Umstrittenes Mahnmal bleibt namenlos

Trier · Wirkliche Befürworter hat der Brunnen am Augustinerhof nur wenige. Der vor 50 Jahren aufgestellte Wasserspender von zweifelhafter Schönheit steht nach 2012 und 2014 erneut im Mittelpunkt erregter Debatten.

 Mahnmal oder Symbol des Revanchismus? Der umstrittene Brunnen am Augustinerhof. TV-Foto: Friedemann Vetter

Mahnmal oder Symbol des Revanchismus? Der umstrittene Brunnen am Augustinerhof. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Bereits 2012 hatte sich der Stadtrat intensiv mit dem Brunnen zwischen Stadttheater und Rathaus beschäftigt, der 1965 im Gedenken an die aus Osteuropa vertriebenen Deutschen des Zweiten Weltkriegs errichtet worden war. Damals endete die Debatte um eine von SPD und Grünen beantragte Namensfindung mit dem von der CDU getragenen Kompromiss, eine Erläuterungstafel zu installieren, die dabei helfen soll, falsche Assoziationen im Zusammenhang mit der Inschrift (siehe Extra) zu vermeiden.Inschrift irritiert


Im Dezember 2014 protestierten zwei Dutzend Demonstranten der Sozialistischen Jugend Deutschlands erneut lautstark gegen den Brunnen. Der sei eine "Verherrlichung der faschistischen Vergangenheit". Die Fraktion der Linken eröffnete nun in der Stadtratssitzung am Dienstag mit ihrem Antrag "Umgestaltung und Umbenennung des Vertriebenenbrunnens" eine erneute Debatte um den Wasserspeier.
"Anstatt allein an die Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten vor und nach Ende des Zweiten Weltkrieges zu erinnern, soll aus ihm ein Mahnmal werden, das den Schicksalen aller Opfer von Vertreibung und Flucht gedenkt", sagte Paul Hilger. Die Inschrift möge deshalb mit Blick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geändert werden.
Zustimmung gab es dafür von der SPD, die ja vor drei Jahren bereits selbst eine ähnliche Initiative gestartet hatte. Auch Piratin Darja Henseler und die Mehrzahl der Grünen signalisierten ihr positives Votum. Thorsten Wollscheid (CDU), Hermann Kleber (FWG) und (Michael Frisch (AfD) erklärten allerdings für ihre Fraktionen die Ablehnung des Antrags. Begründung: Ein Mahnmal sollte nicht verändert, Geschichte nicht vermischt werden. Zur korrekten Einordnung genüge die vor knapp drei Jahren installierte Erläuterungstafel.
Katharina Hassler (FDP) fand mit ihrem Vorschlag, man könne dieses nicht einfache Thema vor einer Abstimmung noch einmal im Steuerungsausschuss diskutieren, keine Mehrheit. Eine solche entschied schließlich, dass Brunnen und Inschrift so bleiben, wie sie sind.
Gescheitert sind die Linken auch mit dem Ansinnen einer Namensgebung: "Flüchtlings- und Vertriebenenbrunnen" wird der Wasserspender auch in Zukunft nicht heißen. Das lehnte der Rat nahezu einmütig ab.
Richard Leukefeld (Grüne) formulierte, was vermutlich viele Ratsmitglieder angesichts der Debatte im Rat dachten: "Ich habe Zweifel, dass dieser Brunnen leisten kann, was in ihn interpretiert wird. Er war ganz einfach ein Produkt revanchistischer Ströme in der Gesellschaft."
Extra

Der Brunnen am Augustinerhof hat keinen Namen, wird aber - je nach politischer Weltanschauung - Heimatbrunnen, Vertriebenenbrunnen oder Revanchistenbrunnen genannt. Der Wasserspender wurde 1965 auf Initiative des Bundes der Vertriebenen errichtet. Besonders im Mittelpunkt der Kritik steht die Inschrift "Einigkeit und Recht und Freiheit. Breslau, Gleiwitz, Stettin, Königsberg, Eger und Marienburg". Im Jahr 2012 ist an dem Brunnen auf Betreiben von SPD und Grünen eine Erläuterungstafel angebracht worden. Darauf heißt es unter anderem, der Brunnen sei ein Zeugnis seiner Zeit. "Heute leben wir friedlich und ausgesöhnt zusammen im vereinten Europa." r.n.

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