Verjüngungskur für den Petrusbrunnen

Trier · 99 Projekte hat der Denkmalrettungsverein Trier-Gesellschaft seit der Gründung 1982 ge stemmt. Projekt Nummer 100 ist einem besonders Not leidenden Stück Trier gewidmet: Der marode Petrusbrunnen soll in Zusammenarbeit mit der Stadt im Frühjahr komplett erneuert werden.

Trier. Chefapostel Petrus ist Triers Stadtpatron und wird von den Trierern hoch verehrt. Es gibt Gedichte und Lieder über ihn, neuerdings steigt er sogar in die Narrenbütt (Franz Wanninger bei der KG Rote Funken). Aber ausgerechnet der Petrusbrunnen auf dem Hauptmarkt zeugt ganz und gar nicht von der Zuneigung der Stadt-Bewohner. Zu Petrus\' Füßen bietet sich ein jämmerlicher Anblick: Der reiche Figurenschmuck des Wasserspenders ist von Moosen und Algen überzogen und von Rissen durchsetzt. Hier fehlt eine ganze Hand samt Spiegel, dort ein halber Delfin. Ein Schwan ist komplett von der Bildfläche verschwunden. Die Frage, ob da Vandalen oder der Zahn der Zeit am Werk waren, stellt sich nicht mehr: Der Pe trusbrunnen zerfällt.
Stadtpatron auf dem Trockenen


2012 zog das für die städtischen Brunnen zuständige Grünflächenamt die Notbremse und drehte gar den Hahn zu, weil die Bleiverkleidung des Beckens so porös ist, dass ein regulärer Betrieb noch größere Schäden hervorrufen würde. Stadtpatron Pe trus steht auf dem Trockenen. "Ein Unding", findet auch Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani. "Aber die Stadt könnte sich dringend nötige Instandsetzung im Alleingang nicht leisten."
Muss sie auch nicht, denn die Trier-Gesellschaft macht das Runderneuerungs-Vorhaben möglich. "Die Rettung des Hauptmarktbrunnens wird unser 100. Projekt", kündigt der Vorsitzende Karlheinz Scheurer an. Die Unterstützung beschränkt sich nicht auf eine Beteiligung an den Kosten. "Wir übernehmen die Bauherrschaft und sorgen für die finanzielle und technische Abwicklung - vorausgesetzt, der Stadtrat stimmt zu." Was aber in Anbetracht des erfolgreichen Frankenturm-Projekts als reine Formsache gilt. 2006/07 hatte die Trier-Gesellschaft den Innenausbau des 900 Jahre alten Wohnturms in der Dietrichstraße ebenfalls auf eigene Kappe bewerkstelligt und zügig realisiert. Der Vorteil der Bauherrschafts-Übernahme durch den Denkmalrettungsverein: "Wir müssen nicht europaweit ausschreiben und können flexibler agieren als eine Behörde, die vielen Sachzwängen unterliegt", erläutert Scheurer.
Rund 100 000 Euro dürfte es kosten, den Pe trusbrunnen technisch und optisch wieder auf Vordermann zu bringen. Die Stadt will 35 000 Euro übernehmen; die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (10 000 Euro) und die Mainzer Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE; 15 000 Euro) haben Unterstützung signalisiert. Die Trier-Gesellschaft steuert 40 000 Euro bei, die zum Teil durch private Spenden zusammenkommen sollen (Sonderkonto 468033 bei der Sparkasse Trier, Stichwort: Hauptmarktbrunnen).
Um die Brunnenfiguren wieder im ursprünglichen Glanz erstrahlen zu lassen, müssen sie erst von den 30 Jahre alten Farben der bislang letzten Restaurierung befreit werden. Dann sind Steinmetze gefragt, die Risse ausbessern und fehlende Teile ergänzen. Abschließend erhält der Brunnen eine komplett neue Farbfassung.
Voraussichtlich am 14. März wird sich der Stadtrat mit dem Petrusbrunnen-Projekt befassen. Gibt er grünes Licht, wird die Trier-Gesellschaft umgehend die Ausschreibungen vornehmen "und möglichst schnell loslegen", erklärt Scheurer. Seine Wunschvorstellung: "Bis zum 29. Juni soll das Baugerüst verschwinden und der Brunnen in frischem Glanz erstrahlen. Denn dann ist Altstadtfest und Peter und Paul - Petrus\' Namenstag."Extra

Der Verein "Trier-Gesellschaft zur Erhaltung Trierer Kulturdenkmale" wurde 1982 gegründet. Seitdem hat er 99 Projekte unterstützt und rund 1,4 Millionen Euro in die Rettung von Baudenkmälern investiert. Größte Vorhaben waren die Restaurierung des Mittelalter-Stadttores Kastilport im Palastgarten und des Balduinbrunnens sowie der durch eine TV-Spendenaktion unterstützte Innenausbau des Frankenturms, in dem seit 2007 Veranstaltungen stattfinden können. Haupt-Einnahmequellen der Trier-Gesellschaft sind die Beiträge der aktuell 422 Mitglieder und Spenden. Der Vorstand besteht aus Versicherungsfachwirt Karlheinz Scheurer (Vorsitzender), Stadtmuseums-Direktorin Elisabeth Dühr (stellvertretende Vorsitzende) und Sparkassen-Vorstand Peter Späth (Schatzmeister). rm.Extra

Üppiges Dekor mit Hintersinn: Der 1595 vom Trierer Bildhauer Hans Ruprecht Hoffmann geschaffene Petrusbrunnen ist ein Meisterwerk. Den in mehreren Etagen aufgebauten Brunnenstock krönt die Statue des Stadtpatrons Petrus, im unteren Teil sind unter anderem die Kardinaltugenden Justitia (Gerechtigkeit), Fortitudo (Stärke), Temperantia (Mäßigung) und Prudentia (Klugheit) dargestellt. Hinter dem Damen-Quartett treiben Affen unartige Dinge. Die Figuren sind Kopien, die Originale stehen - wie die Figuren der benachbarten Steipe - im Stadtmuseum Simeonstift. In seiner 418-jährigen Geschichte wurde der Petrusbrunnen mindestens sieben Mal restauriert - zuletzt 1983 im Vorfeld der 2000-Jahr-Feier Triers (1984). rm.

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