Unbemerkte Lastenträger

TRIER. Angeln, Segeln, Ausflugsfahrten per Schiff: Als Freizeit- und Touristenattraktion ist die Mosel bekannt. Dass sie auch ein wichtiger Verkehrsweg ist, bleibt dagegen fast unbemerkt: Jeden Tag schwimmen 38 400 Tonnen Frachtgut durch Trier, ohne die Verkehrssituation auf den Trierer Straßen zu verschärfen.

Die Jahreszeit steht vor der Tür, in der die Mosel für viele ihren Charme verliert und mit ihren Hochwasserlagen eine bedrohliche Gestalt annimmt. Ungewöhnlich früh hat der Fluss in diesem Jahr viele wassernah geparkten Wohnwagen in die Flucht geschlagen. Die Ausflugsdampfer, die im Sommer die Anlegebrücken als Bahnhof für zahlreiche Trier-Touristen nutzen, holen demnächst ihre Stelling ein und verschwinden über den Winter. Doch nahezu unbemerkt fahren weiterhin - statistisch gesehen - bis zu 24 Frachtschiffe pro Tag durch Trier. Fast geräuschlos konkurrieren sie als Lastenträger von jährlich etwa 14 Millionen Tonnen Frachtgut mit dem ständig wachsenden Straßenverkehr, der täglich durch Trier rollt. In "Portionen" von 1600 bis 4000 Tonnen pro Frachter gleitet die Last vorbei. Für die Beförderung dieser Güter wären täglich etwa 1540 Schwerlastwagen notwendig. Die LKW-Schlange würde vom Moseldreieck an über Konz hinausreichen. Daran würden auch die geplanten 60 Tonnen schweren "Gigaliner" kaum etwas ändern. Die Schlange würde zwar etwa zwei Kilometer kürzer, dafür würden die Trierer Straßen aber noch mehr unter der Last der LKW leiden. Aus ganz Europa kommen die Schiffe, um ihre Ladung in den Häfen von Trier und Mertert umzuschlagen. Etwa 60 Prozent der Güter, die im Trierer Hafen gelöscht werden, sind Heizöl. Neben geringen Mengen Sand, Streusalz, Kunstdünger und Pflastersteinen besteht der zweitgrößte Posten aus Schrott. Viele Schiffe sind aber auch nur auf der Durchreise nach Frankreich oder fahren weiter zum Rhein. Während die Frachtschiffe auch im Winter unterwegs sind, nutzen die meisten Freizeitkapitäne, die in den Yachthäfen rund um die Stadt zuhause sind, die Herbstferien jetzt noch einmal als letzte Ausflugsmöglichkeit im Freien. Das Hindernis der Trierer Schleuse überwinden sie dabei regelmäßig in Eigenleistung durch eine eigens für sie angelegte Sportbootschleuse. Über sie wird keine Statistik geführt, aber nach Ansicht des Wasser- und Schifffahrtsamtes in Trier steigt ihre Zahl von Jahr zu Jahr. Auch von weiter her transportieren Urlauber ihre Sportboote in die Region, um das Mikroklima der Mosel und die Vorzüge der Weinregion zu genießen.

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