Vermummt und schwer bewaffnet

TRIER. Sie werden gerufen, wenn die Lage kritisch wird und Geiseln um ihr Leben fürchten. Die Spezialeinsatzkommandos (SEK) kennen den Polizeidienst in seiner härtesten Form. Franz-Dieter Ankner, seit dem 1. Januar Leiter der Polizeidirektion Trier, gehörte 19 Jahre lang zu dieser Sondereinheit und war von 1998 bis 2002 Leiter des SEK Rheinland-Pfalz.

Geiseldramen, Entführungen, Erpressungen, Terror-Anschläge - die Männer und Frauen in den Spezialeinsatzkommandos werden mit Situationen konfrontiert, in denen viele Leben, auch ihr eigenes, auf dem Spiel stehen.Einsatz beim Geiseldrama

Ausgerüstet mit kugelsicheren Westen, Sturmhelmen und Maschinenpistolen sah man die Mitglieder der Sondereinheit beim Geiseldrama von Gladbeck im August 1988, bei der Kaperung eines Touristenbusses in Köln 1995 und auch beim Amoklauf eines Schülers im Erfurter Gutenberg-Gymnasium im April 2002 - drei der spektakulärsten Einsätze. Die schwer bewaffneten und vermummten Männer und Frauen geraten in solchen Fällen ins Blickfeld der Öffentlichkeit und auf die Fernsehschirme. Franz-Dieter Ankner war von 1982 bis 1997 Mitglied des Spezialeinsatzkommandos Rheinland Pfalz in Koblenz und Lahnstein, von 1998 bis 2002 war er sogar dessen Leiter. "Ich wollte meine Fähigkeiten dort einbringen, wo sie gebraucht wurden", sagt der neue Leiter der Polizeidirektion Trier. "Außerdem muss man die damalige Situation sehen. Ich war jung, fit und überzeugt davon, diese Belastungen packen zu können." Der heute 46-jährige Polizeidirektor machte seinen Job im SEK so gut, dass er im Juli 1998 Chef der Sondereinheiten in Rheinland-Pfalz wurde. Vier Jahre lang koordinierte er die Sondereinsätze, darunter auch die Geiselnahme in Wasserbillig im Mai 2000. Nach zwei weiteren Jahren als Leiter der Verkehrsdirektion im Polizeipräsidium Koblenz von 2002 bis Ende 2004 kam er jetzt nach Trier. Ankner zögert, der offene Umgang mit dem Thema SEK fällt ihm nicht leicht. Dennoch: Wie werden die Mitglieder der Sondereinheiten mit der enormen nervlichen Belastung über Jahre hinweg fertig? "Schon beim Auswahlverfahren wird die Belastbarkeit genau überprüft", erzählt Ankner. Chancen haben nur Bewerber mit überdurchschnittlicher körperlicher Fitness und mentaler Belastbarkeit. "Nur zehn bis 30 Prozent der Bewerber, die bereits ausgebildete Polizisten sind, kommen durch. Teamfähigkeit ist ein wesentlicher Faktor." Schreckensszenario Geiseldrama: Scharfschützen lauern auf Dächern, um den Täter mit einem gezielten Schuss daran zu hindern, seine Geiseln zu verletzen oder zu töten. Ankner war sieben Jahre lang Präzisionsschützentruppbeamter - er hätte der Mann sein können, der auf den Geiselnehmer zielt. "Dazu kam es nie", sagt er. "Man wird ausgebildet, um so handeln zu können, wenn die Lage es erfordert." Franz-Dieter Ankner löst Werner Funk als Leiter der Polizeidirektion ab. "Der Hintergrund dieses Wechsels ist die Mobilitätsphilosophie des Innenministeriums", sagt Polizeipräsident Manfred Bitter. Funk wird Leiter der Bereitschaftspolizei Wittlich-Wengerohr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort