Und täglich grüßt der Palastgarten-Dreck

Die gute Stube als Problem zone: Die Vermüllung des Palastgartens durch nächtliche Gelage kommt die Stadt teuer zu stehen. Um den Park von Unrat zu befreien und die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, werden 2008 fast 80 000 Euro an Reinigungskosten fällig.

Trier. "Es ist zum Verzweifeln. Ich weiß nicht, wo das noch enden soll." Franz Kalck ist Leiter des Grünflächenamts und der Palastgarten sein großes Problem. 50 000 Euro kostete es 2007, den Stadtpark "einigermaßen sauber" zu halten.

Mit dieser Summe wird die Stadt in diesem Jahr bei weitem nicht auskommen. Denn in den nächsten Tagen kommen erstmals Straßen-Kehrmaschinen zum Einsatz. Mission: Glassplitter beseitigen. Einschließlich der Sondereinsätze von Reinigungspersonal dürften sich die Ausgaben für den Palastgarten bis Jahresende auf knapp 80 000 Euro summieren.

Drei Kubikmeter Unrat lesen die Reinigungskräfte wöchentlich auf. Hausmüll, Einmal-Grills, Bierdosen, vor allem aber Glasflaschen und -splitter. Alles Hinterlassenschaften nächtlicher Gelage, vorwiegend abgehalten von Jugendlichen. Dezernentin Simone Kaes-Torchiani zeigt sich "ziemlich entsetzt und ratlos: Es ist ja nicht nur das finanzielle Problem und die Gefahr, die von umherliegenden Scherben ausgeht. Ein vermüllter Palastgarten schadet auch dem Image der Fremdenverkehrsstadt Trier." Kalck bestätigt: "Wir beginnen um 7.30 Uhr mit der Reinigung und schaffen es kaum, um 10 Uhr fertig zu sein, wenn die Touristen-Führungen starten."

Die morgendliche Dreck-Ansammlung bringt zudem den Zeitplan des Grünflächenamt-Teams aus den Fugen: "An anderen Stellen sind wir mit der Erledigung unserer Arbeit in Verzug." Zunehmend bleibt es bei den Palastgarten-Gelagen nicht beim Bierchen. Auf TV-Anfrage listet die Schutzpolizeiinspektion die Vorkommnisse seit April auf: siebenmal Körperverletzung, zweimal Sachbeschädigung, zwei Personen "in hilfloser Lage" (was so viel heißt wie volltrunken) sowie je einmal Raub, Fahrraddiebstahl und Mopedfahren ohne Führerschein. In drei Fällen betätigten sich Streifen als Spaßbremse: Sie verwiesen nachts Gruppen des Platzes, den diese erst mal wieder saubermachen mussten. "Wir werden weiterhin ein wachsames Auge auf den Palastgarten haben", kündigt Polizei-Sprecherin Monika Peters an. Dezernentin Kaes-Torchiani will das Thema auch im Stadtvorstand ansprechen: "Wir müssen uns etwas einfallen lassen. Der Palastgarten gehört allen Trierern und nicht einigen wenigen Leuten, die ihn für ihre Zwecke missbrauchen."

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Meinung

Schlechte Vorbilder

Alles Jammern über den stets aufs Neue versifften Stadtpark hilft nichts. Einzäunen und nachts abschließen wäre nicht nur unpraktikabel, sondern ebenso wenig eine Lösung, wie permanent Aufpasser vor Ort auf zubieten. Das Problem ist anderer, nämlich gesellschaftlicher Natur. Im Grunde sind es bedauernswerte Zeitgenossen, die sich den Kick des Verbotenen geben. Schlimm genug, Eltern zu haben, die es nicht kümmert, was ihr minderjähriger Nachwuchs nachts treibt, und falsche Freunde, die zum Saufen und Zerstören verleiten. Schlimm, Anerkennung nur zu finden, indem man Dinge tut, die in Wirklichkeit "voll uncool" sind und nur schaden. Der Palast garten spiegelt das Phänomen einer sich auflösenden Werteordnung bei gleichzeitiger Perspektivlosigkeit wider. Da ist weniger die Härte des Gesetzes gefragt als vielmehr der Einsatz von Sozialarbeitern und Streetworkern. r.morgen@volksfreund.de

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