Uni droht der Zivi-Notstand

TRIER. Dem Studentenwerk der Trierer Hochschulen droht im kommenden Sommersemester ein Zivi-Notstand. Betroffen wären vor allem Schwerstbehinderte, die ihr Studium ohne die Hilfe von Zivildienstleistenden kaum absolvieren könnten.

Jan Wülfing macht sich keine Illusionen: Sollte der 26-Jährige künftig ohne die Hilfe von Zivildienstleistenden auskommen müssen, dann würde sein Magisterabschluss in weite Ferne rücken. Denn der angehende Computerlinguist ist auf den Rollstuhl und deshalb auf Unterstützung angewiesen. Ob in der Mensa oder in der Uni-Bibliothek - ohne einen Zivi würde der Alltag auf dem Campus für Jan zur Tortur.Dass dieser Fall an der Trierer Uni eintreten könnte, liegt nicht etwa an den vom Bundestag beschlossenen Kürzungen für die Beschäftigung von Zivildienstleistenden, sondern an fehlenden Bewerbern. Denn auch wenn das Studentenwerk ab dem 1. April statt bisher 30 voraussichtlich 50 Prozent der Kosten übernehmen muss, so soll doch an den bislang vier Stellen im Rahmen der Individuellen Schwerstbehindertenbetreuung (ISB) festgehalten werden. Bislang wurde erst ein neuer Zivildienstleistender gefunden - und in den kommenden Monaten werden weitere drei Zivis den Campus verlassen. Wenn diese Stellen nicht besetzt werden können, käme das Studentenwerk ernsthaft in die Bredouille: "Wir hatten noch nie eine solche Situation, und ehrlich gesagt wissen wir auch nicht, was wir dann machen sollen", räumt Josef Eiden, Zivildienstbeauftragter des Studentenwerks, ein.Dabei erwartet die Zivis auf dem Campus "viel Spaß". Das sagt zumindest Felix Schausbreitner, der kommende Woche seinen zehnmonatigen Zivildienst beenden wird. Zwar gebe es auch unangenehme und belastende Situationen, doch alles in allem sei er mit seiner Stelle sehr zufrieden gewesen. Der 19-Jährige ist einer von vier Zivis, die die 16 Schwerstbehinderten an der Trierer Hochschule betreuen. Zwischen 9 und 17 Uhr stehen sie bereit, um den behinderten Studierenden zu helfen, wo es nur geht. In der Mensa reichen sie das Essen, in der Bibliothek die Bücher aus den oberen Regalen. "Während der Arbeit entwickelt sich auch die ein oder andere Freundschaft", berichtet Schausbreitner. Und überhaupt: Unter den Behinderten seien einige "ganz lustige Gesellen", weshalb es bei der Arbeit auch meist "ziemlich spaßig" zugehe. Dass der Dienst den Zivis einiges an körperlicher und psychischer Belastung zumutet, steht gleichwohl außer Frage. Frank Pfeifer, der im fünften Semester BWL studiert und aufgrund einer Muskeldystrophie seine Hände nicht mehr bewegen kann, kommt ohne die Hilfe der Zivis nicht aus. Sie helfen ihm beim Umblättern der Buchseiten, beim Schreiben auf dem PC und beim Abrufen von Uni-Mails. Würde die ISB auf dem Campus wegfallen, könnte er sein Diplom nicht machen.Beim Studentenwerk hofft man noch, solche Szenarien verhindern zu können. "Wir wollen die ISB weiter anbieten", stellt der Geschäftsführer des Studentenwerks, Günter Koenen, klar. Doch dazu müssten sich die Interessierten dringend bewerben. Und wer seinen Zivildienst an den Trierer Hochschulen absolvieren möchte, sich aber der ISB nicht gewachsen fühlt, für den hält das Studentenwerk weitere Stellenangebote bereit.Weitere Infos gibt's unter Telefon 0651/2013562. Bewerbungsunterlagen können an das Studentenwerk Trier, Universitätsring 12a, 54296 Trier, gerichtet werden.

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