Unbefangen, humorvoll, empfindsam

Ihrem Namen "Freigestalten" machte ein junges Jazzquintett bei einem vom Jazzclub Trier in der Tufa veranstalteten Konzert alle Ehre. Die fünf Studenten und Wettbewerbspreisträger der Musikhochschule Osnabrück, darunter Saxofonist Markus Kröger, Spross aus dem Trierer Musikhaus Kröger, formten Bewährtes zu einem Panoptikum eigener Befindlichkeiten und Aussagen.

 Mit klarer hoher Stimme bereicherte Lena Geue die Klangbilder der „Freigestalten“ beim Konzert in der Tufa. TV-Foto: Anke Emmerling

Mit klarer hoher Stimme bereicherte Lena Geue die Klangbilder der „Freigestalten“ beim Konzert in der Tufa. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Ein Problem des Jazz in Trier sei, dass junge Musiker über Vereine und jetzt auch die Jaro (Jazz- und Rockschool) zur Reife gelangten, dann aber die Stadt verlassen müssten, weil es hier keine Musikhochschule gebe. Das sagt der Vorsitzende des Jazzclubs Trier, Nils Thoma, zum Auftakt eines Konzerts, das eine Möglichkeit zur Relativierung dieses Problems aufzeigt: Sich seiner Wurzeln erinnern, zurückkommen und die Musiklandschaft der Heimatstadt wenigstens für Konzertlänge um das bereichern, was sich anderenorts aus ihnen entwickelt hat. Genau das hat Saxofonist Markus Kröger getan.

Mit seiner aus Kommilitonen der Musikhochschule Osnabrück im Herbst 2007 formierten Band "Freigestalten" stellt er dem Trie rer Publikum jungen Jazz vor, der seinen besonderen Reiz aus der Nutzung ausgereifter technischer und stilistischer Fertigkeiten zu vielgestaltigen individuellen Aussagen bezieht.

Das Quintett aus Lena Geue (Stimme), Robert Kantor (Piano), Artjom Gillung (Kontrabass), Piet Wagner (Schlagzeug) und Markus Kröger (Saxofon) spielt eigene Stücke, die die Temperamente ihrer Komponisten und vor allem Stimmungen und Befindlichkeiten junger Leute zwischen Aufbruch und Reflexion widerspiegeln. Das reicht vom balladesk-melodischen Liebeslied "Wusel Dusel", mit poetischer Pianobegleitung, warmem Rhythmusklangteppich und schnörkellos klarem Gesang der ätherischen Lena Geue bis zum herrlich schrägen "Arts Mood".

Rasante Tempowechsel, gebrochene Rhythmen



Einem Stück, das mit rasanten Tempowechseln, gebrochenen Rhythmen und frechen Improvisationen wütenden inneren Aufruhr vertont, der mit völliger Verausgabung im Sound einer langsam stoppenden Maschine endet. Von unbefangen über humorvoll bis empfindsam mixen die Fünf Versatzstücke aus klassischem Jazz, Swing oder Bebop, auch taucht der Rhythmus einer tickenden Uhr auf, der die Unaufhaltsamkeit der Zeit verdeutlichen soll. Die Klangbilder der Freigestalten sind ästhetisch, besonders wenn Lautgesang der hohen klaren Stimme von Lena Geue synchron vom Saxofon begleitet wird, das in der geschliffenen, ausdrucksvollen, stilistisch vielseitigen Spielweise von Markus Kröger eine herausragende Rolle einnimmt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort