Umgeben von Schrott

PFALZEL. Im Trierer Hafen haben die Mitglieder des Stadtrats den Metallrecycling-Betrieb der Firma Steil besichtigt.

Unbarmherzig bohren sich die Greifer des Krans in die Reste eines silber lackierten Autos. Einige Sekunden schwebt der bereits ausgeschlachtete und platt gepresste Wagen in der Luft, dann setzt ihn der Kranführer auf einem Fließband ab, auf dem das Auto seine letzten Meter zurücklegt. Dann zerkleinern es die tonnenschweren Walzen einer Rotormühle gemeinsam mit alten Heizkörpern, Rohren, Geländern und anderen Metallabfällen zu kleinen, handlichen Teilen. Die laufen übers Fließband weiter und werden vollautomatisch sortiert - je einheitlicher und gleichbleibender die Zusammensetzung des sortierten Metalls ist, umso besser ist der Preis, der sich dafür erzielen lässt. Mit gelben Schutzhelmen auf dem Kopf gehen die Mitglieder des Trierer Stadtrats in mehreren Gruppen über das Werksgelände. "Bitte den Tunnel benutzen", sagt Markus Fischer, der eine der Gruppen führt, als es unter dem Fließband durchgeht. Der technische Leiter erklärt die Arbeitsabläufe auf dem Gelände und führt die Besucher zwischen Metallbergen und Verarbeitungsmaschinen hindurch. Von der Anlage sind die Mitglieder des Stadtrats beeindruckt. "Unglaublich, bis ins kleinste Detail wird da alles getrennt", sagt Jutta Föhr (SPD). Auch Thomas Egger (FDP) hat ein positives Bild von dem Betrieb: "Was ich gesehen habe, überzeugt mich. Die Anlage macht einen ordentlichen Eindruck." Bei der Ansiedlung weiterer Firmen im Hafen müsse man aber natürlich auf Verträglichkeit achten, ebenfalls bei der Ausdehnung bestehender Anlagen. "Das ist zurzeit noch in sehr verträglichem Rahmen."675 000 Tonnen im Jahr

675 000 Tonnen Schrott bearbeitete die Firma Steil im vergangenen Jahr allein im Trierer Hafen, etwa 300 Mitarbeiter beschäftigt sie in Trier. Das Firmengelände ist 100 000 Quadratmeter groß, einschließlich einer 33 000 Quadratmeter großen Erweiterung mit einer modernen Zerkleinerungsanlage aus dem Jahr 2002. "Ich bin beeindruckt von den Investitionen, insbesondere mit Blick auf Umweltschutz", sagt Manfred Maximini (UBM). "Besonders in Hinblick auf Lärmschutz bemüht sich der Betrieb, die Bürger nicht zu verärgern." So war auf dem Gelände auch eine zusätzliche Lärmschutzwand zu sehen, die der Betrieb nach Beschwerden von Ruwerer Bürgern für 25 000 Euro gebaut hatte. Über LKW, Bahn und Schiff wird der Schrott transportiert. Das erleichtern ein eigener Gleisanschluss und eine Anlagestelle für Schiffe. Steil ist darauf spezialisiert, seine Kunden mit sortenreinen Schrotten zu beliefern - beispielsweise mit Stahlschrotten oder mit Kupfer- oder Messingschrott. "Ich bin sehr froh, dass der Schrott zu nützlichen Dingen wird", sagt Ignaz Bender (CDU), "Ich freue mich, dass sich eine Firma wie Steil auf dem Weltmarkt behaupten kann." Das sei nur durch den konsequenten Einsatz von Maschinen möglich. "Trier ist einer der modernsten und leistungsfähigsten Standorte in Europa", sagt Johannes Gondert, gemeinsam mit seinem Bruder Klaus Gesellschafter der Firma. "Bei uns wird kaum noch etwas von Hand gemacht." Die Abnehmer für das Metall sitzen in aller Welt. Ein Großteil des Materials geht beispielsweise nach China und Indien - zu guten Preisen. Bei Elektromotoren-Schrott beispielsweise zahlten Abnehmer in China 50 bis 60 Euro mehr pro Tonne als europäische Kunden, sagt Klaus Gondert. Zufrieden ist auch Anja Matatko von den Grünen. "Wir haben kein Problem mit der Anlage", sagt sie. Bedenklich findet sie, dass es billiger ist, das Altmetall um die halbe Welt zu verschiffen, anstatt es in Deutschland zu verarbeiten.

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