Unterwegs ins neue Jahr

REINSFELD/TRIER. Rund um die Uhr, auch in der Silvesternacht, hat die Tankstelle an der A 1 von Saarbrücken nach Trier geöffnet. Lediglich Jahresabschluss und Mehrwertsteuererhöhung erzwingen eine kurze Pause.

Eineinhalb Stunden vor Mitternacht, um 22.30 Uhr, herrscht auf der Autobahn kaum noch Betrieb. Fast verlassen liegt die Raststätte Hochwald-Ost im nächtlichen Regen. Für Robert McDonald hat die Schicht an der Kasse vor einer halben Stunde begonnen, sein Kollege ist gerade zur Silvesterfeier mit der Familie aufgebrochen. Unterwegs sind jetzt die letzten Autofahrer, die gerade noch rechtzeitig vor der Jahreswende zur Party wollen. Aus einem Kleinwagen steigen zwei junge Männer, für sie dürfte es schon knapp werden. Sie sind auf dem Weg nach Maastricht, also wird schnell der Tank gefüllt, dann geht es weiter Richtung Niederlande.Händedruck statt Sekt

Robert McDonald geht noch einmal mit dem Staubsauger durch den Verkaufsraum und leert die Abfalleimer vor der Tür. Nach und nach landen die Reste des alten Jahres in der Mülltonne. Dann hält ein Kleintransporter mit elsässischem Kennzeichen. Der finnische Fahrer kauft zwei Flaschen Piccolo. Er will nach Bitburg, aber feiern wird er nicht viel in dieser Nacht. "Ich arbeite mit Waldmaschinen, muss am Feiertag noch eine Fläche fertig machen." Um 23 Uhr kehrt völlige Ruhe ein, die Gaststätte ist bereits seit drei Stunden geschlossen. Tanken will nun auch niemand mehr. Nur vereinzelte Fahrzeuge rauschen noch über die Autobahn. 20 Minuten vor Mitternacht kommt Betriebsleiter Rainer Andres vorbei, hängt ein Schild mit der Aufschrift "Kassenumstellung" an die Eingangstür und sperrt ab. Es ist die einzige Stunde des Jahres, in der die Tankstelle geschlossen bleibt. "Ich muss jetzt den Jahresabschluss machen, dann werden die Kassen auf 19-Prozent-Mehrwertsteuer umgestellt." Um die Anpassung der Benzinpreise braucht sich Andres nicht zu kümmern, sie kommen automatisch aus der Zentrale, werden für 0.30 Uhr erwartet. Fahles Flackern

Die Endpreise der Waren im Laden bleiben trotz Steuererhöhung unverändert, die Etiketten an den Regalen müssen daher nicht ausgetauscht werden. Aus Richtung Reinsfeld dringt das Feuerwerk als fahles Flackern herüber. Mitternacht ist vorbei, in der Tankstelle hat es niemand bemerkt. Der Kassenabschluss ist erledigt, jetzt bleibt Zeit für einen kurzen Händedruck und gute Wünsche zum neuen Jahr. Sekt gibt es nicht, nicht einmal Mineralwasser. Pünktlich erscheinen die Benzinpreise an der Anzeigetafel, der Jahreswechsel ist reibungslos verlaufen. Der Betriebsleiter nimmt das Schild von der Tür, dann kommen schon die ersten Kunden. Es sind drei amerikanische Soldaten aus Idar-Oberstein. "Zu Hause war es uns zu langweilig, jetzt fahren wir nach Trier auf eine Party." Ein Kaffee aus dem Automaten und ein Plunderteilchen zur Stärkung, dann steigen sie wieder in den Wagen. Auch Rainer Andres fährt wieder zu seiner Familie zurück, will sich noch ein Gläschen Sekt genehmigen. Zurück bleibt Robert McDonald. Sein Dienst geht noch bis 6 Uhr früh am Neujahrsmorgen.

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