Unfallschwerpunkte und ihre Folgen: Die Trierer Ampeln sollen wachsen

Trier. · Ein Rotlicht-Problem der etwas anderen Art beschäftigt die Trierer Stadtverwaltung und die Polizei: Die Unfallstatistik zeigt, dass es häufiger Unfälle an Ampelkreuzungen gegeben hat. Abhilfe schaffen sollen jetzt Ampeln mit größeren Rotlichtern. Wir stellen vor, was die Unfallkommission sonst noch vorgeschlagen hat.

Schnell mal die Spur wechseln. An der gelb leuchtenden Ampel noch Gas geben und zu spät merken, dass der Vordermann bremst. Nur ganz kurz nicht aufgepasst. Ein bisschen zu schnell unterwegs. Das sind nur einige, aber wohl einige der häufigsten Ursachen für Unfälle im städtischen Straßenverkehr. Rund 4300 Unfälle wurden 2015 im Trierer Stadtgebiet laut Statistik der Polzei vom Februar 2016 registriert.
Gibt es an einer Kreuzung pro Jahr mehr als mindestens fünf gleichartige Unfälle, gilt diese Stelle bei den Verkehrsexperten als Häufungsstelle. Diese Punkte werden regelmäßig von Experten des Straßenverkehrs-, Tiefbau- und Planungsamts sowie der Polizei begutachtet - in der Hoffnung, die Zahl der Unfälle durch geeignete Maßnahmen künftig verringern zu können.
"Auffällig viele Auffahrunfälle an Ampeln gab es im vergangenen Jahr", teilt die Unfallkommission mit. Die Konsequenz: In den vergangenen Wochen hat die Stadt an einigen Ampeln das Rotlicht vergrößert - von 20 auf 30 Zentimeter Durchmesser. Ein Blick auf die häufigsten Unfallstellen:

Ein Dauerbrenner in der Unfallstatistik ist die Kreuzung (1) Sankt-Barbara-Ufer/Südallee/Kaiserstraße. 33-mal hat es dort im vergangenen Jahr gekracht (2014: 32). Wie Christian Fuchs vom Straßenverkehrsamt sagt, sei dies aber kein überraschender Wert: "Dieser Bereich ist mit 40?000 Fahrzeugen pro Tag einer der am höchsten belasteten in der Stadt."

Ebenfalls eine alte Bekannte ist die Kreuzung (2) Martinsufer/Ausoniusstraße, an der die Stadt schon einiges versucht hat, um die Fahrer von einem plötzlichen Spurwechsel abzuhalten. Zunächst gab es dort gelbe Schwellen als Begrenzung. Die anschließend installierten rot-weißen, größeren Schwellen zeigten 2014 auch prompt Wirkung: Statt 31 Unfällen wie im Jahr 2013 gab es im darauffolgenden Jahr nur noch 17. Überraschend in der aktuellen Unfallstatistik: Die Schwellen sind nach wie vor da, doch die Zahl der Unfälle ist wieder auf 30 gestiegen. Das lässt sogar die Experten ratlos zurück: "Ein konkreter Grund für die Schwankungen ist nicht auszumachen. Oftmals ist die jeweilige Zahl der aufgetretenen Unfälle veränderten Verkehrsführungen und -strömen geschuldet", teilt Ralf Frühauf vom Presseamt der Stadt Trier auf TV-Nachfrage mit. Konkret gemeint seien damit zum Beispiel längerfristige Baustellensperrungen.

Auch für die dritte Häufungsstelle, (3) Georg-Schmitt-Platz/Ascoli-Piceno-Straße/Lindenstraße (25 Unfälle), erhofft sich die Kommission von einer Änderung eine Verbesserung. Meist handelt es sich dort um Auffahrunfälle beim Rechtsabbiegen in die Ascoli-Piceno-Straße. Noch gibt es dort zwei Abbiegespuren auf der Lindenstraße, die rechte soll allerdings gesperrt werden. Die Hoffnung der Experten: Durch das rechtwinkligere Auftreffen der linken Spur könnte die Sicht in den Verkehr erleichtert werden. Denn die Unfälle dort sind "in der Regel verursacht durch Unaufmerksamkeit der auffahrenden Fahrzeuge, die sich bereits nach links zum vorfahrtsberechtigten Verkehr orientieren und nicht mit dem Anhalten der vorausfahrenden Fahrzeuge rechnen", präzisiert Frühauf.

24 Unfälle gab es 2015 an der (4) Abfahrt der Autobahn 602 am Verteiler Nord - auch dort treffen einige Spuren zusammen, während immer auch auf den von der Autobahn abfahrenden Verkehr, der von rechts kommt, geachtet werden muss.

Den fünften Platz in der Statistik belegt die (5) Westseite der Kaiser-Wilhelm-Brücke (17 Unfälle). Dort registriert die Polizei immer wieder plötzliche Spurwechsel - sei es von der Bitburger Straße kommend oder aus Richtung Kölner Straße.

Aufgefallen sind der Unfallkommission zudem viele Auffahrunfälle an Ampeln der östlichen Uferstraße (zum Beispiel Abfahrt Pellinger Straße, Sankt-Barbara-Ufer, Katharinen- und Krahnenufer). Warum genau es 2015 zu dieser Häufung kam, ist unklar, da die "genaue Ursache für die Auffahrunfälle den Unfallberichten der Polizei meist nicht zu entnehmen" ist, teilt die Stadt mit. Es werde aber vermutet, dass die Fahrer das Rotsignal nicht oder zu spät wahrnähmen und nicht damit rechneten, dass der Vordermann bremst. Frühauf: "Auf der Hauptachse ereigneten sich insgesamt 51 Auffahrunfälle, davon 31 in Richtung Autobahn und 20 in Richtung Konz." Auch hier soll das größere Rotsignal Abhilfe schaffen. Ob's hilft? Das wird die Unfallkommission in einem Jahr begutachten können.
Extra

Weitere Unfallschwerpunkte
Neben den oben genannten Stellen gibt es zehn weitere Punkte in Trier, an denen es im Jahr 2015 mindestens fünfmal auf die gleiche Weise gekracht hat (siehe Grafik). Das sind laut Straßenverkehrsamt folgende:

6. Kölner Straße/Hornstraße (16 Unfälle)
7. Verteiler Nord/Parkstraße (15)
8. Zurmaiener Straße/Castelforte Straße (15)
9. Pacelliufer/Pellinger Straße (14)
10. Luxemburger Straße/Eisenbahnstraße (13)
11. Luxemburger Straße/Auffahrt Konrad-Adenauer-Brücke
12. Zurmaiener Straße/Zeughausstraße
13. Bismarckstraße/Moltkestraße/Reichsabtei
14. Pacelliufer/Hohenzollernstraße
15. Krahnenufer/Böhmerstraße becKommentar

Hände ans Steuer!
Ja, ein Unfall kann passieren - selbst dem aufmerksamsten Fahrer. Nein, Verallgemeinerungen helfen da wie immer nicht weiter. Und doch: Wie wäre es statt dem Blick aufs Handy mit dem guten alten Blick über die Schulter? Und auch, wenn das Blinkersetzen bei vielen offenbar aus der Mode gekommen ist - es hilft!
Schauen Sie sich bei ihrem nächsten Halt an der Ampel mal um. Wetten, dass Sie dort mindestens einen Fahrer entdecken, der mehr mit Kurznachrichten- verkehr als mit Straßenverkehr beschäftigt ist? Ohne erhobenen Zeigefinger geht's heute deshalb nicht: Handy weg, Hände ans Steuer, Blick auf die Straße - und allzeit gute Fahrt!
r.schaal@volksfreund.de

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