(Video) Sieben Männer und ein Apfelgetränk: Trierer Viezprobe mit 53 regionalen Herstellern

Trier · Der Viez ist - neben dem Wein - das Getränk unserer Region. Aber Viez ist nicht gleich Viez. Laut Experten gibt es große Unterschiede. Bei der Viezverkostung in der Trierer Domäne Avelsbach haben Kenner 53 Vieze aus der Region getestet und bewertet.

 Grosse Viezprämierung in der Staatlichen Weinbaudomäne Trier. TV-Foto: Friedemann Vetter

Grosse Viezprämierung in der Staatlichen Weinbaudomäne Trier. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Sieben Männer sitzen zusammen an einem Tisch in der Avelsbacher Domäne. Vor ihnen stehen jeweils drei Gläser, eine Flasche Wasser, ein Korb mit Brötchen und ein Käseteller. Daneben befindet sich ein seltsam geformtes Metallgefäß. Dorthinein werden die Tester den Viez spucken, nachdem sie ihn probiert haben. Auch der Rest, der sich nach der Probe noch im Glas befindet, kommt dort hinein.

Ein weiterer separater Tisch ist fast vollkommen bedeckt mit Viezflaschen, die in Papier gehüllt sind. Insgesamt 53 Produkte nimmt das Expertenteam, das sich aus Viezproduzenten, Mitgliedern der Viezbruderschaft und Viezliebhabern zusammensetzt, unter die Lupe. Bewertet werden sowohl Geruch als auch Geschmack und Harmonie der Produkte.

Für jede Kategorie können Punkte auf einer Skala von null bis fünf vergeben werden. Null heißt so viel wie "ungenießbar, Ausschluss", fünf bedeutet "hervorragend". Aber wie genau sollte ein gelungener Viez denn schmecken? Für Jürgen Schmidt vom DLR (Dienstleistungszentrum ländlicher Raum) Rheinland-Pfalz macht die richtige Harmonie zwischen Säure und Frucht einen guten Viez aus. Auch der "Charakter" des Viezes sei wichtig.

Warum trinken eigentlich so viele Menschen Viez, ziehen ihn teilweise sogar dem Wein vor? Laut Jürgen Gehentges aus Igel, der in seiner Freizeit selbst Viez herstellt, gibt es zwei Hauptgründe dafür. Erstens hat Viez weniger Alkohol als Wein, zweitens gehöre er einfach zu unserer Region dazu. Schon seine Eltern und Großeltern hätten gerne Viez getrunken. Schmidt fügt hinzu, dass der Viez von heute allerdings anders sei als der, den man früher getrunken hat. Die Säure stünde zwar noch immer im Vordergrund, aber der Viez sei wesentlich "zahmer" geworden. Deshalb sei Viez mittlerweile auch bei jungen Leuten ein beliebtes Getränk. Die meisten würden ihn aber am liebsten mit Cola oder Limo mischen. Die Experten genießen den Viez natürlich pur.

Der Unterschied zwischen dem Viez aus unserer Region und dem sogenannten "Äppelwoi" aus Frankfurt läge vor allem in der Säure, sagt Jürgen Schmidt. Auch wenn der Viez heute milder sei als früher, würde er sich trotzdem immer noch sehr von dem viel süßeren Apfelwein unterscheiden.

"Jetzt kommt Probe Nummer eins" , kündigt Schmidt an. Die 18. Viezverkostung beginnt. Eine Flasche, deren Etikett von einer Manschette aus Wellpapier bedeckt ist, wird herumgereicht. Jeder der sieben Experten schenkt sich ein wenig davon ein. Mit konzentrierter Miene schwenken die Viezkenner ihr Glas, riechen daran und nehmen schließlich einen Schluck. Den Viez behalten sie für einige Zeit im Mund, bevor sie ihn wieder ausspucken. Am Ende macht sich jeder Notizen und vergibt Punkte für Geruch, Geschmack und Harmonie. So geht es weiter, bis alle 53 Produkte getestet sind.

In diesem Jahr sind neben dem Viez auch zwei sogenannte "Seccos", also Sekt aus Äpfeln, dabei. Nach einer Zeit legen die Experten aber eine kurze Pause ein. Denn "nach der zwanzigsten Probe hat die Zunge nicht mehr die Sensorik, die man braucht", erklärt Jürgen Schmidt. Immer wenn fünf bis zehn Vieze getestet worden sind, findet eine kurze Besprechung statt. Oft sind sich die Tester einig, manchmal gibt es aber auch Uneinigkeiten.

Bei Probe fünf bemerkt Hanspitt Weiler, Mitglied der Trierer Viezbruderschaft, dass er sich wie bei einer Weinprobe fühle. Der Viez sei süßlich und hätte für seinen Geschmack zu wenig Säure. Auch Franz Steffgen von der Trierer Viezbruderschaft findet, dies sei eher Apfelsaft als Viez. Harry Kacprowski von der DLR Mosel bezeichnet Viez Nummer fünf dagegen als ein "gutes Einstiegsprodukt" für jüngere Viezkonsumenten. Der siebte Viez, der getestet wird, schneidet insgesamt richtig gut ab. "Davon hätte ich gerne ein Fässchen im Keller", meint Weiler. Gerd Scholten vom DLR Mosel, der die Viezverkostung zusammen mit Jürgen Schmidt aufgebaut hat, stimmt ihm zu.

Dass die Viezprobe mittlerweile etabliert ist, zeigt sich an der Rekordbeteiligung in diesem Jahr. Schmidt, der auch der Vorsitzende der Prüfung ist, führt das darauf zurück, dass es im vergangenen Jahr so viele Äpfel in der Region gegeben habe. Deshalb hätten viele Früchte verwertet und unter anderem zu Viez verarbeitet werden müssen. Am 20. April werden die Vieze, die am besten abgeschnitten haben, prämiert. Und dann heißt es nicht nur für die Tester, sondern auch für die Produzenten: anstoßen und genießen.

Extra: Viezbruderschaft
Die Trierer Viezbruderschaft beansprucht einen großen Anteil am Erfolg des Apfelproduktes. Sie bezeichnet sich auch als "Marketinggesellschaft für das Produkt Viez". Sie wurde wurde im Jahr 2010 von neun Viezliebhabern gegründet. Heute besteht sie aus zwanzig Mitgliedern, die unter anderem das Trierer Viezfest organisieren.

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