Vater gesteht, sein Baby gequält zu haben

Ein 32-Jähriger aus einem kleinen Moselort hat gestern vor dem Trierer Landgericht gestanden, seine neugeborene Tochter im vergangenen Jahr brutal misshandelt zu haben.

Trier. Es dauert fast drei Stunden, bis Rechtsanwalt Andreas Hackethal das mitteilt, worauf die Prozessbeteiligten an diesem Tag warten: das Geständnis des 32-jährigen Vaters, der im vergangenen Jahr seine gerade erst geborene Tochter misshandelt und fast getötet hat. Der gegenüber dem ersten Verhandlungstag vor zwei Wochen deutlich mitgenommener wirkende Mann hat nicht die Kraft, selbst zu reden. Der junge Vater könne nicht mehr verstehen, wie es dazu gekommen ist, sagt sein Verteidiger "Er schämt sich außerordentlich." Der 32-Jährige weint, hält die Hände vors Gesicht. Er will seine gesamten Ersparnisse seiner Tochter vermachen - als Zeichen der Reue.

Die Rechtsmedizinerin Bianca Navarro, die dem Angeklagten, der aus einem kleinen Moselort stammt, gegenüber sitzt, schüttelt beim Geständnis, verständnislos mit dem Kopf. Für die profilierte und bundesweit bekannte Medizinerin, die die Verletzungen der kleinen Anne-Line untersucht hat, gibt es keine Entschuldigung für das, was dem Baby angetan worden ist.

Bis zum Beginn der sadistischen Quälereien im Mai vergangenen Jahres hat nichts im Leben des Mannes auf einen derartigen Bruch in seinem Lebenslauf hingedeutet. Er hat zehn Jahre lang in einer Maschinenbaufirma in Bernkastel-Kues erfolgreich gearbeitet, ist beruflich viel im Ausland unterwegs gewesen, hat gutes Geld verdient. Zuletzt hat er als Fahrkartenverkäufer bei einer Mosel-Schifffahrtsflotte gearbeitet, dort lernt er seine Freundin, die spätere Mutter seiner Tochter, kennen. Die habe nichts mit den Misshandlungen zu tun, sagt Hackethal.

Der junge Vater gibt mit seinem Geständnis zu, die gerade erste eine Woche alte Anne-Line brutal gequält zu haben. Er hat ihr mehrere Knochen gebrochen, die Zehen gequetscht und sogar 55 Grad heiße Milch über den Kopf gegossen.

Zu den einzelnen Vorwürfen äußert er sich nicht. Sein Anwalt deutet an, dass möglicherweise Probleme mit seiner Freundin, der Mutter von Anne-Line, der Grund für die mehrmaligen Misshandlungen waren. Vielleicht ist er auch überfordert gewesen als Vater. Immer wieder hat er frühere Beziehungen abgebrochen, wenn sie ihm, wie er sagt, "zu eng" geworden sind oder die Freundinnen ein Kind haben wollten. Bindungsängste könnten eine Rolle spielen, sagen seine Verteidiger Hackethal und Franz Xaver Wittl nach der Verhandlung.

Die Mutter von Anne-Line habe nichts mit der Misshandlung zu tun, sagt Anwalt Hackethal. Dem Geständnis ist ein über einstündiges Gespräch zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und den Anwälten vorausgegangen. Ergebnis des sogenannten Deals: Statt der möglichen zwölf oder 13 Jahre Gefängnisstrafe drohen dem Vater nun höchstens neun Jahre Haft.

Am Freitag soll das Urteil fallen.

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