Ultimativ spannend

TRIER. Der Schriftsteller mit den besten Titel und den größten Wahrheiten: Max Goldt besucht die Trierer Tuchfabrik und bringt die Leute zum Lachen. Dass er dort nicht zum ersten Mal aufgetreten ist, ist bekannt. Dass es nicht das letzte Mal war, bleibt zu hoffen.

 Lese-Reisender und "Jargon-Imitator": Autor Max Goldt.Foto: Oliver Ruf

Lese-Reisender und "Jargon-Imitator": Autor Max Goldt.Foto: Oliver Ruf

Max Goldt, der "Enzyklopädist der wechselnden Peinlichkeiten", ist nicht nur auf dem Weg, ein Klassiker des modernen deutschen Literatur-Betriebs zu werden: Er ist sogar längst ein klassischer Lese-Reisender, ein Autor, der - ständig unterwegs - die Säle füllt.Dort sitzt er ganz allein an einem Tisch, vor ihm sein Manuskript, das Mikrofon vor der Nase, und er liest. Freilich begrüßt er das Publikum, das so erwartungsvoll an seinen Lippen hängt. Als höflicher Mensch bedankt er sich auch immer für den Beifall. Nur im Mittelpunkt steht weniger er selbst, sondern vielmehr sein Text.Spritzige Kolumnen und Parodistisches

Die spritzigen Kolumnen, Geschichten und Anekdoten locken die Zuhörer, die im großen Saal der Tuchfabrik herzhaft lachen und schmunzeln, wenn Max Goldt von "Saft-Schubbsen" erzählt oder über das "Benimmbuch von Gloria von Thurn und Taxis" sinniert.Der "Jargon-Imitator" und "Humor-Schriftsteller" Goldt liest rasant und mit Bedacht, setzt sicher die Pointen, parodiert und näselt ganz gekonnt, wie einer, der das Vorlesen gewöhnt, ja darin äußerst versiert geworden ist.Tatsächlich reist er seit Mitte der 80er-Jahre durch den deutschen Sprachraum und trägt seine Texte vor. Die sind nachzulesen in zahlreichen Büchern, die die besten Titel tragen: "Ungeduscht, geduzt und ausgebuht" zum Beispiel, "Okay Mutter, ich nehme die Mittagsmaschine" oder "Der Krapfen auf dem Sims".Außerdem experimentiert Max Goldt seit längerem mit Synthesizer und Sample-Technik, nimmt Tonträger auf ("Die majestätische Ruhe des Anorganischen"), war Mitglied im Duo "Foyer des Arts" mit Gerd Pasemann und ist Teil des Duos "Nuuk" mit Stephan Winkler ("Nachts in schwarzer Seilbahn nach Waldpotsdam").Es verwundert also nicht, dass Goldt ein toller Vortragskünstler ist, dessen großer Stimmen-Vielfalt man gerne lauscht.Den Kleinigkeiten auf der Spur

Als Comictexter arbeitet er seit einiger Zeit mit dem Zeichner Stephan Katz zusammen. Die Resultate erscheinen in den Verlagen "Jochen Enterprises" und "Carlsen Comics" und regelmäßig in der Satire-Zeitschrift "Titanic".Für diese hat Goldt fast zehn Jahre lang Artikel unter der Rubrik "Onkel Max", "Manfred Meyer berichtet aus Stuttgart" und "Informationen für Erwachsene" verfasst. Mit Heiko Arntz gab er das Literatur-Magazin "Der Rabe" Nr. 57 heraus.Goldts "Lach- und Sachgeschichten" werfen Schlaglichter auf all jene Kleinigkeiten, die er scheinbar ganz zufällig entdeckt hat, die ihm oft gerade dann begegnen, wenn er auf Lesereise geht. Besonders augenfällig ist seine Sprachkritik. So hat er denn auch eine Wörter-Sammlung von "ausgenudelten Altsarkasmen" zusammengetragen, Wörter, die er nie wieder weder hören noch lesen möchte. "Ultimativ" ist darunter, "spannend" außerdem - "Blähwörter", wie Max Goldt meint.So bissig diese Dinge sind, so launisch zeigt sich Goldt gelegentlich auf der Bühne. In der Tuchfabrik weist er einmal barsch die erste Reihe zurecht, nicht miteinander zu reden, während er liest.Zwar ist danach für fünf Minuten die Stimmung vorüber, aber Recht hat er damit selbstverständlich wie er überhaupt Recht hat in seinen Büchern. Das macht schließlich ebenfalls einen Klassiker aus.Nach der Zugabe bleibt der Autor sitzen und signiert - das ist natürlich auch ganz klassisch.

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