Unter den Obstbrennern gärt es

TRIER. (ph) Unter dem Damoklesschwert einer ungewissen Zukunft fand im nH Hotel Trier die Mitgliederversammlung des Verbandes Rheinischer und Saarländischer Klein- und Obstbrenner statt. Denn nicht nur beim Preisverfall für Agraralkohol scheint keine Erholung in Sicht, auch das deutsche Branntweinmonopol wird wohl in absehbarer Zeit der Vergangenheit angehören.

"Die Probleme nehmen kein Ende", sagte der Verbandsvorsitzende Bernhard Bares und sprach damit vielen der etwa 300 anwesenden Brennereibetreiber aus dem Herzen. Zwar sei in der seit Jahresbeginn gültigen europäischen "Verordnung über Ethyl-Alkohole landwirtschaftlichen Ursprungs" dem deutschen Monopol eine Schonfrist bis zum 31. Dezember 2010 eingeräumt worden, sagte Bares. Aber sorge dieser "Teilerfolg" - die Deutschen hatten einen unbefristeten Fortbestand des Monopols angestrebt - keineswegs für Planungssicherheit bei den Betrieben."Schleichendes Siechtum" des Branntweinmonopols

Doch die Haltung der EU-Kommission und der Preisverfall sind nur ein Teil der Problematik, wie Karl Diller, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, in seinem Referat "Die Situation der Klein- und Abfindungsbrenner, welche Chancen haben sie im europäischen Markt?" erklärte. Ein zweiter Punkt sei die Sparpolitik der Bundesregierung, die für das laufende Jahr alle Subventionen gekürzt habe. So sei der Bundeszuschuss an die Bundesverwaltung für Branntwein (BfB) für das laufende Jahr von knapp 110 auf unter 99 Millionen Euro gekürzt worden, sagte Diller. Und er fügte hinzu: "Die BfB muss sich auf weitere Kürzungen der Zuschüsse einstellen." Diese könnten auch zu weiteren Sparmaßnahmen in der Behörde selbst führen. Man habe bereits Niederlassungen geschlossen und Personal abgebaut, sagte Lutz-Jürgen Brinkmann, Präsident der BfB. Er sprach von einem "schleichenden Siechtum" des Monopols. Vor dem Hintergrund dieser Einsparungen und der politischen Position Brüssels betonte Staatssekretär Diller, sei es eine "Gewissheit, dass die Subvention von Agrar-Alkohol nicht auf Dauer bestehen bleiben wird". Er appellierte deshalb an die Obstbrenner, sich "verstärkt nach anderen Vermarktungs-Möglichkeiten umzusehen". Die bestehenden Betriebe würden wohl "nur mit Eigeninitiative zur Selbstvermarktung" überleben können, sagte Diller. Gleichzeitig hob er die große Bedeutung hervor, die den Obstbrennereien aus ökonomischer und ökologischer Sicht auch nach Meinung der Bundesregierung zukomme. In der anschließenden Diskussion wiesen viele Obstbrenner darauf hin, dass sie schon jetzt an der Grenze der Rentabilität arbeiteten und mit den Einnahmen der Brennereien ihre landwirtschaftlichen Betriebe "so eben über Wasser" hielten. Die Sparpolitik der Bundesregierung werde auf ihrem Rücken ausgetragen, so die Kritik.

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