Uniform an den Nagel gehängt

TRIER. Die City-Scouts sind Geschichte. Zwar wehrte sich die CDU-Fraktion bis zuletzt, aber der Stadtrat hob am Donnerstagabend den im Januar 2004 gefassten Beschluss auf, private Wachleute ohne Befugnisse als Streife und Ansprechpartner durch die Innenstadt zu schicken. Auch die UBM, damals noch Befürworter, wandte sich von dem Projekt ab.

Es knisterte schon lange vor der März-Sitzung des Trierer Stadtrats. SPD und Bündnis 90/Die Grünen fieberten der Gelegenheit entgegen, sich endlich zum Scheitern des Sicherheitsprojekts - getragen von einer optimistischen CDU - äußern zu können. Denn die Ratssitzung im Februar bot dazu keine Chance. Kurz und knapp hatte die Verwaltung damals mitgeteilt, der Vertrag mit der Trierer Wachdienst KG werde aufgelöst (der TV berichtete). Die Geschäftsordnung, die keine Diskussion derartiger Mitteilungen zulässt, schützte Stadtvorstand und CDU vor Prügel und Häme des politischen Gegners. Gestern gab es keinen Schutz mehr. "Den dürren Worten vom Februar folgte ein langes Schweigen der Belämmerten", schoss Lydia Hepke (Bündnis 90/Die Grünen) und griff Ordnungsdezernentin Christiane Horsch (CDU), die für die City-Scouts verantwortlich war, direkt an. "Warum hat sich die Dezernentin vor den Wahlkampfkarren der CDU spannen lassen? Trier wurde zu einem unsicheren Pflaster hochgeredet, und diese City-Scouts sollten die Rettung sein. Das Ergebnis war eine Nullnummer." Auch von der SPD war keine Gnade zu erwarten. "Das war ja wohl der Flop des Jahres und ein klassischer Rohrkrepierer", wetterte Hans-Willi Triesch. "Es darf keine Neuauflage geben. Wir plädieren für eine personelle Aufstockung des kommunalen Vollzugsdienstes." Die FDP moderierte die Streife laufenden Wachleute ebenfalls ab. Die letzte Hoffnung der gebeutelten Christdemokraten war die UBM. Doch auch diese Hoffnung starb zuletzt. "Das Experiment ist gescheitert", sagte Hermann Kleber. "Sicherheit und Ordnung bleiben Aufgaben der Polizei und damit des Landes." Kurze Pause, dann der vernichtende Satz: "Auch wir sind dafür, den Beschluss aufzuheben." Gleich drei Christdemokraten verteidigten ihr gescheitertes Sicherheitskonzept. "Noch steht der Stadtratsbeschluss, es gibt noch Möglichkeiten", sagte Bernd Michels. "Wir sollten einen zweiten Versuch wagen", appellierte Ulrich Dempfle. Thomas Albrecht wandte sich direkt an die UBM: "Ein Experiment sollte nicht nach dem ersten Versuch abgebrochen, sondern beendet werden, bevor es als gescheitert erklärt wird." Dezernentin Horsch nahm die Niederlage mit Haltung. "Die Mitarbeiter des Ordnungsamts haben alles getan, damit dieses Projekt funktioniert", betonte sie. "Doch die City-Scouts waren einfach nicht wahrnehmbar." SPD, FDP, UBM und die Grünen beerdigten das Projekt gegen die Stimmen der CDU und stellten so sicher, dass der Auftritt der City-Scouts nur eine kurze Episode in der Geschichte der Stadt Trier war.

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