Verneigung vor Opfern

TRIER. (rm.) Das Unfassbare darf niemals in Vergessenheit geraten. Deshalb lädt die Jüdische Kultusgemeinde an jedem 9. November zum Gedenken an die Opfer der Pogromnacht von 1938 ein.

Die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 war das "Signal für den größten und schlimmsten Massenmord in der Geschichte der Menschheit. Hinterher konnte niemand behaupten, er habe nichts gewusst", betonte Benz Botmann, der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Trier, bei der Gedenkveranstaltung gestern Abend am Platz der alten Trierer Synagoge. Sie erinnert traditionsgemäß an den im ganzen Reich organisierten Auftakt zum Holocaust, bei dem die Nationalsozialisten bis 1945 Millionen von Juden umbrachten. Oberbürgermeister Helmut Schröer, der gemeinsam mit Botmann und Esriel Schwebel Kränze an der Gedenk-Stele niederlegte, sprach vor mehreren hundert Veranstaltungs-Teilnehmern von einem "wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur in unserer Stadt". Triers Jüdische Gemeinde zählt 470 Mitglieder

Auch in Trier tobte gestern vor 68 Jahren der Nazi-Mob, schändete und plünderte die 1859 erbaute Synagoge, die in der Vorweihnachtszeit 1944 bei den massiven britischen Bombenangriffen zerstört wurde. Knapp fünf Jahre nach der Pogromnacht, im Juli 1943, gab es keine Juden mehr in Trier. Schröer: "Die Vorgänge von damals sind zutiefst beschämend für uns Deutsche." "Wer die Opfer vergisst, tötet sie heute noch einmal", erklärte Botmann und forderte dazu auf, Ernst zu machen mit dem Schutz der Menschenwürde. Schröer nannte das jährliche Gedenken eine "Verneigung vor den Opfern" und fügte hinzu: "Wir sind froh, dass wir wieder jüdische Mitbürger in unserer Stadt haben." Laut Benz Botmann sind es genau 470.

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