasserturm, der im Blickpunkt des ersten TV-Bilderrätsels 2007 stand, hat eine bewegte Karriere hinter sich.

Anfangs trug der Wasserturm auf dem Petrisberg den wenig schmeichelhaften Spitznamen "Stielhandgranate". Die futuristisch anmutende Konstruktion auf dem Petrisberg sorgte für erbitterte Diskussionen. 13-mal befasste sich der Stadtrat mit dem Stadtwerke-Projekt, ehe er 1956 den Segen zu den Plänen von Architekt Herbert Montebaur gab. Der Planer hatte allerdings kräftig reduzieren müssen: Statt 47 Meter durfte der Turm nur rund 39 Meter hoch werden, auf die Aussichtsplattform mit einem Café wurde verzichtet. Baukosten damals: 368 000 Mark. Jenseits aller Geschmacksfragen bestand an der Notwendigkeit des Turms kein Zweifel. Die Stadtwerke brauchten den 412 Kubikmeter fassenden Hochbehälter, um die Versorgung der ausgedehnten Kasernenanlagen auf dem Petrisberg, der neu entstandenen Franzosen-Wohnsiedlung und der wachsenden Außenstadtteile mit dem kostbaren Nass aus der Riveris-Talsperre sicherzustellen. Der unter dem Wasserturm liegende, 1939 gebaute und im Krieg beschädigte Behälter konnte nicht den notwendigen Druck erzeugen. 1958 in Betrieb genommen, zeichnete sich für den neuen Wasserspeicher bereits wenige Jahre später das Karriereende ab. Die Eingemeindungen von 1969 und die Expansion der Höhenstadtteile machten ein größeres und höher gelegenes Reservoir erforderlich, das oberhalb von Tarforst entstand. Seit 1988 steht der in seiner alten Funktion überflüssig gewordene Turm leer und dämmerte lange Zeit im Dornröschenschlaf dahin. Der Abzug der Franzosen (1999) und die Landesgartenschau 2004 auf dem Konversionsgelände Petrisberg rückten das "überflüssig" gewordene Bauwerk wieder in den Blickpunkt. Die Stadtwerke, die vergeblich nach einem Investor gesucht hatten, machten aus der Not eine Tugend und sanierten den seit 1998 unter Denkmalschutz stehenden Turm und putzten ihn zum Petrisberg-Wahrzeichen heraus. Nun strahlt er tagsüber und dank ansprechender blauer Illuminierung auch nachts. Und er erhält Gesellschaft: Zu seinen Füßen entsteht ein neues Wohngebiet. Wer die beiden Bilderrätsel-Gewinner sind, die jeweils 50 Euro erhalten, lesen Sie morgen in der Wochenend-Ausgabe.

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