Verrückte Lieder und alte Steine

Trier · Barocke Musik in urzeitlicher, römischer und zeitgenössischer Atmosphäre: Die Lautten Compagney Berlin hat im Rahmen des Mosel Musikfestivals 200 Zuhörer im Rheinischen Landesmuseum verzaubert. Thema des Wandelkonzerts waren diesmal verrückte Lieder, "Mad Songs".

 Barockmusik auf alten Instrumenten: die Lautten Compagney Berlin beim Wandelkonzert. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Barockmusik auf alten Instrumenten: die Lautten Compagney Berlin beim Wandelkonzert. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. Sie leidet. Gesche Geier zieht die Brauen hoch, groß werden ihre Augen, als sie von dem Mädchen singt, das an gebrochenem Herzen stirbt, und von dem ertrunkenen Seemann, dem die Meernymphen die Totenglocke läuten. "Ding dong", singt Geier mit glasklarer Sopranstimme. Wolfgang Katschner zupft dazu dezent die Theorbe, eine Art Basslaute. Dann greifen Cembalo und Cello die Melodie auf. Die Zuhörer sitzen vor den Musikern auf der Treppe, mit Blick auf die Vitrinen mit Exponaten aus dem Eiszeitalter.
Weiter ziehen die Gäste, während die Künstler auf die nächste der drei Gruppen beim Wandelkonzert "Nachts durchs Museum" warten. Im "Reich der Schatten" spielen Blockflöte, Oboe, Theorbe und Percussion Suiten und Tanzmusik aus dem 17. Jahrhundert, von Katschner eigens für die Trierer Aufführung zusammengestellt. Die Lichtprojektion tanzt zur Musik. Kammermusik erfüllt den Treverersaal.
Anschließend sammeln sich alle Musiker im Atriumhof zum Open-Air-Konzert; die 200 Zuhörer verteilen sich auf den Rängen. Geier singt, genau wie später beim Abschlusskonzert des Gesamtensembles der Lautten Compagney Berlin im Rheineck-Saal, von verrückten, schwermütigen und liebesgeschädigten Menschen. Sie singt melancholische und spöttische Lieder, sogenannte "Mad Songs" des englischen Komponisten Henry Purcell (1659-1695) und seiner Zeitgenossen. Dabei spielt sie die gesamte Bandbreite ihrer Stimme aus, wispert, betört, fleht, schimpft, flucht. Die Gäste verfolgen die Texte im Programmheft.
Er habe den Ablauf nach Inhalten geordnet, sagt Katschner. Dazwischen gibt es fröhliche, verspielte Tänze, denen Nora Thiele mit Trommeln, Schellen und Becken sowie Martin Ripper und Markus Müller mit Flöten und Oboe Schwung und Tempo verleihen. Den Zuhörern gefällt diese Art, Alte Musik zu genießen, und sie spenden tosenden Applaus. mehi

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