Und der Engel trägt Pudelmütze

TRIER. Dem Trierer Künstler Herbert Holzing ist eine aktuelle Ausstellung in der Augenklinik Petrisberg gewidmet. Anlässlich der Neuauflage des von ihm bebilderten Buches "Der Engel mit der Pudelmütze" von Otfried Preußler sind 44 Originalillustrationen aus seinem vielschichtigen Spätwerk zu sehen.

"Das Geheimnis des Sehens hat viele Facetten", schreibt Professor Martin Wenzel von der Augenklinik Petrisberg in der Einladung zur Ausstellung von Herbert Holzing. Damit begründet er das Konzept der Klinik, sich in wechselnden Kunstausstellung Künstlern zu widmen, "die unser Bild der Welt mit Bildern der Welt bereichern".80 Millionen Exemplare

Anwendbar sind seine Aussagen in ganz besonderem Maße auf Herbert Holzing. Der 1931 geborene Trierer Grafiker, Buchillustrator und Dozent der Werkkunstschule hat der Welt eine unglaubliche Vielzahl an Bildern geschenkt. Bis zu seinem Tod im Jahr 2000 hat er mehr als 85 Bücher, dazu 120 Schutzumschläge gestaltet, die in einer Gesamtauflage von über 80 Millionen Exemplaren um den Globus gegangen sind. Darunter das berühmte "Krabat" und das ebenfalls aus der Feder von Otfried Preußler stammende "Der Engel mit der Pudelmütze". Anlässlich dessen aktueller Neuauflage hat Christine Holzing, die Witwe des Künstlers, aus dem von ihr archivierten und im Besitz der gemeinsamen Kinder befindlichen Nachlass von 800 Originalblättern die Schau am Petrisberg zusammengestellt. Dort sind die farbenfrohen Vorlagen für das Buch zu bewundern, die, wie Martin Wenzel in seiner Begrüßung sagt, "die weihnachtliche Botschaft ,Fürchtet Euch nicht' einzigartig transportieren". Liebevoll naiv-stilisierte Darstellungen von Engeln, Kindern und Landschaften strahlen Harmonie aus. "Was anzieht, sind die ausgewogene Komposition, die gelungenen Proportionen und die ausgefeilte Technik", erklärt der die Einführung gestaltende Christoph Friedrich. Aber es ist nicht das allein: Holzing, den eine enge Freundschaft mit Preußler verband, hat sich vollkommen in die märchenhaft-kindliche Vorstellungswelt der böhmischen Weihnachtsgeschichten hineinversetzt. "Er hat sich immer gründlich mit dem Text befasst", erklärt Christine Holzing. Und so geben mit leichter, aber sicherer Hand skizzierte und dann mit Aquarell kolorierte Bilder hoffnungsvollen Fantasien über mitfühlende Engel und unbeirrbare Menschen Nahrung. Ganz anders die ebenfalls ausgestellten Illustrationen zu Preußlers "Die Glocke von Weihenstetten". Diese Geschichte um die Rettung einer Kirchenglocke vor Nazi-Schergen hat Holzing mit messerscharfen Feder- und Farbstift-Zeichnungen illustriert, die eigentlich Karikaturen sind. Absolut treffend hat er so einen brüllenden SS-Mann als aufgeblasenen Dummkopf charakterisiert. Ein Bild, mehr als nur Illustration, weil es aus tiefster Überzeugung entstanden ist. "Er war dezidierter Antifaschist", sagt Christine Holzing. Neben der meisterhaft auf den Punkt gebrachten Schärfe springen noch weitere Stärken Holzings ins Auge: Spiritualität, wie in den Gebetsillustrationen zu Erich Jooß´ "Sonne, Mond und Sterne" und der Humor. Zu Jooß´ Schöpfungsgeschichten verschiedener Völker, "Kinder des Himmels und der Erde", hat er in detailverliebten Buntstiftzeichungen Tiere augenzwinkernd vermenschlicht. Auch ohne dazugehörigen Text sprechen die Werke Holzings für sich, sind zeitlos und allgemeingültig. Und weil ihr Schöpfer das Geheimnis des Sehens kannte, zielen sie in Herz und Fantasie. Die Ausstellung ist bis zum 9. Februar, montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr und montags, dienstags und donnerstags von 15 bis 17 Uhr zu sehen. Infos unter www.augenklinik-petrisberg.de. Am 21. Januar um 15 Uhr liest Angelika Schmid vom Theater Trier Wintergeschichten von Otfried Preußler, am 4. Februar um 15 Uhr findet ein Kindergottesdienst mit Gebeten von Erich Jooß statt.

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