Und sie kommen doch über die Römerbrücke

Trier · An welchen Orten halten sich Menschen aus Trier-West/Pallien auf? Welche meiden sie? Welche Angebote wünschen sie sich? Antworten auf diese Fragen und eine Überraschung lieferte ein Forschungsprojekt der Uni Trier in Zusammenarbeit mit dem Stadtjugendamt.

Und sie kommen doch über die Römerbrücke
Foto: Katja Bernardy (kat) ("TV-Upload Bernardy"

Trier. "Der Trier-Wester kommt nicht über die Römerbrücke." Dieses Vorurteil hält sich seit Generationen hartnäckig. Damit dürfte seit der Vorstellung der Ergebnisse eines Forschungsprojektes (siehe Extra) in der Europäischen Kunstakademie endgültig Schluss sein.
"Dieses Vorurteil lässt sich so pauschal nicht halten", sagte Professor Philipp Sandermann, Hochschullehrer für Sozialpädagogik an der Uni Trier. Nur wenige der in Trier-West/Pallien befragten Eltern und Kinder und noch weit weniger der Jugendlichen bewegten sich ausschließlich in ihrem Stadtteil.
115 Eltern und 29 Jugendliche hatten an dem Forschungsprojekt teilgenommen: Sie hatten Fragebogen ausgefüllt, und die Forscher hatten 24 Kinder und Erwachsene interviewt. Professor Sandermann und Team wollten herausfinden: An welchen Orten halten sich Menschen aus Trier-West/Pallien auf? Wie empfinden sie diese Orte? Welche Orte meiden sie? Welche Angebote nutzen sie und welche wünschen sie sich?
Ein weiteres Ergebnis: "Spielplätze sind für die meisten Familienmitglieder essentiell, und sichere Orte sind ihnen ein besonderes Anliegen", sagte Sandermann. Dabei sei es aber wichtig, hinter den Begriff Sicherheit zu schauen. Besonders gerne halten sich die Befragten im Grünen auf, im Weißhauswald, an der Mosel, auf dem Petrisberg, in Parks oder im eigenen Garten. Saubere sichere Spielplätze, die häufiger gereinigt werden, stehen auf Platz eins der Wunschliste, werden aber in ihrem derzeitigen Zustand gemieden. Weil sie als "unsicher, dreckig, marode, ungepflegt, unzumutbar" wahrgenommen werden. Laut Sandermann suchen die Familien aus Trier-West/Pallien familienoffene öffentliche Räume. Und Jugendliche außerdem Räume, an denen sie vor Familien sicher sind. Grundtenor der zahlreichen Zuhörer: Die Ergebnisse dürfen nicht in der Schublade verschwinden, sondern sollten in die geplanten Großbaumaßnahmen der kommenden Jahre (der TV berichtete mehrfach) einfließen. Das Ergebnis komme gerade rechtzeitig, sagte Bürgermeisterin Angelika Birk. Oberbürgermeister Wolfram Leibe nannte das Forschungsprojekt ein schönes Beispiel, wie man Theorie und Praxis zusammenbringen könne.Extra

Das Projekt "Sozialraumorientierte Analyse subjektiver Lebenslagen von Familien im Stadtteil Trier-West/Pallien" der Universität Trier in Kooperation mit dem Jugendamt der Stadt Trier startete am 1. November 2015. Bettina Mann, ehemalige Jugendhilfe planerin der Stadt Trier, hatte im vergangenen Jahr die Idee, eine Bewerbung um das Projekt abzugeben. Der Freundeskreis Trierer Universität förderte die Untersuchung mit 10 000 Euro. Fast 1100 Fragebogen hatten die Forscher der Uni Trier an Menschen in Trier-West verschickt. Rund 13 Prozent der Befragten machten mit. Professor Philipp Sandermann und Magdalena Joos leiteten das Projekt und beteiligten 50 Master-Studenten an der Untersuchung. Bettina Mann moderierte die Abschlusspräsentation. kat

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