Vertrauen groß - Wartezeiten lang

TRIER. (r.n./red) Die Patienten in Trier und im Kreis Trier-Saarburg sind zufrieden mit ihren Ärzten. Das belegt eine Befragung, die von den Ärzteorganisationen in Auftrag gegeben wurde. Bei den Wartezeiten hagelte es allerdings Kritik.

Nach Auskunft der Initiatoren hat es zuvor in Deutschland eine breiter angelegte Befragung von Patientinnen und Patienten gegeben. Das Gemeinschaftswerk von Kassenärztlicher Vereinigung (KV), Universität und Gesundheitsamt Trier belegt: Die Patienten in der Region sind mit ihren Haus- und Fachärzten zufrieden. Heftige Kritik gibt es nur in Sachen "lange Wartezeit". Die Studie räumt auch auf mit einem Vorurteil: Patienten sind offenbar - anders als in der öffentlichen Diskussion gerne verbreitet - Zuwendung und Anteilnahme wichtiger als ein verschriebenes Medikament. Die Mediziner werten das Ergebnis der Patientenumfrage als großen Vertrauensbeweis. KV-Vorsitzender Dr. Carl-Heinz Müller erläutert, mit der Umfrage sei man bewusst an die Wurzeln gegangen. "Wer wüsste besser Auskunft zu geben als unsere Patienten." Ärzte hätten sich der kritischen Rückmeldung ihrer Patienten gestellt, ihnen Einblick in die Praxisabläufe gewährt und die Chance genutzt, ein individuelles Praxisprofil zu bekommen. Die von der KV Trier in Auftrag gegebene Studie soll auch als Maßnahme zur Qualitätssicherung im ambulanten Sektor dienen. Denn es sei ein Ziel gewesen, Schwachpunkte wie schlechtes Praxismanagement aufzudecken. Studierende der Soziologie sowie Betriebs- und Volkswirtschaft der Universität Trier hatten von Mai bis Juni 2002 insgesamt 2973 Patienten in 31 Praxen (17 in Trier, 14 im Kreis Trier-Saarburg) befragt. Ausgewählt wurden Praxen mit einem hohen Anteil an Akut-Patienten. Die beteiligten Ärzte hatten weder auf Wahl und Formulierung der Fragen noch auf Auswahl der Patienten Einfluss. Die Befragten gaben in anonymisierter Form Auskunft über Anlass des Arztbesuches, Konsultationsverhalten, Beschwerden und Krankheiten, Medikamentation, Zufriedenheit mit der Behandlung, Zufriedenheit mit Ärzten und Helferinnen, Zufriedenheit mit Praxisorganisation und Praxisausstattung, Kriterien für die Arztwahl, Wünsche und Erwartungen an die Ärzte, Wartezeit und Behandlungsdauer, Impfungen und Früherkennung, Ernährung sowie Bewegung und Rauchen. Deutlich wurde, dass 90,2 Prozent der Befragten bei gesundheitlichen Problemen zuerst ihren Hausarzt konsultieren. Nach Aussage von Studienleiter Dr. Rüdiger Jacob ist wenig spürbar vom so genannten "Chipkartentourismus" und Ärzte-Hopping. Vertrauensbeweis für Mediziner

Als Kriterien für die Arztwahl rangieren Vertrauensverhältnis, freundliches Personal und der gute Ruf ganz oben. Während 89,4 Prozent der Befragten ihre Erwartungen an den Arzt mit "die Krankengeschichte kennen" beschrieben, 81 Prozent sich Ärzte als "Mutmacher" wünschen, erwarten nur 37,2 Prozent, dass er ein Medikament verschreibt. 56 Prozent der Befragten haben ein Rezept erhalten. Über die Hälfte der Befragten erachtet es als wichtig, dass ihr Arzt den Anschluss an den medizinischen Fortschritt nicht verpasst. Patienten einer gesetzlichen Krankenkasse haben laut Studie keineswegs das Gefühl, gegenüber dem privat Versicherten im Nachteil zu sein. Carl-Heinz Müller: "Die Zwei-Klassen-Medizin wird von der Umfrage nicht bestätigt." Die Ärzte hätten aber sicher ein Imageproblem, findet Rüdiger Jacob. "Es gibt faktisch keine Bevorzugung, aber viele glauben das doch." Auch die Wartezeiten, so die Patientensicht, hingen nicht vom Versichertenstatus ab. Die lange Wartezeit ist dennoch der Knackpunkt und trägt entscheidend zur Unzufriedenheit von Patienten bei. Im Schnitt vergeht eine halbe Stunde, bis ein Patient den Arzt seines Vertrauens sieht, aber es gibt eben auch Ausreißer von bis zu fünf Stunden. In Trier sind vor allem alle orthopädischen Praxen dem Ansturm nicht gewappnet, es gibt Defizite in der Betreuung. Patienten mit Termin warten beim Orthopäden immer noch länger als beim Hausarzt ohne Termin. Wie sind ihre Erfahrungen mit Ärzten? Ihre Zuschriften sollten nicht länger als 25 Zeilen à 30 Anschläge sein.

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