"Verrücktes" Jahrmarktkino

Ein waschechtes Wanderkino, wie es um die Jahrhundertwende durch die Region zog, wird das Altstadtfest bereichern und vom 22. bis 24. Juni sein Zelt vor der Trierer Konstantin-Basilika aufschlagen.

 Gute, alte Zeit: Wanderkino in Trier. TV-Foto: Mandy Radics

Gute, alte Zeit: Wanderkino in Trier. TV-Foto: Mandy Radics

Trier. Der Fachbereich Medienwissenschaft der Uni Trier, die Cinématèque Luxemburg und das Jahrbuch "Kintop" wollen ein längst vergessenes Medium aus seinem "Dornröschenschlaf" erwecken. Denn schon Familie Marzen, Trierer Filmpioniere, unterhielt vor über einhundert Jahren mit einem Wanderkino die Großregion und zeigte fremde und lokale Filme. Das neu gefertigte Wanderkinozelt namens "Crazy Cinématographe" wird nun das Gleiche in der heutigen Zeit tun und wie die Marzens durch die Großregion touren. Die Eröffnung der Attraktion ist am 22. Juni um 18 Uhr. Samstags und sonntags wird zwischen 15 und 23 beziehungsweise 22 Uhr vorgeführt. Eine halbe Stunde dauert das Spektakel und kostet zwei Euro, ermäßigt ein Euro. Claude Bertemes, Direktor der Cinématèque meint: "Das ist das bisher gewagteste Projekt, verrückt, weil wir eine Tradition von damals wieder erschaffen wollen und wahrhaft grenzüberschreitend, wie ein Wanderkino sein muss." Denn die besondere Attraktion wird nicht nur in Trier zu sehen sein, sondern auch in Saarbrücken, Luxemburg, Thionville und Liège. Was damals schon nicht einfach war, ist heute auch nicht besser, vor allem der Transport, denn drei LKW sind notwendig, um das 100 Quadrat meter große Zelt zu transportieren. Dass hinter diesem "Mammut-Projekt" viel Arbeit steckt, weiß Professor Loiperdinger, Projektleiter und Dozent der Medienwissenschaft: "Von der ersten Idee bis heute hat die Planung etwa vier Jahre gedauert." Die Frage ist nur, was kann den Zuschauer von heute an einem ausgedienten Medium von gestern interessieren? Ganz einfach: In den Filmen gibt es Leute, die "platt wie eine Flunder" gemacht werden oder gar explodieren. Das Programm ist "sensationell, absonderlich und märchenhaft". Ab 22 Uhr kann man sogar "erotische Pikanterien" bewundern, die wohl für prüde Besucher nicht geeignet sind. Laut Loiperdinger gibt es "Livemusik, Live-Animation und einen Filmerklärer". "Das Programm ist gestaltet wie früher. Es gibt einen starken Kontrast zwischen den Programmpunkten", sagt Bertemes. Und Brigitte Braun, Medienwissenschaftlerin, trumpft mit einem weiteren "Schmankerl" auf: "Die Trierer Filme wurden extra von Addi Schäfer in Trierer Mundart besprochen."

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